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In "Drei Engel für Armand" hatte US-Autor Jim Hines Aschenputtel, Dornröschen und Schneewittchen zu einer schlagkräftigen Truppe vereint, die sich ins Herz des Elfenreiches vorwagten, um Aschenputtels entführten Ehemann zu retten. In "Die fiese Meerjungfrau" schickt er die drei Prinzessinnen Danielle, Talia und Schnee auf ihre nächste Mission.
Beim traditionellen Begrüßen des Meervolks auf hoher See, das nach seinem Winterschlaf in wärmere Gefilde zurückkommt, geschieht das Unfassbare: Anstelle des freundlichen Undinenkönigs tritt seine Tochter Lirea als Herrscherin über ihr Volk auf. Noch ehe die Prinzessinnen realisieren, was geschieht, hat Lirea Danielles Schwiegermutter, Königin Beatrice, einen Dolchstoß verpasst – und flieht ...
Beatrice scheint zwar nicht lebensgefährlich verletzt, ihre Seele jedoch ist aus ihrem Körper geflohen. Um ihre mütterliche Freundin zu retten, wagen sich die drei Freundinnen gemeinsam in einem Schiff aus Dryadenholz aufs Meer hinaus, um Lireas Großmutter zu finden. Von ihr erhoffen sie sich Hilfe, denn Morveren gilt als mächtige Meerhexe …
Wer beim Lesen des Titel noch keine Rückschlüsse gezogen hat, dem wird vermutlich spätestens bei der Inhaltsangabe klar: In "Die fiese Meerjungfrau" verarbeitet Hines Motive des Hans Christian Andersen-Märchens "Die kleine Seejungfrau". Wie bereits in "Drei Engel für Armand" deutet er hier einiges um und verwendet – anders als so manche Verfilmung – auch die düsteren, tragischen Motive des Märchens. Trotzdem geht das Konzept diesmal nicht ganz auf. Woran das liegt, ist schwer einzuschätzen. Deutlich ist jedenfalls, dass "Drei Engel für Armand" wesentlich spritziger ist als "Die fiese Meerjungfrau". Die Handlung geht diesmal stellenweise nur schleppend voran – und das liegt nicht daran, dass nichts passieren würde. Vielmehr springt der Funke nicht ganz über.
Positiv zu vermelden ist, dass Hines im zweiten seiner auf vier Teile angelegten Märchenprinzessinnen-Serie auch vieles richtig macht: Die Charaktere dürfen sich ein bisschen weiterentwickeln. Vor allem Schnee lernt, besser mit der Spiegelmagie umzugehen, und der Leser erhält einige kleine Einblicke in ihre schreckliche Kindheit. Talia zeigt sich von einer etwas weicheren Seite und die ehemalige Dienstmagd Danielle fühlt sich bei Hof nicht mehr ganz so unsicher.
Ebenfalls schön ist, dass die Handlung mitunter recht stark von der Andersen-Vorlage abweicht – dass die Meerjungfrau nicht stirbt, sondern wahnsinnig geworden ist und dass es sich bei der Meerhexe um ihre eigene Großmutter handelt, sind da noch die kleinsten Abwandlungen. Sehr schön gelungen auch die Idee, dass Hines' Undinen im Vergleich zu den Menschen moppelig sind – im kalten Meereswasser brauchen sie die zusätzliche Speckschicht, um nicht zu frieren.
Insgesamt wird "Die fiese Meerjungfrau" aber den Erwartungen, die das Publikum nach dem überaus gelungenen Serienauftakt stellt, leider nicht gerecht. Ein bisschen mehr Introspektive und Fortentwicklung der Hauptfiguren wäre schön gewesen und auf die eine oder andere spannungsarme Szene hätte man gern verzichtet. Aber vielleicht behebt der Autor diese Mängel ja im dritten Teil der Reihe.
Eine Leseprobe gibt es hier.