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In seinem dritten Fall tauscht Jack Taylor, eigenwilliger Ex-Polizist mit schweren Selbstzerstörungstendenzen, erneut eine Droge gegen eine andere ein: Statt Kokain sind nun allerlei verschreibungspflichtige Pillen das Mittel der Wahl, um dem Schmerz zu entfliehen. Die verhängnisvolle Fehleinschätzung, die Jack im Fall der Tinker-Morde traf (nachzulesen in "
Jack Taylor liegt falsch"), lastet so schwer auf ihm, dass er ernsthafte Suizidgedanken hat.
Doch Jack hat noch eine Schuld offen, und das ausgerechnet bei Bill Cassel, einer höchst gefährlichen Unterweltgröße im irischen Galway. Bill "bittet" Jack, für ihn eine ehemalige Ordensschwester ausfindig zu machen, eine inzwischen hochbetagte Frau, die vor vielen Jahren in dem berüchtigten Magdalenen-Stift gearbeitet hat, wo junge Mädchen systematisch von den Nonnen misshandelt und sogar getötet wurden. Nun will Bill Cassell sich bedanken, denn die gesuchte Frau half vor vielen Jahren Bills Mutter, aus dem Nonnenkloster zu fliehen.
Gleichzeitig wird Jack auf einen zweiten Auftrag angesetzt, als ihn ein Mann engagiert, um seine Stiefmutter zu beschatten, denn die ist scheinbar am Tod ihres Ehemannes – dem Vater des Auftraggebers – nicht unschuldig. Zu dumm, dass Jack der rätselhaften Frau mit Haut und Haar verfällt …
Im dritten Band der Jack-Taylor-Reihe tritt, ähnlich wie schon in Band eins, die Krimihandlung eher in den Hintergrund. Zwar geht es durchgehend um die Ermittlungen im Fall der gesuchten Ex-Nonne und der vermeintlich mörderischen Stiefmutter, jedoch steht eigentlich Jacks Seelenleben im Vordergrund. Der Privatermittler ist mehr denn je ein vom Leben gebeuteltes Wrack und setzt sich bereits mit seinem Selbstmord auseinander. Doch es kommt alles anders, denn zunächst will Jack noch seine Schuld bei Bill Cassell begleichen – und erneut wird er an der Nase herumgeführt, was den irischen Ex-Cop wieder mal rot sehen lässt.
Kennt man die Krimireihe aus der Feder von Ken Bruen nicht, dann klingen die Zutaten der Handlung erst mal nicht nach viel Tiefgang: ein abgehalfterter Privatermittler, der säuft und raucht und sich prügelt und auf einen Ein-Mann-Rachefeldzug geht, während um ihn herum allerlei Verbrechen geschehen. Und dennoch sind die Jack-Taylor-Romane etwas ganz Besonderes. Ken Bruen ist einfach ein meisterhafter Erzähler, der dem Leser durch die schiere Tiefe seiner Hauptfigur mehrfach das Herz bricht und immer wieder durch die ausgefallene Sprache und einen Stil überrascht, der hart wie Glas sein kann und dann wieder unendlich zart. Im Zusammenspiel mit der genialen Übersetzung von Harry Rowohlt wird auch "Jack Taylor fährt zur Hölle" endgültig zum Meisterwerk. Jeder andere Übersetzer hätte die deutsche Fassung der Romane wahrscheinlich ruiniert oder zumindest auf ein Mittelmaß heruntergebrochen, aber Rowohlt ist bekanntermaßen ein echter Könner, der in Zusammenarbeit mit Ken Bruen richtig glänzen kann.
Wie bereits am Anfang angedeutet, geht es hier weniger um die Krimihandlung und deren Auflösung, tatsächlich ist das Ende (wieder einmal) relativ unspektakulär, was den Roman im Endeffekt aber noch reizvoller macht, denn so spielt eben das Leben – in der Realität gibt es keine großen Showdowns wie im Film, sondern auch Enttäuschungen und Fälle, die im Sand verlaufen. Dennoch ist der Spin am Ende, der alle losen Enden zusammenführt, eine echte Überraschung, die dem Leser und Jack ein befriedigtes Lächeln ins Gesicht zaubert.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: "
Jack Taylor fährt zur Hölle"
Der vierte Jack-Taylor-Fall erscheint am 28. Februar 2011 unter dem Titel "Ein Drama für Jack Taylor". Auch der Folgeband "Jack Taylor und der verlorene Sohn" ist bereits angekündigt (Erscheinungsdatum 18.4.2011).