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Die Wölfe dienen in vielen Märchen und Sagen als grausamer Gegenspieler. Stets ist der Wolf ein Symbol für Zerstörung und Tod und wird am Ende heldenmütig bekämpft und endgültig besiegt. Auch in den Märchen der Gebrüder Grimm spielen Wölfe eine Rolle, das bekannteste davon ist das Rotkäppchen. Eine moderne Variante beweist, dass das Thema sogar Qualitäten zu einem spannenden Fantasyroman besitzt. Wer es nachlesen möchte, sollte sich "Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond" kaufen.
Im Dorf Daggohorn, das wehrhaft angelegt wurde, leben die Menschen seit Jahren damit, dass ein Wolf sein Unwesen treibt. Doch es besteht eine stillschweigende Übereinkunft. Solange sie ihm jeden Monat ein Tier freiwillig geben, hält er sich vom Dorf und seinen Bewohnern fern. Dies war nicht immer so, denn früher hat der Wolf auch Menschen gerissen und dieser momentane Waffenstillstand wurde blutig erkauft. Für Valerie ist dies normal, denn sie ist hier gemeinsam mit ihrer großen Schwester Lucie aufgewachsen. Doch obwohl das Dorf viele Menschen zählt, fühlt sie sich einsam. Als vor einigen Jahren ihre Familie den Tribut zahlen musste, hat sie sich herausgeschlichen und ist zum Opferplatz gegangen. Dort begegnete sie dem Wolf, der ihr tief in die Augen sah, sie aber verschonte.
Dies ist nun zehn Jahre her und der Wolf ist lediglich eine schwache Erinnerung. Viel stärker ist die Erinnerung an ihren Jugendfreund Peter, der gemeinsam mit seiner Familie das Dorf verlassen hat. Als die Zeit zur Ernte kommt, trifft sie ihn wieder. Dieser ernste junge Mann entflammt von einem Augenblick zum anderen ihr Herz. Gleichzeitig erfährt sie jedoch, dass sie dem wohlhabenden Henry versprochen ist, der zwar gütig und freundlich ist, für den sie aber keine Liebe empfindet. Allerdings werden diese Sorgen bald unwichtig, als der Wolf sich an diesem Abend sein erstes Menschenopfer nach langer Zeit holt. Es ist Lucie, Valeries geliebte Schwester, und sie wird nicht die einzige bleiben.
"Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond" vereint in sich alle wichtigen Elemente des Märchens, das für den Roman Pate gestanden hat. Ein Wolf, der Menschen frisst, ein Mädchen in rotem Mantel, eine Großmutter, einsam im Wald, sind die gemeinsamen Elemente. Doch der Wolf greift direkt im Dorf an, das Mädchen, eine junge Frau, ist mutiger als viele andere und ihre Großmutter scheint einiges über den Wolf zu wissen. Ganz langsam entfalten die beiden Autoren ihre Geschichte, lassen Zeit, Atmosphäre zu schaffen, damit die Spannung und Brutalität mit intensiver Kraft zuschlagen kann.
Der Hauptfokus liegt hierbei auf der jungen Frau Valerie, die sich eigentümlich zu der Bestie hingezogen fühlt, genauso wie zu ihrem ehemaligen Freund Peter, der ebenso gefährlich scheint. Als eine Gruppe Wolfsjäger anreist, spitzt sich die Spannung noch mehr zu. Hier erlebt der Leser ganz bewusst, wie schnell alte Freundschaften in Misstrauen umschlagen, als man erfährt, dass der Wolf auch Menschengestalt besitzen kann. Und so bleibt man bis zum Ende mitfiebernd am Text, um das Buch zum Schluss befriedigt, wenn auch nicht komplett aufgeklärt, zuzuschlagen. Es gelingt den Autoren, aus dem klassischen Stoff eine ganz eigene Geschichte voller Bilder und gedanklicher Szenen zu ersinnen, die lebendig ist. Auch der Name Peter ist in der Literatur eng mit dem Wolf verbunden.
Spannung, Gefühl, ein Schuss Fantasy und Mystery, machen diesen Roman zu einem fesselnden Leseabenteuer.