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 Die Türken vor Wien

Schicksalsjahr 1683

Autoren: John Stoye
Verlag: Ares Verlag

Cover
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Anspruch
Aufmachung
Es war der wohl folgenreichste Konflikt des 17. Jahrhunderts nach dem Dreißigjährigen Krieg: Im Jahr 1683 stand das türkische Heer unter Großwesir Kara Mustafa mit seinen Truppen vor Wien. 100.000 türkische Soldaten belagerten die Residenzstadt des österreichischen Königs, der zugleich das Oberhaupt des Römischen Reichs Deutscher Nation war. Vorausgegangen waren verlustreiche Schlachten, die das Militär des Deutschen Reichs empfindlich geschwächt hatten. In diesem Jahr 1683 stand nun alles auf Messers Schneide; würde Wien fallen, konnte dies das Ende der abendländischen Dominanz über den Balkan, ja über ganz Europa bedeuten.

Wie sähe unsere Welt heute aus, wenn damals vor den Toren Wiens dem überlegenen Heer Kara Mustafas der Durchbruch der Mauern gelungen wäre? Diese Frage kann John Stoye, Professor für Neuere Geschichte in Oxford, in seinem vielfach übersetzten Standardwerk "Die Türken vor Wien" (Originaltitel: "The Siege of Vienna") zwar nicht beantworten, doch sie schwingt stets im Hintergrund seiner Schilderung mit. Stoye behandelt die Vorgeschichte, die Entwicklung und Zuspitzung dieses Konflikts zwischen den "Großmächten" des 17. Jahrhunderts, also des Osmanenreiches und des Römischen Reichs, deren Interessen auf dem Balkan zusammenprallten und Kara Mustafa dazu veranlassten, den Vorstoß auf Wien zu wagen. Minutiös wird vor allem die Phase der Belagerung beschrieben, in denen sich die Eingeschlossenen und die Angreifer ein Wettrennen um Untertunnelungen und Versorgungswege lieferten, in denen Diplomaten vor und hinter den Kulissen miteinander rangen und Einzelinteressen von Heerführern, Verbündeten, Stadtbewohnern und Emissären aufeinander prallten.

Stoye schreibt anschaulich, nicht zu verkopft und im besten Stil englischer Historiker, der sich wohltuend von trockenen Darstellungen deutscher Geschichtsforscher abhebt. Das macht es auch Laien leicht, den Wirrnissen dieser Epoche zu folgen und sich die Bedeutung zu vergegenwärtigen, die die gescheiterte Belagerung Wiens für uns besitzt. Das Verhältnis zwischen Okzident und Orient wäre gewiss ein anderes, hätten Wiens Mauern damals dem Ansturm der Osmanen nicht standgehalten. Eine kluge und unterhaltsame Darstellung, die durch ihre Kürze allerdings wichtige Aspekte unter den Tisch fallen lässt und der 100 bis 200 Seiten mehr gut getan hätten.

Hagen Hoffmann



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2010 | ISBN: 978-3902475879 | Originaltitel: The Siege of Vienna | Preis: 19,90 Euro | 276 Seiten | Sprache: Deutsch

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