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Mary Daisy Dinkle ist ein kleines Mädchen und wohnt in einem australischen Provinznest. Max Jerry Horowitz ist ein fettleibiger Mittvierziger und wohnt in New York. Und obwohl sich diese beiden so unterschiedlichen Figuren nie begegnen werden, verbindet sie eine tiefe Freundschaft, ja: eine Seelenverwandtschaft.
Beide sind in ihrem Leben Außenseiter: Mary hat keine Freunde und wird in der Schule wegen ihres Aussehens gehänselt, auch zu Hause kann sie bei ihrer alkoholkranken Mutter und ihrem verschrobenen Vater keinen emotionalen Halt finden. Max' Leben ist nicht nur von schmerzlichen Erfahrungen mit Antisemitismus geprägt, sondern auch von den Steinen, die ihm das Asperger-Syndrom beim Umgang mit anderen Menschen in den Weg legt. Den größten Trost finden beide in ihrer Lieblings-Fernsehserie "The Noblets" und im reichlichen Verzehr von Schokolade.
Als Mary sich zufällig ausgerechnet Max' Adresse aus einem New Yorker Telefonbuch herauspickt, um sich ihre Frage nach der Herkunft amerikanischer Babys beantworten zu lassen, ist dies der Beginn einer lebenslangen Brieffreundschaft. Diese ist von Höhen und Tiefen geprägt, denn für Max ist die Konfrontation mit den Themen, die Mary in ihren Briefen aufwirft, manchmal schwer zu ertragen: Begegnet er skurrilen Fragen wie der danach, ob Schafe schrumpfen, wenn es regnet, noch mit stoischer Gelassenheit, so löst das Nachdenken über für den Autisten so unsagbar verwirrende Dinge wie Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen Panikattacken aus und bringt ihn sogar in die Psychiatrie. Und er ist tief verletzt, als Mary die Eigenschaften, die für ihn unabdingbarer Teil seiner Persönlichkeit sind, als zu heilende Krankheit deklariert.
Für Mary hält der Weg ins Erwachsenenleben ebenfalls eine Achterbahn der Gefühle bereit: Tod und Liebeskummer, Hochzeitsglück und Verlassenwerden, akademische Ehren und ein Abstieg in Depressionen, Suizidalität und Alkoholismus. In all dem Grau des Lebens können sich diese beiden Exzentriker jedoch Halt geben – und den Zuschauer trotz vieler witziger Momente zu Tränen rühren.
Bereits die Blockbuster-Produktionen aus dem Hause
Pixar haben das Animationsfilm-Genre in großem Stile aus der Nische "Kinderfilm" herausgeholt: Mit fantasievollen und intelligenten Geschichten und ihrer Mischung aus kindgerechten Gags und subtil-ironischem Humor bieten sie nicht nur kleinen, sondern auch großen Zuschauern einiges. Ein Werk wie "Mary & Max" aber zeigt erst richtig, wie erwachsen der Animationsfilm tatsächlich sein kann. Wer glaubt, von diesen Knetfiguren Familienunterhaltung wie die ihrer wohl bekanntesten Artgenossen "Wallace & Gromit" geliefert zu bekommen, der irrt: Für Kinder ist dieser Film ungeeignet – nicht umsonst empfiehlt die FSK ein Mindestalter von zwölf Jahren. Die Knetwelt, die hier mal in trüben Brauntönen, mal in kaltem Grau inszeniert wird, ist tieftraurig und konfrontiert das Publikum mit einigen Abgründen, die das Leben zu bieten hat, ohne diese durch ein tröstliches Happy End zu nivellieren. Trost gibt es dennoch. Er liegt in der Mitmenschlichkeit und der Akzeptanz, die die beiden trotz ihrer Schrulligkeit liebenswerten Hauptfiguren füreinander an den Tag legen – und darin, dass Künstler wie die Macher von "Mary & Max" diese Abgründe so kreativ, anrührend und mit schwarzem Humor in Szene zu setzen wissen.
Unter den Sprechern, die den schrägen Charakteren überzeugend eine Stimme geben, sind in der englischen Originalfassung übrigens Philip Seymour Hoffman (Max), Toni Collette (erwachsene Mary), Eric Bana (Marys Ehemann Damien) und Barry Humphries (Erzähler), in der deutschen Version Helmut Krauss (Max), Gundi Eberhard (erwachsene Mary), Sebastian Schulz (Damien) und Boris Aljinovic (Erzähler).
DVD-Qualität und -AusstattungDie Bild- und Tonqualität der DVD sind in Ordnung, können aber für wenig Geld mehr von der ebenfalls erhältlichen Bluray getoppt werden. An Extras wird den Käufern in beiden Fällen einiges geboten: ein Audiokommentar von Regisseur Adam Elliot, Making-Ofs, Deleted Scenes, alternative Enden, Timelapse Clips, Interviews mit Eric Bana & Barry Humphries und diverse Trailer. Außerdem kann sich, wer noch nicht genug vom Stil Adam Elliots und seiner Auseinandersetzung mit Außenseiterfiguren hat, auch noch dessen 23-minütigen Knetanimationsfilm "Harvie Krumpet" ansehen, der 2003 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Das größte Manko der DVD (wie übrigens auch der BD) dürfte für viele sein, dass sich die deutschen Untertitel in der englischen Fassung nicht ausblenden lassen. Das ist schade, aber wer damit leben kann, dem sei die Veröffentlichung von "Mary & Max" bei Ascot Elite Entertainment wärmstens empfohlen!