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Achtung: Die Ereignisse in "Tod", dem zweiten Teil der Serie "Missi Dominici", fußen unmittelbar auf dem Ende des Bandes "Das Kind des Tierkreises". Wer das erste Abenteuer von Autor Thierry Gloris und Illustrator Benoit Dellac noch nicht kennt, sollte die folgende Inhaltsangabe nicht lesen!
Ernst Wolfram und Ronan Chantilly de Guivre haben sich verpflichtet, die Gräfin Hilda zu begleiten und sicher an ihr Ziel zu bringen. Die Reise bringt sie zugleich immer näher an das Heerlager der Liven heran. Dort aber befindet sich auch das gesuchte Kind des Tierkreises. Ein offenbar sehr mächtiges Wesen, das sowohl die "Missi Dominici" als auch die Reiter der Apokalypse aufgeschreckt hat. Und während Wolfram und Ronan sich gemeinsam mit Hilda den Liven nähern, versuchen auch "Krieg", "Hungersnot", "Pesthauch" und "Antichrist" des Kindes habhaft zu werden. Wie sich schnell zeigt, spielen Menschenleben für sie nicht die geringste Rolle.
Überrascht blickt man auf die ersten Seiten des zweiten Teils von "Missi Dominici". Bis Seite zehn herrschen Brauntöne vor, die Farbe scheint gänzlich entwichen zu sein. Düster, irgendwie traurig und fast wie aus einem Alptraum wirken die Bilder und Panels.
Doch Autor Gloris und Illustrator Dellac – und sehr deutlich auf diesen ersten Seiten die für die Kolorierung verantwortliche Anouk Bell – wollen genau diesen Eindruck erzielen. Denn diese erste von mehreren Passagen dient der Charakterisierung von Ernst Wolfram, des mächtigen und äußerst widersprüchlichen Gefährten Ronans. Mal ist er väterlicher Freund, mal grantiger Kämpfer, mal fürchterliches Ungeheuer, das selbst einen Löwen oder ein Wolfsrudel zerfetzen kann. Diese Rückblenden, als Alpträume inszeniert, sind erschütternd in ihrer Aussage und mitreißend in ihrer Wirkung. Sie ziehen den Leser tief in die Geschichte hinein, lassen ihn mit den beiden "Missi Dominici" mitleiden und -fiebern und verstärken die Dynamik, die der Geschichte innewohnt.
Auch wenn man immer noch nicht weiß, wohin die Geschichte sich wendet, wird im zweiten Band einiges klarer. Die Liven und der von ihnen vereinnahmte und für ihre eigenen Interessen missbrauchte Jelami, die Rolle Ernst Wolframs und Ronans sowie die Gräfin Hilda, die mehr und mehr von einer zufälligen Figur zu einer der Haupthandlungsträgerinnen wird, erhalten Tiefe und Charakter und werden in ihren Motiven deutlicher dargestellt.
Völlig außen vor sind auch im zweiten Band die Gegner. Ob "Krieg", "Pest", "Hunger" oder "Antichrist", die Höllenkreaturen, die sich den "Missi Dominici" entgegenstellen, bleiben Fassade und werden nur angedeutet – da bahnt sich einiges für den dritten Band an.
"Tod" ist nichts für schwache Nerven. Da werden Herzen herausgeschnitten, Köpfe abgehackt, Menschen im Dutzend durchbohrt und geopfert, Armeen von Untoten belebt. Autor Gloris erschafft eine sehr ernste, grausame und gnadenlose Welt, die noch stärker als im ersten Band von den atemberaubenden Illustrationen Dellacs lebt. Ihm gelingt - verstärkt durch die Kolorierung von Anouk Bell - ein geniales Artwork, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Und wer nach dem wahrhaft grauenhaften Schluss nicht den dritten Band sehnlichst erwartet, gehört einer verschwindend geringen Minderheit an. Zu einzigartig ist "Missi Dominici", um nicht nachhaltig zu beeindrucken.