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In einer fernen Zukunft ist der Mars besiedelt und die Technik unvorstellbar komplexe Wege gegangen. Für den Meisterdieb ist das alles jedoch unwichtig, da er in einem Gefängnis sitzt, aus dem es kein Entkommen gibt. Therapeutischer Teil seiner Haft ist der Vorgang, ihn immer wieder vor die Entscheidung zu stellen, jemanden zu töten oder selbst ermordet zu werden. Damit würde er sich bis zum Rest seiner Haft beschäftigen, wenn ihn nicht Mieli, eine Kriegerin aus diesem Elend befreit hätte. Sie stiehlt das Bewusstsein des Verbrechers, der sich selbst Jean le Flambeur nennt, und gibt ihm einen neuen Körper. Dies ist jedoch keine großmütige Geste, denn es gibt einen Auftrag, den er zu erfüllen hat.
Ohne irgendeine Erinnerung an das frühere Leben ist es für den Dieb nicht einfach, seine Aufgabe zu erfüllen. Mieli hält ihn durch eine gedankliche Verbindung an der Leine, über die sie all seine Körperfunktionen steuern kann. Es steht fest, dass ihre Partnerschaft nicht auf Vertrauen basiert. Beide fliegen sie mit Mielis Schiff zum Mars. Hier gilt es, den Auftrag des Diebs zu erfüllen und gleichzeitig liegt hier der Schlüssel zu seiner persönlichen Vergangenheit. Doch in dieser hochtechnisierten Welt, in der jeder seine eigene Privatsphäre steuern kann, und so bestimmt, wer einen sieht und wer nicht, gibt es auch ein mächtiges Kontrollorgan. Denn damit diese Gesellschaft funktioniert, muss jeder Bürger für eine gewisse Zeit als sogenannter Schweiger mit seinem in eine Maschine übertragenen Bewusstsein Arbeit verrichten. Ein perfektes System, das für alle funktioniert, bis sich abzeichnet, dass es hier eine Verschwörung gibt, die alle kontrollieren kann.
"Quantum" ist eindeutig ein Science-Fiction-Roman, der sich von der großen Masse der auf dem Markt erhältlichen Geschichten deutlich abhebt. Seine Welt hat Hannu Rajaniemi wohl durchdacht. Sie gab es schon bevor die Ereignisse einsetzen, besitzt eine Vergangenheit, die Auswirkungen hat, und eine Zukunft, die noch in den Sternen steht. Was die Technik anbelangt, sind hier Dinge möglich, die man sich vorstellen aber keineswegs nachvollziehen kann. Und in dieses Universum wird der Leser komplett unvorbereitet gestoßen, wird mit Begrifflichkeiten konfrontiert, die er nicht kennt, es werden Umstände angesprochen, von denen er nichts weiß, und er lernt, gemeinsam mit dem Meisterdieb, die Spielregeln des Mars kennen.
Wer auf leichte Lektüre oder eine verschrobene Diebesgeschichte hofft, die lediglich ein paar Jahrhunderte in der Zukunft spielt, wird enttäuscht sein. Diese Geschichte stellt Ansprüche an ihre Leser und stößt damit die Masse derjenigen, die kurzweilige Unterhaltung wünschen, vor den Kopf. Wer jedoch gewillt ist, sich von dem Buch gefangen zu nehmen und tief in die Geschichte eintaucht, profitiert von dieser bis ins kleinste Detail erschaffenen und durchdachten Welt. Es ist eine Abenteuergeschichte, eine Diebeserzählung, ein Roman über Politik, Pläne und die Möglichkeit, dass alles ganz anders enden kann. Es fällt schwer, einzelne Elemente zu fassen, da die zahlreichen Ereignisse fest miteinander verwoben sind und nur einige wenige daraus zu Ende erzählt werden.
Es ist ein mutiger Schritt des Autors, ohne Erklärung, Glossar oder ähnliches seine Welt zu präsentieren, doch dadurch erhält er die Möglichkeit, seine Geschichte ganz nach eigenen Regeln zu erzählen. Hier spürt der Leser wirklich einmal den Hauch einer neuen, weit entfernten, sehr zukünftigen Geschichte, die so vielleicht irgendwann möglich ist oder auch nicht. Ein Roman mit Anspruch an den Leser, doch es lohnt sich.