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Mit "Gebrauchsanweisung für Paris" legt Stephen Clarke abermals ein Buch über Paris vor. Der englische Schriftsteller, der seit Jahren in Frankreich wohnt, verarbeitet ein weiteres Mal seine Erlebnisse in der französischen Hauptstadt und will damit zugleich informieren und unterhalten.
Das 224-seitige Buch ist in 15 Kapitel unterteilt, in denen der Autor seine Erlebnisse in verschiedenen Lebensbereichen von Paris erzählt und einige Regeln für das Überleben in dieser Stadt von seinen Erfahrungen ableitet. Nebenbei erzählt er an passenden Stellen historische Anekdoten von Politikern, Künstlern oder einfach von Parisern.
Viele Kapitel drehen sich dabei um bekannte Pariser-Lebensräume wie die Straßen oder die Métro. Andere betreffen die Lebenskultur der französischen Hauptstädter, ihre Essgewohnheiten oder ihre Liebe zum Kino. So vermittelt Clarke in den 15 Kapiteln vieler seiner Eindrücke aus 15 Jahren Leben in Paris.
"Gebrauchsanweisung für Paris" ist sicher ein unterhaltendes Buch. An vielen Stellen trifft Clarkes Humor durchaus den Lachmuskel. Einige Witze gehen leider auch an selbigen vorbei und wirken zu aufgesetzt. Im Großen und Ganzen bleiben dem Leser aber die gelungenen Pointen im Gedächtnis. Wer Paris kennt, dürfte sich selbst auch häufig bestätigt oder an manchen Moment erinnert fühlen, was das Lesevergnügen sicherlich erhöht.
Der Informationswert der "Gebrauchsanweisung" ist von Kapitel zu Kapitel unterschiedlich. Es ist sicher hilfreich zu erfahren, wie Kellner in Paris mit Gästen umgehen oder wie das Flirten in dieser Stadt funktioniert. Allerdings fragt sich der Leser auch häufig, warum der Autor dieses oder jenes für paristypisch hält. Im Métro-Kapitel erzählt er von übervollen Zügen, die jedem Pariskenner bekannt sein dürften, und erläutert recht ausführlich und durchaus auch witzig, dass ein freier Sitzplatz nicht unbedingt ein Glücksfall sein muss. Er warnt vor Sitzplätzen, die zum öffentlichen WC umfunktioniert wurden. Das ganze Kapitel ist wenig informativ, wenn der Leser paristypische Erfahrungen erwartet. Für jede Metropole, deren öffentlicher Personennahverkehr täglich mindestens zwei Mal von zehn Millionen Menschen genutzt wird, dürfte dieses Kapitel zutreffen.
Mögen manche Kapitel daher eher schwach sein, sind andere durchaus wertvoll. Insbesondere wenn Clarke in den Kapiteln, in denen es um Romantik geht, das Image der Stadt der Liebe mit ihrem realen Alltag konfrontiert. Paris ist voll, an vielen Stellen alles andere als hygienisch rein und die Pariser Freundlichkeit ist gewöhnungsbedürftig. Ein anderes Beispiel sind Clarkes Hinweise zu den überfüllten Museen. Was bringt es dem Touristen, stundenlang anzustehen, um sich kurz an einem Monet vorbeiquetschen zu können?
Sicher, Clarke übertreibt an vielen Stellen, spitzt zu. Er wollte immerhin ein komisches Buch über Paris vorlegen. Aber er rückt so einige Klischees und Illusionen über Paris zurecht. Das allein schon macht das Buch empfehlenswert. Einige Stellen und Kapitel sollte der Leser allerdings nur flüchtig lesen.