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Vier Frauen. Freundinnen fürs Leben und nach einem gemeinsamen Diskothekenbesuch in Köln mit vier Männern liiert, die sich ebenfalls schon länger kannten. Eine Geschichte, wie sie jeden Tag passieren könnte, wäre da nicht der Prolog, der bereits von Beginn an darauf hinweist, dass bald etwas Schreckliches geschehen wird. Denn während die vier, zunächst glücklichen, Pärchen damit beschäftigt sind, ihr Leben zu genießen und für Nachwuchs zu sorgen, bestraft ein Sohn seine treulose Mutter. In seinen Augen ist diese eine sündige Frau, die nur darauf aus ist, Frischfleisch für ihr Bett zu ordern, während ihr Mann das nötige Geld beschafft. Doch sie wird nicht die Einzige bleiben, die für ihre Sünden büßen muss. Denn von diesem Zeitpunkt an macht der Sohn es zu seiner Bestimmung, treulose Frauen ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Marlene, Ulla, Karola und Annette. Vier Frauen, deren Leben in verschiedenen Bahnen verläuft. Während Marlene das Glück gepachtet hat und mit Werner den idealen Ehemann besitzt, läuft es bei Karola, Ulla und Annette nicht ganz so gut. Während Karolas Mann notorisch fremd geht und von einem Tag auf den anderen von der Bildfläche verschwindet, quält sich Ulla mit einem Versager und dem dazu passenden Schuldenberg herum. Aber auch Annette sind Geldprobleme nicht fremd. Und darum plagt Marlene öfter einmal das schlechte Gewissen, wenn sie, im Gegensatz zu ihren Freundinnen, ihr sorgenfreies Leben genießt. Eine heile Fassade, die erste Risse bekommt, als das tägliche Einerlei zur Last wird und die Verwirklichung eigener Ideen vom einst so perfekten Ehemann rigoros verboten wird. Lange dauert es nicht, bis ihr Weg von der frustrierten Ehefrau direkt zur Bücherstube ihrer Freundin Annette führt, wo sie durch Zufall einem Mann begegnet, der ihr weiteres Leben mehr als nur verändern wird.
Ein Psychopath, der Frauen entführt und ermordet. Eine Hausfrau, die zunehmend unzufrieden wird und eine Hand voll Freunde, die in Notsituationen für einander da sind. Das sind die Zutaten, die Petra Hammesfahr gewählt hat, um die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der jahrelang unter den Ausschweifungen seiner Mutter gelitten hat. Trotz dieser guten Ausgangssituation ist es der bekannten Krimiautorin diesmal nicht gelungen, den Spannungsbogen durchgängig hoch zu halten. Zu ausschweifend sind die Lebensschilderungen der vier Freundinnen, zu unwahrscheinlich einige der eingebrachten Ideen. Schade eigentlich. Denn während die Handlung seicht vor sich hin plätschert, beherrscht Petra Hammesfahr eines wie eh und je. Die Fähigkeit, jeder ihrer Figuren ein Gesicht zu geben und tiefer liegende Charakterschwächen schonungslos zu offenbaren. Und genau davon lebt diese Geschichte. Von begangenen Fehlern, unkontrollierten Handlungen und Menschen, deren Unzulänglichkeiten gnadenlos ans Licht gezerrt werden. Schilderungen, die lebensecht vonstatten gehen und mit denen es der Autorin gelingt, aus dem spannungsarm geratenen Plot eine gut funktionierende Charakterstudie zu machen.
Gelesen wird das Hörbuch von Andrea Sawatzki, der es wunderbar gelingt, den einzelnen Charakteren eine ihnen adäquate Stimme zu verleihen. Vor allem Marlene, die als Prestigeobjekt ihres Mannes zuerst sorgenfrei durchs Leben geht und von einem Tag auf den anderen um ihre Existenz kämpfen muss, versteht sie mit all ihren Facetten zu verkörpern. Ob besorgte Mutter, frustrierte Ehefrau oder Opfer eines Psychopathen. Keine Gefühlsregung scheint Sawatzki fremd, um diese, mit ihrer wunderbar wandlungsfähigen Stimme darzustellen. Ein Hörgenuss, der es ohne Weiteres schafft, die Geschichte akustisch aufzuwerten.
Fazit:
"Der Frauenjäger" hält nicht, was sein Titel verspricht. Denn die Geschichte einer Hausfrau, die an einen gefährlichen Psychopathen gerät, wird von zu viel Beiwerk schlicht erdrückt. Trotz stellenweise fehlender Spannung ist die Lesung des Romans durchaus hörenswert, da nicht nur Andrea Sawatzki alle Register zieht, um dem Hörbuch das gewisse Etwas zu verleihen, sondern die Charakterschilderungen der Figuren durch Petra Hammesfahr überaus gelungen sind.