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 Long John Silver, Band 2: Neptune

Serie: Long John Silver, Band 2
Autoren: Xavier Dorison, Mathieu Lauffray
Illustratoren: Mathieu Lauffray
Übersetzer: Marcel Le Comte
Verlag: Carlsen

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Fünfundzwanzig Tage ist die Neptune der tosenden See ausgesetzt. Noch immer ist kein Land in Sicht. Kurz vor der Meuterei stehend kann nur noch Long John Silver die Piraten davon abhalten, ihr Ziel aus den Augen zu verlieren: Der unermessliche Goldschatz von Guyanacapac, den Lady Vivian Hastings Mann gefunden zu haben scheint und der auf der Karte, die der Kapitän verwahrt, eingezeichnet ist. Doch die Kammerzofe von Lady Vivian wagt sich in ihrer Gier nach Gold zu weit vor und fällt einem feigen Anschlag zum Opfer. Der Kapitän sieht seine Chance gekommen, den gefährlichsten aller Piraten zu entlarven. Er lässt den kleinen Jack, den Long John wie seinen Ziehsohn behandelt, auspeitschen. Nur ein Geständnis des Anführers der Piratenmeute kann den Jungen noch retten. Doch Long John schweigt und sieht mit unbändiger Wut dabei zu, wie Jack zu einem blutigen Bündel wird, das dem Tod nahe ist.

Nach der langwierigen und manchmal auch langweiligen Vorgeschichte, die sämtliche Protagonisten eingeführt und hinreichend in ihrer Motivation beleuchtet hat, ist Neptune weniger die Fortsetzung, als die dramatische Zuspitzung eines Zweikampfes. Der Kapitän gegen Long John Silver oder auch Wahnsinn gegen Irrsinn. Denn schnell wird klar, dass es hier nicht um Gut gegen Böse geht. Dafür hat Long John zu sympathische Seiten und der Kapitän zu grausame Züge. Und so entwickelt sich "Neptune" zu einem Psychospiel, das keinen Sieger ausmacht sondern nur offenlegt, wie sehr beide Männer innerlich zerfressen sind. Der Kapitän von seinem in den Wahnsinn übersteigerten Ehrgefühl und der Pirat von seiner Gier nach Gold.

Wie Illustrator Mathieu Lauffray dieses Duell in Szene setzt ist mehr als nur eine Augenweide. Seine Welt wird beherrscht von grausamen, hässlichen Fratzen, denen jedwede Menschlichkeit abhandengekommen ist. Frei nach Jean-Paul Sartre und seinem Fazit "l'enfer, c'est les autres" (die Hölle, das sind die anderen, sprich die Mitmenschen), erschaffen sich sämtliche Protagnisten eine Welt, deren einziger Sinn darin zu bestehen scheint, sich gegenseitig zu quälen, zu erniedrigen und zu töten.
Wie Lauffray dies bebildert ist schlicht genial und macht "Long John Silver" zu einem der schönsten und gleichzeitig grausamsten Alben der jüngsten Vergangenheit. Doch wo die Story von Lauffray und Dorison hinsteuert bleibt nebulös. In "Neptune" jedenfalls nähert sich einzig das Schiff dem Ziel, die Geschichte tritt auf der Stelle und lässt nicht einmal erahnen, wo es hingeht.

Grafisch und dramaturgisch ist "Neptune" genial, storytechnisch eher Mittelmaß – zumindest, wenn man auf gradlinig erzählte Geschichten steht. Doch kaum ein Leser wird nach diesem zweiten Teil nicht die Fortsetzung herbeisehnen.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 25. Dezember 2009 | ISBN: 9783551777867 | Originaltitel: Neptune | Preis: 12 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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