Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Seit Jahrhunderten vollzieht sich alle achtzehn Jahre in der Stadt Engil das gleiche grausame Ritual: Um den Sieg des Gottes der Dunkelheit über die Göttin des Lichts zu feiern, werden die beiden jugendlichen Königinnen, die vierzehn Jahre lang wie Zwillingsschwestern aufgezogen wurden, voneinander getrennt. Eine von ihnen wird in Engil verbleiben und als Königin über die Stadt herrschen, die andere muss in die von Tod und Fäulnis umgebene Stadt Dungun ziehen als Auserwählte des dunklen Gottes. Dessen Willen zufolge werden sie nach dieser Trennung nur einmal wieder aufeinander treffen: An der Spitze verfeindeter Heere werden sie gegeneinander in einen Krieg ziehen, der erst dann beendet sein wird, wenn eine von ihnen tot am Boden liegt.
An dem Tag, an dem sich die Wege der beiden Königinnen für immer trennen, erfüllt sich jedoch nicht nur deren Schicksal, sondern auch das der Blutschwestern: Nona ist eine von ihnen. Die Blutschwestern sind Mädchen, die am gleichen Tag wie die Königinnen geboren wurden und die vierzehn Jahre lang ein privilegiertes Leben in den Tempelbezirken der Stadt verbracht haben. Jetzt müssen sie allesamt als Tribut und Opfer an den dunklen Gott ihr Leben lassen. So ist es schon immer gewesen.
Doch dieses Jahr ist etwas anders: Kurz bevor Nona geopfert werden kann, erhebt Ilana, eine der Königinnen, Anspruch auf sie und stellt sie unter ihren Schutz. Nona ist gleichsam geschockt und erleichtert. Nach ihrer Rettung wird sie zu Ilanas Vertrauter. Diese verrät ihr, dass sie und ihre Schwester Akira sich geschworen haben, den blutigen Kreislauf des Schicksals zu durchbrechen. Sie wollen sich nicht der Macht des dunklen Gottes beugen, sondern eine alte Prophezeiung erfüllen, der zufolge die Lichtgöttin eines Tages die Schreckensherrschaft ihres Widersachers beenden wird …
Die Duisburger Autorin Birgit Fiolka hab bisher durch historische Romane auf sich aufmerksam gemacht. "Blutschwestern", der Auftakt ihrer Duologie "Die Legenden von Engil", ist ihr erster Ausflug in die Phantastik. Erfreulicherweise hat sie sich dafür nicht von aktuellen Romantasy-Trends mitreißen lassen, sondern kehrt zu den Wurzeln des Genres zurück. Fiolka erzählt von grausamen Blutopfern, verfeindeten Göttern, die den Willen der Menschen lenken, Kindern, die zu Kriegerinnen erzogen werden, weisen alten Waldfrauen, einem geheimnisvollen Greifenvolk und dem ewigen Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit. Das sind klassische Zutaten für ihre archaische Geschichte und wenn der Roman mit einer Überlieferung aus uralten Zeiten beginnt, der vom Beginn der Fehde zweier Götter kündet, fühlt man sich an die traditionellen Fantasyromane der 80er Jahre erinnert.
Die Geschichte von Königin Ilana, ihrer Getreuen Nona und dem Greifenjungen Dawon ist jedoch nicht die einzige, die Birgit Fiolka in diesem Band erzählt. Nachdem sie Ilanas Kampf gegen den Willen des dunklen Gottes auf rund 260 Seiten geschildert hat, beginnt sie mit einer weiteren Geschichte aus Engil, die zwanzig Jahre später angesiedelt ist und die nächste Generation in den Mittelpunkt stellt.
Konsequenterweise gleicht Birgit Fiolkas Erzählstil der Wiedergabe alter, dunkler Mythen. Das erweckt vor dem inneren Auge des Lesers opulente, ausdrucksstarke Bilder. Leider erscheint ihre Art zu erzählen aber mitunter auch etwas schwerfällig. Anders als die meisten aktuellen Romane hat sich die Autorin gegen eine konkrete Hauptfigur entschieden, aus deren Blickwinkel wir das Geschehen verfolgen können, sondern erzählt in der dritten Person. Dadurch halten die Figuren den Leser zunächst auf Abstand. Eine Ausnahme bildet der Halbgreif Dawon, den man aufgrund seiner kindlich-unschuldigen Art vom ersten Augenblick an einfach gern haben muss. Ansonsten dauert es eine Weile, bis man sich an den Rhythmus der Erzählweise von "Blutschwestern" gewöhnt hat. Gegebenenfalls empfiehlt es sich bei diesem Titel, in der Buchhandlung erst einmal hineinzulesen, um festzustellen, ob man mit dem Stil warm wird.
Wer seine Fantasy sehr klassisch mag und die heroischen Phantastik-Geschichten vermisst, die im vergangenen Jahrzehnt etwas verloren gegangen sind, für den könnte Birgit Fiolkas "Blutschwestern" genau das Richtige sein.
Auf der Verlagsseite gibt es einen Trailer zum Buch.