Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nach "
Leviathan - Die Geheime Mission" publiziert
CBJ mit "Behemoth - Im Labyrinth Der Macht" den zweiten Teil der Steampunk-Reihe von
Scott Westerfeld um einen fiktiven Alternativverlauf des Ersten Weltkriegs.
Die schwer beschädigte Leviathan befindet sich noch immer auf dem Weg nach Istanbul. Mit an Bord: der rechtmäßige Erbe des Throns von Österreich-Ungarn, Prinz Aleksandar. Natürlich ahnt kaum ein Offizier, um wen es sich bei dem Jungen handelt. Nur Deryn ist eingeweiht, die sich nach wie vor als Junge ausgibt, um auf dem Luftschiff ihrer Majestät dienen zu dürfen.
Am Ziel angekommen, übergibt Doctor Barlow eine der wertvollen Tierzüchtungen an den Sultan - so zumindest der Plan. Doch die Deutschen haben längst Fuß im Osmanischen Reich gefasst und vereiteln jeden Versuch der Botschafterin, das Blatt zu wenden - der Kriegseintritt des bisher neutralen Landes scheint unabwendbar.
Und als wäre all das nicht schon genug, droht die Identität von Prinz Aleksandar publik zu werden, die Deutschen sind ihm auf der Spur und die Flucht ist der letzte Ausweg. Doch Verschwörung, Propaganda und Krieg umfangen den jungen Thronfolger, dem nur eine Möglichkeit zu bleiben scheint: die Revolution ins Herz von Istanbul zu tragen.
Es ist eine bunte, facettenreiche Welt, die der Autor dem Leser erneut präsentiert. Lag der Fokus im ersten Teil noch auf der klaren Abgrenzung zwischen den Mechanisten (Deutschland, Österreich-Ungarn) und den Darwinisten (England), die mit Tier-Züchtungen arbeiten, wird der Kosmos im zweiten Buch erweitert. Das Osmanische Reich ist eine tolle Kulisse für Geheimbünde, neuartige Tierzüchtungen und fremdländische Bräuche. Als Zünglein an der Waage treten natürlich auch die Amerikaner auf, die vom Autor als Chimäre zwischen dem Weg der Mechanisten und dem der Darwinisten dargestellt werden.
In diesem Schmelztiegel aus Glaubens- und Wissensrichtungen, Politik und Intrige stehen erneut Alek und Deryn im Mittelpunkt. Beide Charaktere sind gut entworfen und liefern sich so manches Wortgefecht, aufgewertet durch Lilit, die das Chaos durch ihre Gefühle für Deryn, die sie für den Jungen Dylan hält, perfekt macht. Deryn wiederum fühlt sich zu Alek hingezogen, der in ihr jedoch ebenfalls nur einen Jungen, eben einen Kumpel, sieht. Auf Gefühlsebene also Chaos pur, untermalt vom apokalyptischen Aufzug des großen Krieges, der das alte Europa in der realen Welt hinwegfegte. Welchen alternativen Weg sich der Autor erdacht hat, bleibt abzuwarten, denn der geschichtliche Verlauf unterscheidet sich mittlerweile deutlich.
Westerfelds Story ist eine schöne Balance aus Charakterentwicklung und immer wieder eingeflochtenen Action-Elementen, die in einem fetzigen Finale gipfeln. Ein gelungener zweiter Teil, der die Lust auf die Fortsetzung anstachelt.
Fazit:
Solide Unterhaltung auf allen Ebenen, mit einem runden Ende. Die Geschichte wird flüssig fortgesetzt und der Leser erfährt mehr über die alternative Welt der Leviathan. Der Flug des Luftschiffs geht weiter - hoffentlich auch bald in Deutschland.