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Manatsu ist unzufrieden mit ihrem Leben: Ihre Mutter ist allein erziehend und lässt ihr keine Freiheiten, sie fühlt sich schulisch unter Druck gesetzt und Freunde hat sie auch keine. Sie geht zwar mit anderen aus, diese sind aber alles Mädchen, die sich nicht um Manatsus Charakter kümmern, sondern nur zu ihrem eigenen Vorteil mit ihr verkehren.
Immer wieder fragt Manatsu sich, warum sie überhaupt noch lebt. Als Konsequenz aus dieser Frage setzt sie eines Tages in der U-Bahn ihr Leben aufs Spiel, als ein Zug einfährt, doch ihr geschieht nichts und der Alltag läuft normal weiter.
Im Unterricht fällt ihr einige Zeit später ein Mädchen auf, das sich im Kochkurs, ohne mit der Wimper zu zucken, den Arm aufschneidet. Diese Tat beeindruckt Manatsu und sie versucht, die Freundschaft des seltsamen Mädchens, das wegen ihrer dünnen Figur Spargel genannt wird, zu erlangen.
Dies gelingt ihr auch und die beiden Mädchen stellen gemeinsam fest, dass ihr Leben nicht lebenswert ist. Spargel wird von anderen Mädchen drangsaliert und gedemütigt, Manatsu hat die ständigen Enttäuschungen satt.
Durch Spargel beginnt auch Manatsu, sich zu ritzen.
Kurze Zeit später eskaliert ein Streit Manatsus mit ihrer Mutter, sie rammt sich ein Messer in den Arm, doch wird sie gerettet. Sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen ist, beginnt sie mit Spargel ihren Tod zu planen. Auch, wie die Beerdigungen aussehen sollen, malen sie sich aus.
Als der Selbstmord, der dank Zyancali schmerzfrei ausfallen soll, in greifbare Nähe rückt, muss Manatsu sich entscheiden
Nach diesem Hauptmanga folgt die Kurzgeschichte "Fehler". Diese handelt von einem jungen Mädchen, das den einzigen Ausweg aus ihrem sozial schwachen Umfeld in der Prostitution sieht. Sie läuft von zu Hause weg, zieht von Stadt zu Stadt und verdient ihren Lebensunterhalt auf dem Strich. Doch in einer Stadt lernt sie den Straßenmusiker Ryo kennen und verliebt sich in ihn. Alles könnte gut sein, doch durch eine Begegnung mit einer Person aus ihrer Vergangenheit steht plötzlich Satsukis Beziehung und somit ihr Glück auf dem Spiel.
Beide Geschichten sind zeichnerisch sehr gut umgesetzt und verfälschen die Ernsthaftigkeit der Geschichte nicht.
Doch besteht bei der Hauptgeschichte die Gefahr, dass die Beschreibungen, in denen das Ritzen als Ausweg aus allem Schlechten geschildert wird, als Trigger fungieren und labile Menschen auf die Idee kommen, so ihren Problemen entfliehen zu können.
Am Ende der Geschichte folgt zwar die Moral, dass Selbstmord keine Lösung ist, auch Manatsu will schließlich leben, aber manche Aktionen der Mädchen sind zu beschönigend beschrieben.
Die Gründe für Manatsu, sich die Arme aufzuschneiden, sind sehr überzeugend dargelegt. Da ist einerseits die Mutter, die in ihrem Selbstmitleid ertrinkt und Manatsu alles verbietet, der Druck, unbedingt die angesehenste Schule der Stadt zu schaffen und der Mangel an Wärme, andererseits auch Manatsus eigene Selbstzweifel und ihre Depressionen, in denen sie sich als der ungeliebteste Mensch der Welt empfindet. Auch Rache als Motiv für Suizid spielt eine wichtige Rolle.
Der moralische Zeigefinger fehlt zu Anfang des Bandes noch völlig, eher tritt großes Mitleid für die Protagonistin zu Tage. Dies ändert sich aber nach Manatsus Entscheidung für das Leben, hier wird alles ausgenutzt, was zeigt, dass Suizid kein Ausweg ist. Durch diesen abrupten Wechsel wirkt die Geschichte teilweise unglaubwürdig, da Manatsus Ansichten sich innerhalb kurzer Zeit um 180 Grad drehen. Zwar hat sie ein einschneidendes Erlebnis hinter sich, aber trotzdem wäre dieser Wechsel nicht zu erwarten gewesen.
Die Kurzgeschichte wirkt ebenfalls sehr moralhaltig, macht aber auch auf das falsche Rechtssystem in Japan aufmerksam. Schuldig ist nicht der Freier, der junge Mädchen zum Sex kauft und so ihre Hilflosigkeit ausnutzt, sondern die 16jährige, die keinen anderen Weg zum Überleben kennt, wird verhaftet und schikaniert. Durch einen einzigen Fehler, daher der Titel, wird Satsuki wieder in ihr altes Leben zurückgeworfen, und dies auch nur, weil sie sich ihr Glück bewahren wollte und Angst davor hatte, Ryo, ihrem Freund, die Wahrheit zu sagen.
Doch geht Satsuki als stärkere Frau aus der Geschichte hervor, die weiß, dass sie auch ein Mensch ist.
Im Manga eingeflochten und in einem Nachwort finden sich viele mögliche Erklärungen für Suizid von Jugendlichen, die einerseits das Bewusstsein für die Probleme anderer schärfen wollen, andererseits betroffenen Jugendlichen zeigen wollen, dass es bessere Auswege als Selbstmord gibt.
Gerade die Informationen, die im Manga selbst gegeben werden, sind erschreckend, zeigen sie doch, wie viele Jugendliche in Japan dem Druck, der vor allem in der Schule ausgeübt wird, nicht standhalten können und den letzten Ausweg im Suizid sehen. Die Selbstmordrate in Japan liegt höher als bei uns, doch die Gründe sind wohl immer wieder ähnliche.
Obwohl Mangas immer wieder als Unterhaltungsliteratur für Kinder verschrien sind, hat dieser Manga die Empfehlung für Jugendliche über 15 Jahren. Jüngere könnten mit der Thematik dieses Mangas nicht unbedingt umgehen, was zum einen am bedrückenden Inhalt, zum anderen am sehr gelungenen und düsterem Zeichenstil liegt. Die Gefühle der handelnden Personen werden durch die Zeichnungen ideal unterstrichen und verstärken so die Reaktion beim Leser.
Ein Manga, der Stärken und Schwächen besitzt. Die Schwächen liegen vor allem in dem abrupten Einstellungswechsel von Manatsu, die Stärke in der ungeschönten Darstellung ihrer Probleme und der ausführlichen Erläuterung verschiedener Motive für selbstverletzendes Verhalten.