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Kopfgeldjäger Wanted muss sich beeilen, um seine neue Beute abzuliefern. In der heißen Sonne New Mexicos wird die Leiche bald einen unerträglichen Gestank verbreiten. Da kommt dem einsamen Revolverheld der Fund einiger Leichen sehr ungelegen. Für die Indianerin und ihre Kinder kommt jede Hilfe zu spät. Geschändet und skalpiert von gnadenlosen Skalpjägern, liegt die junge Frau in ihrem Blut. Ihr Mann scheint jedoch schwer verletzt überlebt zu haben. Sogar seinen Skalp hat er noch. Überrascht stellt Wanted fest, dass der Angeschossene ein Weißer ist. Er nimmt ihn trotz seiner empfindlichen Fracht mit, entfernt die Kugeln und verarztet den Mann fachmännisch. Dann aber zieht Wanted weiter und verweigert dem Flehenden Hilfe bei der Jagd nach den Verbrechern.
Dumm nur, dass ausgerechnet einer der genau beschriebenen Mörder in der Kneipe der Stadt abhängt, in der Wanted sein Kopfgeld kassiert. Von sich selbst überrascht mischt sich Wanted ein und nimmt sich des ersten der vier Brüder, die den Überfall auf die Indianerin und ihre Kinder verbrochen haben, an.
Ein selbstloser Kopfgeldjäger als Held und Samariter? Als Bösewichte ein Killer-Quartett, das aus Brüdern besteht? Brutale Gewalt, Folter und Schändung, aber kein einziges Revolverduell? Gute Indianer, böse Weiße als Zugabe?
Seltsame, teilweise allzu bekannt vorkommende Zutaten zu einem Western, der hinter Durango und Blueberry, den seit Jahrzehnten strahlenden Vorlagen schnell meilenweit zurückfällt. Und das nicht nur, weil zu wenig Originelles geschieht. Auch die Wendungen sind zu vorhersehbar, der Held viel zu blass, um zu überzeugen. Das einzige Detail, das neu zu sein scheint, ist eine W-förmige Narbe, die das Gesicht von Wanted ziert. Doch dessen Verhalten ist lächerlich unglaubwürdig. Der gnadenlose Kopfgeldjäger hilft einem Fremden. Rettet ihn vor dem sicheren Tod. Verweigert zwar seine Hilfe bei der fälligen Rache, tut aber dann genau das. Warum er sich so verhält, bleibt sein Geheimnis. Und der Leser bleibt enttäuscht zurück. Denn auch wenn die Bilder von Thierry Girod beileibe nicht schlecht sind, fesseln sie doch selten. Fast bieder die Darstellung der Gräueltaten, simpel die Landschaftsbilder, zu schlicht die Bösen wie die Guten.
Nein, sowohl Autor Simon Rocca als auch Illustrator Girod müssen noch zulegen, wollen sie im zweiten Teil dieses Racheepos die Zweifler und Zauderer überzeugen. Zwar haben sowohl die Geschichte als auch die Bilder durchaus das Potenzial zu etwas Eigenständigem, doch ist der Auftakt allzu normal und bieder ausgefallen, um wirklich mitzureißen.
Eine ausführliche Leseprobe findet sich auf der Website des Splitter-Verlags