Antoinettes Mutter, die Gräfin Mornay, stellt das ganze Apartment der Familie auf den Kopf. Ausgerechnet das Geschenk des Königs ist spurlos verschwunden. Dabei ist sie sich sicher, dass sie die Perlenkette noch gestern erst auf die Kommode gelegt hat. Antoinette interessiert dieser Trubel eigentlich wenig. Und auch die anderen Familienmitglieder widmen sich bald den eigenen Verpflichtungen. Wie sich aber herausstellt, geschehen in der letzten Zeit häufiger Diebstähle im Schloss von Versailles. Gerade als Antoinette noch einmal in Ruhe das Zimmer durchsuchen will, klopft es an der Tür. Als sie öffnet, übergibt ihr ein Bursche einen Brief an die Gräfin. Neugierig öffnet sie ihn. Der Inhalt ist merkwürdig und verwirrend. Ausgerechnet ihre Mutter soll in die Diebstähle verwickelt sein. Schockiert berichtet sie niemandem von ihrem Verdacht und forscht auf eigene Faust nach. Als Junge verkleidet versucht sie den Dieben auf die Spur zu kommen. Doch als diese immer heißer wird, wird es auch für Antoinette gefährlicher. Anscheinend soll während des Besuches des Dogen aus Genua ein Giftanschlag verübt werden. Doch Antoinette kann niemanden alarmieren. Denn die Bande hat ihre Schwester entführt und droht damit, dass dieser etwas passiert, wenn Antoinette sie verrät. Doch eigentlich wäre die Entführung unnötig, denn es glaubt sowieso niemand dem Mädchen. Antoinette muss schnell ihre Schwester befreien und den Hof des Sonnenkönigs vor großem Unglück bewahren.

Das Abenteuer beginnt recht zügig, da der Leser gleich mit in die Suche nach der Perlenkette einbezogen wird. Danach verfolgt man gemeinsam mit Antoinette die Spuren. Dass sich das adlige Mädchen mit einem einfachen Stallburschen zusammen tut, passt ganz gut zu Abenteuergeschichten - dass dies tatsächlich über die Standesgrenzen möglich gewesen wäre, ist eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich. Aber die Geschichte wird dadurch auch spannender, da Antoinette beginnt, eine Art geheimes Doppelleben zu führen; einerseits als brave Adelstochter – andererseits als abenteuerlustiger Junge. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und natürlich ist der erste Verdacht zwar nicht ganz falsch, aber geht dann doch in eine etwas andere Richtung als erwartet. Dabei schlendert und rennt man gemeinsam mit Antoinette durch Versailles. Ein kleiner Besuch der königlichen Ställe ist ebenso dabei wie ein Spaziergang im Park. Aber auch wenn das Abenteuer am Hofe des Sonnenkönigs spielt, kann sowohl die Protagonistin als auch der Leser König Ludwig XIV. nur einen kleinen Augenblick buchstäblich im Vorbeigehen sehen. Insofern spielt die Geschichte zwar am Hofe des Königs, aber setzt diesen nicht in den Mittelpunkt. Wie immer findet sich am Ende des Buches wieder ausführliche Informationen zum historischen Hintergrund einschließlich eines Glossars und einer Zeitleiste. Die Zeichnungen sind kleine Momentaufnahmen der Geschichte. Meistens sieht man eine besonders dramatische oder chaotische Szene, wie zum Beispiel die anfängliche Suche nach der Perlenkette. Gerade dadurch bereichern die Bilder die Erzählung sehr.

Fazit: Auch wenn man nicht den Sonnenkönig trifft, macht es Spaß an seinem Hof eingeladen zu sein.