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 Zürcher Filmstudien, Band 17: Traumbühne Kino

Der Traum als filmtheoretische Metapher und narratives Motiv


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Traum und Kino stehen bereits seit den Anfängen der "Siebten Kunst" in engem Zusammenhang. Nicht nur hat die Gestaltung von Traumsequenzen Filmemacher von Anfang an fasziniert, Filmtheoretiker haben bereits früh Gedanken zur ganz grundsätzlichen Wesensverwandtschaft zwischen Traum- und Filmerleben angestellt.

Mit der nun bei Schüren publizierten Dissertationsschrift des Schweizer Filmwissenschaftlers Matthias Brütsch erscheint nun erstmals ein Buch zu dem Thema, das sich umfassend sowohl mit der filmtheoretischen Debatte um Traum und Film als auch mit den erzählerischen Besonderheiten bei der Gestaltung konkreter Traumsequenzen im Film auseinandersetzt.

Das etwa 400 Seiten dicke Werk ist in fünf Hauptteile gegliedert. Nach einer Einleitung setzt sich Brütsch im ersten Kapitel zum Thema "Dream-Screen" auf gut sechzig Seiten mit der Film/Traum-Analogie im theoriegeschichtlichen Kontext auseinander. Ein weitere Phase der filmtheoretischen Traumbetrachtung wird auf den rund vierzig Seiten des zweiten Kapitels behandelt. Hier geht es um Gedanken, die in ihren Positionen so unterschiedliche Filmtheorie-Klassiker wie Hugo Münsterberg, Béla Balázs, Siegfried Kracauer oder Jean Mitry zur Gestaltung und Ästhetik des Traums im Film äußerten.

Im Anschluss an diese beiden ersten Kapitel zum Forschungsstand füllt Brütsch die vorgefundenen Lücken der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit eigenen Überlegungen. Im dritten Kapitel konzentriert er sich auf die formalästhetische Gestaltung sowie den Status filmischer Traumdarstellungen. Das vierte Kapitel widmet sich auf rund sechzig Seiten narratologischen Fragestellungen, zum Beispiel danach, welche Möglichkeiten der Innenweltdarstellung sich dem Film ganz allgemein bieten und welcher Erzählinstanz filmische Traumsequenzen überhaupt zuzuordnen sind. Im fünften, mit neunzig Seiten längsten Kapitel geht es um die unterschiedlichen Funktionen, die Traumdarstellungen für die filmische Erzählung einnehmen können. Berücksichtigung findet hier auch eine Unterscheidung verschiedener Genres.

Matthias Brütsch ist mit seiner Studie ein Buch gelungen, das sicherlich zu einem Standardwerk werden wird, wenn es um die Auseinandersetzung mit Traum und Film geht. Er behandelt die wichtigsten Facetten des Themas und zeigt darüber hinaus auch noch Forschungsdesiderate auf, deren Behandlung den Rahmen seiner Arbeit gesprengt hätten: Zum Beispiel regt er die Betrachtung von Traummustern in den Filmen verschiedener Epochen oder auch unterschiedlicher Kulturkreise an.
Wer sich erst einmal mit der bisherigen theoretischen Auseinandersetzung befassen möchte, findet in den ersten beiden Kapiteln eine sinnvolle Einführung. Die anschließende narratologische, ästhetische und genretheoretische Annäherung bietet eine wunderbare Grundlage für weiterführende Gedanken und vor allem für die Analyse einzelner Filme. Eigene Analyseansätze bietet Brütsch zu vielen Klassikern des filmischen Traums, zum Beispiel zu Szenen aus Alfred Hitchcocks "Spellbound" (dt.: "Ich kämpfe um Dich") und Roman Polanskis "Rosemary’s Baby". Die erwähnten Filme sind dankenswerterweise auch im Anhang mit Seitenhinweisen aufgelistet. Und für Interessierte bietet eine ausführliche Bibliografie zum Thema Anhaltspunkte für weiterführende Literatur zum Thema.

Fazit: "Traumbühne Kino" überzeugt nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich und formal: Eine übersichtliche Gliederung, nachvollziehbare Argumentation und klare Sprache ergeben einen wirklich hilfreichen Text für Studenten, Forscher, aber auch Filmjournalisten.

Weitere Informationen und einen Einblick in das Buch gibt es auf der Verlagsseite von Schüren.

Silke Hettich



Softcover | Erschienen: 31. Oktober 2010 | ISBN: 978-3894725174 | Preis: 38 Euro | 420 Seiten | Sprache: Deutsch

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