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Wieder einmal ist Holmes die letzte Rettung für Inspektor Lestrade. Der Beamte von Scotland Yard stürmt zu später Stunde in die Wohnung von Holmes und Watson und bittet die beiden, ihn zu begleiten. Er hat einen Tipp erhalten und möchte "Jack den Schänder" fassen. Der Verbrecher, der als "Jack the Bearder" seit Wochen die Schlagzeilen beherrscht, verunglimpft auf das Heftigste die Königin, indem er nächtens Bärte auf die Konterfeis der Herrscherin malt. Die Krönung der Karriere für Lestrade steht unmittelbar hervor. Die drei Männer stürmen in die Lagerhallen von "Zilch Bier" und erwarten, den Verbrecher auf frischer Tat fassen zu können. Dummerweise entpuppt sich der Hinweis als mörderische Falle, die eigens für Lestrade ersonnen zu sein scheint.
Kaum entkommen, wird Holmes mit einem neuen Fall konfrontiert, scheint aber, ebenso wie ein weiteres Problem, dem der berühmte Detektiv sich gegenüber sieht, keine Lösung parat zu haben. Watson triumphiert und lässt Holmes immer deutlicher spüren, wie sehr er ihn verachtet. Doch Holmes wäre nicht Holmes, wenn er nicht gnadenlos zu kontern in der Lage wäre.
Nach "Sherlock Holmes fürchtet sich vor gar nichts" – einer köstlichen Neuinterpretation des Mythos Holmes – nun also der zweite Versuch das Denkmal, auf dem der berühmteste Privatdetektiv der Welt ruht, zu atomisieren. In "Sherlock Holmes und der Club der tödlichen Sportarten", dem zweiten Band der Serie "Baker Street", steht Holmes endgültig am Pranger. Ihm gelingt nichts und Watson, der insgeheim die arrogante und selbstverliebte Art des "Freundes" hasst, gießt offen Spott und Häme über ihm aus. Und während Holmes immer verzweifelter versucht, die Rätsel zu entwirren, mit denen er konfrontiert wird, frohlockt Watson immer deutlicher.
Ein wenig scheint die Luft raus, die Demontage komplett und die Überraschung gering zu sein. Holmes entpuppt sich als Scharlatan, Watson als sarkastischer Wegbegleiter, der aber auch gar nichts von seinem "Freund" hält, und die liebe, reizende Mrs. Hudson der Romane von Arthur Conan Doyle als ständig volltrunkene alte Schachtel. So weit, so bekannt aus dem ersten Band. Und doch, abseits der von Autor Pierre Veys und Illustrator Nicolas Barral so genial inszenierten Denkmalsschändung überzeugen die skurrilen Fälle des Duos voll und ganz. Der titelgebende "Club der tödlichen Sportarten" ist eine absolut geniale Idee, deren Protagonisten ebenso verrückt wie liebenswert und so wunderbar britischstem Humor entsprungen, dass man schreien könnte vor Vergnügen. Auch der Mordfall auf den Docks, der Fall der Salto schlagenden Springmaus oder die Bier-Falle sind so herrlich verschroben, dass man sich vor Vergnügen auf die Schenkel klopfen könnte.
Dieser Comic ist genial und gehört wie Band eins zu den köstlichsten Neuerscheinungen des Jahres. Dass sich der kleine Piredda-Verlag ein solches Kleinod gesichert hat, zeugt von guten Instinkten und zielsicherem Geschmack. Bleibt nur die Hoffnung, dass auch "Sherlock Holmes und die Kamelienmänner", dem dritten Band der Serie, nicht die Ideen ausgehen.
Der Verlag bietet hier eine Leseprobe an.