Seit ihrem Unfall hat sich Lia Kahns Leben extrem verändert, wenn man es denn überhaupt noch Leben nennen kann. Ihr Gedächtnis wurde nämlich in einen Maschinen-Körper eingespeichert, sie ist jetzt ein Mech. Sie selbst weiß allerdings, dass das nur äußerlich eine Veränderung bedeutet, alles, was sie ausmacht, ist noch da. Nachdem sie sich der Anfeindung ihrer eigenen Familie und ihrer Freunde aussetzen musste, lebt sie nun mit anderen Mechs auf einem großen Anwesen und muss feststellen, dass der Hass auf sie und ihresgleichen immer größer wird. Es wurde sogar eine "Bruderschaft der Menschen" gegründet, die ausdrücklich darauf plädiert, Mechs ihre Rechte zu nehmen und sie nur noch als Dinge und Besitz zu betrachten.

Zwar stimmt es, dass Mechs keine körperlichen Gefühle mehr wahrnehmen können und deswegen sogar zu extremen Maßnahmen greifen, um überhaupt etwas wahrzunehmen, trotzdem leiden sie unter der Situation, denn psychisch sind sie immer noch das, was sie mal waren. Der Anführer der Gruppe, Jude, scheint jedoch einen Plan zu haben und sie alle in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen. Für Lia ist das allerdings nichts, sie traut ihm nur begrenzt und gerät mit Jude immer wieder in Streit. Als er sie eines Tages auf eine Mission schickt, bei der Lia und ihrem Begleiter Riley eine Falle gestellt wird, wächst ihr Misstrauen. Sie musste mit ansehen, wie Menschen gestorben sind und in einem Video sieht man sie selbst, wie sie sich zu diesem Anschlag bekennt. Allerdings weiß sie genau, dass sie damit nichts zu tun hat. Doch wer sonst könnte dahinter stecken? Traut sie Jude wirklich eine solche Tat zu? Oder könnte die "Bruderschaft der Menschen" ihre Finger im Spiel haben? Lia kann niemandem mehr trauen und muss ihren eigenen Weg finden.

"Crashed" ist die direkte Fortsetzung von "Skinned" und man sollte den Vorgängerband kennen, um komplett in die Handlung eintauchen zu können, ansonsten werden einige Zusammenhänge nicht klar. Im ersten Band stand Lias Gefühlswelt klar im Vordergrund. Diesmal wird es deutlich politischer, auch wenn es in erster Linie immer noch um die Menschen (und Mechs) geht, die dahinter stehen. Dass Mechs ausgegrenzt werden, war bereits ein großes Thema, es wird jetzt jedoch deutlich dramatischer. Es geht allgemein um ihre Rechte und es wird nicht vor Entführung, Komplotten und Mord zurückgeschreckt. Das alles erinnert in erschreckender Weise an Ausgrenzung, wie wir sie in unserem realen Umfeld erleben, und regt zum Nachdenken an.

Die Geschichte wird meist in ruhigen Worten erzählt, und zwar direkt aus Lias Sicht. Das sorgt auch dafür, dass man sie als Leser uneingeschränkt als vollwertigen Menschen wahrnimmt und darüber in Zweifel gerät, ob sie nicht doch nur eine geschickt gemachte Maschine sein könnte. Das Leid, das die Mechs empfinden, wird auf diese Weise leicht nachvollziehbar. Und tatsächlich ist es der Autorin Robin Wasserman gelungen, diese doch recht abstrakten Gefühlswelten nachvollziehbar zu schildern. Ihr ist sogar der Schritt gelungen, Lia von einer oberflächlich denken Person (siehe Band 1) zu einem tiefgründigen Charakter werden zu lassen.

Mit "Crashed" kommt deutlich mehr Schwung in die Geschichte, auch wenn es immer noch vorrangig um das Hinterfragen der verschiedenen Situationen geht. Wer reine Action sucht, ist hier fehl am Platz; Gespräche, Gedanken und die Weiterentwicklung von verschiedenen Charakteren nehmen einen deutlich größeren Platz ein. Zwar gibt es auch die Kämpfe und die dramatischen Szenen, aber die Autorin verliert bei deren Beschreibung nie die Gefühlswelt von Lia aus den Augen und zeigt dem Leser zu jeder Zeit deutlich, was in ihrem Inneren vor sich geht.

Charaktere aus dem vorangegangenen Band kommen erneut in der Handlung vor, haben sich zum Teil aber extrem verändert, ebenso wie Lia auch. Es werden nur wenige neue Figuren eingeführt, die meist auch im Hintergrund bleiben. Die Situation hat sich deutlich zugespitzt und es ist klar, dass die Mechs noch einen großen Kampf ausfechten müssen. Wie der ausgeht, wird man aber erst im letzten Teil "Wired" erfahren, auch wenn es bereits einige Andeutungen gibt.

Der Verlag bietet auf seiner Webseite eine Leseprobe an.