Der Sammelband "Religiöse Sozialisationen im 20. Jahrhundert. Historische und vergleichende Perspektiven" vereint zwölf Aufsätze, die sich mit quantitativen und qualitativen sozialwissenschaftlichen sowie historischen Methoden mit dem Problem der religiösen Sozialisationen in Deutschland beschäftigen. Sowohl institutionelle als auch regionale Beispiele werden herangezogen, um dem Leser ein Bild von der Entwicklung zu geben. Neben der Kirche wird sehr stark die Familie in den Blick genommen.

Um die inhaltliche Fülle des Bandes zu verdeutlichen, sollen hier einige Aufsätze kurz genannt werden: Der Herausgeber selbst, Klaus Tenfelde erläutert in seinem einführenden Artikel ausführlich den Zusammenhang zwischen religiöser Sozialisation und Sozialgeschichte und vermittelt dem Leser einen überzeugenden Eindruck davon wie sozialhistorische Methoden die Entwicklung der Religionen in Deutschland angewandt werden können. Beispielsweise weist er auf eine Forschungslücke bezüglich generationenbezogener Religionsforschung hin.

Einen sehr konkreten Forschungsgegenstand präsentiert Mark Ruffs Aufsatz zur Jugendarbeit im Erzbistum Köln. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Jugendarbeit bereits ab Mitte der 1950er Jahre an einem Nachwuchsproblem zu leiden hatte und führt das auf gesamtgesellschaftliche Veränderungen zurück, beispielsweise dem Wandel im Umgang mit Autorität.

Julia Riediger beschäftigt sich mit religiöser Sozialisation in der Arbeiterschaft in den ersten 20 Jahren der Bundesrepublik. Sie stellt dabei fest, dass neben der Klassen- oder Schichtzugehörigkeit andere Aspekte wie Geschlecht oder Wohnort entscheidender sein können.

Auf insgesamt 267 Seite ergibt sich durch die verschiedenen Aufsätze ein vielfältiges Bild religiöser Sozialisation und ihrer Probleme in Deutschland. Der Band endet mit einem Abkürzungsverzeichnis und einer Auflistung zu den Autorinnen und Autoren.

"Religiöse Sozialisationen im 20. Jahrhundert. Historische und vergleichende Perspektiven" ist ein sicher sehr interessanter Band zur sozialwissenschaftlichen Erforschung religiöser Sozialisation. Die Breite der Beiträge liefert ein recht umfassendes, wenn auch mosaikartiges Bild dieses Gegenstandes. Gleichzeitig sorgen gewisse gemeinsame Schwerpunkte der meisten Beiträge durchaus für einen roten Faden. So weisen ziemlich alle Beiträge der Institution der Familie einen entscheidenden Beitrag zur religiösen Sozialisation zu.

Der Sammelband richtet sich allerdings an ein Fachpublikum. Einige Artikel, insbesondere die fast ausschließlich quantitativen Studien, sind Seiten lange Aneinanderreihungen von Zahlen und Erhebungen, spannend nur für den Experten zu lesen. Andere sind dafür sicher auch dem interessierten Laien durchaus verständlich, auch wenn sie nicht für ihn geschrieben wurden.

Es handelt sich also um einen interessanten Forschungsband mit vielen interessanten Ansätzen und Anregungen, der allerdings nur für Leute mit großem Interesse und teilweise mit einigem Vorwissen zu empfehlen ist.

Einen Einblick ins Buch als PDF gibt es auf der Verlags-Website (Link "Blick ins Buch" unten auf der Seite).