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Nach acht Tagen Koma und mit einem Gehirn, das sich an die letzten Tage seines bisherigen Lebens nicht mehr erinnern kann, wacht der Londoner Inspektor Vincent Ruiz in einem Krankenhaus auf. Doch anstatt seinem Körper die nötige Ruhe zu gönnen, beginnt der eigenwillige Polizist sofort wieder zu ermitteln. Denn zum einen möchte er unbedingt wissen, was vor acht Tagen geschehen war, bevor man ihn schwer verletzt aus der Themse gezogen hat. Zum anderen taucht schon kurz nach seinem Erwachen ein ungebetener Besucher an seinem Krankenbett auf, der von ihm entweder die Übergabe seiner verschwundenen Tochter oder die sofortige Rückgabe der anvertrauten Diamanten fordert. Eine Anliegen, das Ruiz sofort an einen Vermisstenfall erinnert, der ihn seit drei Jahren nicht mehr in Ruhe schlafen lässt.
Damals war die siebenjährige Mickey Carlyle auf dem Weg von der elterlichen Wohnung zur Haustür spurlos verschwunden, als sie mit einer Freundin im Garten spielen wollte. Fünfundachtzig Stufen, fünf Etagen und elf Wohnungen wurden immer wieder durchforstet, Zeugen wurden befragt und vorhandene Spuren ausgewertet. Doch das kleine Mädchen tauchte nie wieder auf. Drei Jahre ist es her, dass ein Nachbar der Familie in einem spektakulären Indizienprozeß wegen Mordes an Mickey verurteilt wurde und trotzdem scheint es immer noch Spuren zu geben, die darauf hinweisen, dass Mickey lebt. Denn warum sonst sollte Ruiz das Risiko eingegangen sein, für den Vater des verschwundenen Mädchens einen Beutel von Diamanten zu übergeben?
"Amnesie" ist nach "Adrenalin" der zweite Teil der Reihe um den an Parkinson erkrankten Psychologen Joseph O'Loughlin, der auch diesmal wieder Vincent Ruiz, dem Leiter des Dezernates für schwere Gewaltverbrechen, beratend zur Seite steht. Während sich die beiden überaus eigenwilligen Charaktere in "Adrenalin" erst kennenlernen mussten, um bei den Ermittlungen zu einem Mord an einer Krankenschwester voranzukommen, ist diesmal ihr Verhältnis bereits von Beginn an klar definiert. Ein Vorteil für die beiden hartnäckigen Männer, die keine Zeit verstreichen lassen, um hinter die mysteriösen Ereignisse eines alten Vermisstenfalles und einer erneuten Lösegeldübergabe zu kommen.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Londoner Inspektors Vincent Ruiz erzählt, der neben seinen immer wieder aufkommenden Erinnerungsfetzen auch viele Details aus der Kindheit verrät. Eine Lebensbeichte, die Michael Robotham geschickt mit vielen, sich rasant entwickelnden Handlungsabfolgen verflicht. So gelingt es ihm nicht nur einen gut konstruierten Fall plausibel aufzurollen, sondern auch seinen Ermittler dem Leser nahe zu bringen. Ein atmosphärisch dichter Thriller, der nur ein Manko besitzt. Der gut durchdachte Kriminalfall benötigt einfach zu viele Seiten, bis er richtig in Fahrt kommt.
Fazit:
Ein unschlagbares Team, ein alter Vermisstenfall und jede Menge Erinnerungslücken machen aus "Amnesie" einen Thriller, der nach anfänglichen Spannungsschwächen überaus fesselnd in Erscheinung tritt.