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Bei Filmen ist es längst gängige Praxis, dass große Blockbuster auch mit dem "Buch zum Film", also einer Nacherzählung in Romanform, bedacht werden. Seit Videospiele zu millionenfach gedaddelten Verkaufsschlagern werden, haben die Publisher diese Form der Lizenzvermarktung aufgegriffen: Ob als prosaisches Pre- bzw. Sequel zum Game, eigenständiger Roman oder eben "Buch zum Spiel" – die Bandbreite für zockende Leseratten ist groß. Auch Ubisofts Welthit "Assassin’s Creed II" gibt es nun von Panini Books zum Nachlesen.
Die Story um den Assassinen Ezio Auditore da Firenze wird in "Assassin’s Creed: Renaissance" fast identisch wie im Spiel wiedergegeben. Kenner des Games werden die minimalen und zudem kaum relevanten Änderungen an der Handlung mit der Lupe suchen müssen. Auch wichtig für Fans der "Assassin’s Creed"-Reihe: Die in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung der Spiele – Stichwort: Animus – wird in "Renaissance" nicht aufgegriffen.
Die um das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts spielende Geschichte um Ezio ist eine epische Abhandlung um Intrigen, Rache und eine überlebensgroße Vorherbestimmung. Als junger Mann muss der aus einer Florentiner Bankiersfamilie stammende Ezio mit ansehen, wie sein Vater und seine beiden Brüder Opfer einer Verschwörung werden: Aufgrund von falschen Anschuldigungen der konkurrierenden Familie Pazzi und Bestechung der lokalen Politiker werden alle drei öffentlich hingerichtet. Ezio kann nichts dagegen tun, dass sein Name in den Dreck gezogen und sein bisheriges Leben völlig aus den Angeln gehoben wird. Entehrt flüchtet er mit Mutter und Schwester zu seinem Onkel Mario ins Umland von Florenz. Der auf Rache sinnende Heißsporn wird vom erfahrenen Mario unter die Fittiche genommen – und muss erfahren, dass es sich bei der Ermordung der Auditore-Männer keineswegs nur um eine simple Familienfehde handelt: Der mächtige Geheimbund der Templer hat es auf Ezios Familie abgesehen, weil diese seit Generationen zum Orden der Assassinen gehört. Da die Templer mithilfe von magischen Artefakten, genannt „Stücke von Eden“, uneingeschränkte Macht erlangen wollen, bleibt Ezio nichts anderes übrig, als sein Schicksal anzunehmen – und als Assassine gegen die gefährliche Bedrohung anzukämpfen …
Die angenehm verworrene Handlung von "Assassin’s Creed II" wurde von Oliver Bowden, auf dessen Konto auch die anderen Bücher zur Videospielreihe gehen, als Roman umgesetzt. Der Mann ist angeblich ein bekannter Autor, der unter dem Bowden-Pseudonym nun Bücher zu den Ubisoft-Knallern schreibt. Wahr oder ein bisschen dick aufgetragen – am Schreibstil von "Renaissance" lässt sich leicht die Handschrift eines geübten Autors erkennen, der zudem das Spiel sehr gut kennt. Detailliert und wortgewandt spult er die Ereignisse des Spiels herunter, was zugleich Segen und Fluch des Romans ist: Während die Genauigkeit all jenen Game-Enthusiasten zugutekommt, die beim Zocken vielleicht nicht jede Story-Feinheit genau mitbekommen haben, langweilt die exakt vom Spiel vorgegebene Missionsstruktur beim Lesen doch etwas. Man liest Bücher eben nicht im selben Rhythmus, in dem man Spiele an der Konsole spielt – und wo in "Assassin’s Creed II" die Abschnitte sinnvoll gesetzt sind, wirken sie hier gelegentlich gekünstelt und hemmen den Lesefluss. Das lineare Abstottern der Story-Stationen wird kaum durch emotionalen Tiefgang oder markante Textpassagen unterbrochen. Zudem muss Bowden sich vorwerfen lassen, einen ganz entscheidenden Aspekt bei aller Akribie vernachlässigt zu haben: Ein Teil der Faszination der Games waren und sind die spektakulären Klettereinlagen auf Türme und Kirchendächer, über morsch aussehende Dachbalken in schwindelerregender Höhe und an unbezwingbar anmutenden Fassaden venezianischer Palazzi entlang. All dies lässt der Autor im Buch größtenteils außen vor und konzentriert sich stattdessen auf die oben angesprochene Haupthandlung. Gut eingefangen hat Bowden dagegen die Atmosphäre des Spiels, die zum einen die politische Unsicherheit in den unterschiedlichen Herrschaftsgebieten und zum anderen die vielen Ausschweifungen der damaligen Zeit greif- und erlebbar macht.
Letztlich ist es schwer, "Assassin’s Creed: Renaissance" ganz und gar gut oder schlecht zu finden. Das Buch hat mit Sicherheit seine Berechtigung, vor allem als zusätzliche Quelle für wissbegierige Ezio-Fans, und bleibt doch zugleich in puncto Spannungsaufbau weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Als entspannende Aufwärmlektüre für Ubisofts nächsten Streich, das später in diesem Jahr für PC und Konsolen erscheinende "Assassin’s Creed: Revelations", sei der Roman aber ausdrücklich empfohlen.