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Nachdem Steve Dark den Fall "Sqweegel" auf so endgültige wie grausige Art abgeschlossen hat, ist er nicht mehr derselbe. Er verlässt die Spezialeinheit Special Circs, für die er Serienkiller wie Sqweegel zur Strecke gebracht hat – Killer, deren Taten für die meisten Menschen unvorstellbar sind.
Nun aber erschüttert eine neue Mordserie die USA. Der Mörder schlägt scheinbar planlos zu und inszeniert seine Morde auf bizarre Art und Weise. Unter seinen Opfern ist ein hochrangiger Wirtschaftsexperte, aber auch drei ganz normale junge Frauen und ein FBI-Agent – wo besteht die Verbindung? Oder gibt es vielleicht gar keine? Steve Dark hatte eigentlich gedacht, dass er Fällen wie diesen endgültig den Rücken gekehrt hätte. Da tritt eine geheimnisvolle Frau auf ihn zu mit der Forderung, dass er den Serienkiller zur Strecke bringt. Im Gegenzug bietet sie ihm ein unbegrenztes Budget und Zugang zu Informationen, die nicht einmal das FBI zur Verfügung hat. Dark ist hin- und hergerissen. Der Jäger in ihm möchte die Gelegenheit nur zu gerne wahrnehmen und sich dem widmen, was er am besten kann. Doch Dark ist nicht mehr Teil der Special Circs und darf auch gar nicht mehr ermitteln, außerdem sehnt er sich nach einem halbwegs normalen Leben als Vater seiner kleinen Tochter Libby …
"Dunkle Prophezeiung" ist nach "Dunkle Seele" (Dark Origins) der zweite Teil der Thriller-Reihe "Level 26", in deren Mittelpunkt Steve Dark steht. Wie auch Teil 1 bietet das Buch als Clou eine Art Multimedia-Erweiterung, die über das bloße Leseerlebnis hinausgehen soll. Im Verlauf der Story erhält man mehrere Codewörter, die man auf der Website
level26.com eingeben kann, um Zugriff auf eine Reihe von aufwändig produzieren Videos, sogenannte
Cyber Bridges, zu erhalten, die die Story ausschmücken und begleiten. Die Idee, dass Bücher nicht mehr bloße Lektüre sind, sondern einen zusätzlichen Anreiz und einen Mehrwert für alle Sinne anbieten, ist nicht neu und kann, wie einige Projekte zeigen, durchaus gut funktionieren. In diesem Fall bereichert sie die Story um den Killer-Jäger Steve Dark aber nicht wirklich. Man kann sich die Videos begleitend anschauen, muss aber nicht. Insgesamt hätte man die Multimedia-Inhalte spannender und mysteriöser gestalten können, um den Leser noch aktiver einzubeziehen. So ist es eigentlich egal, ob man sich für die Videos interessiert oder nicht.
Der Roman selbst ist leider auch nur 08/15-Krimikost und folgt einem altbekannten Schema von Serienkiller-Stories; man wird wie bei einer Schnitzeljagd von einem Tatort zum nächsten geführt. Leider ist die Hintergrundstory hier mehr als ausgenudelt – kein grausiger "Level 26"-Killer steht hier im Mittelpunkt, sondern ein Killerpärchen, das seine Morde nach Tarot-Karten inszeniert. Das ist einfach mehr als unoriginell und keinesfalls eine "Steigerung des ultimativ Bösen", wie die Umschlagrückseite verspricht.
Autor Anthony E. Zuiker ist Schöpfer der äußerst erfolgreichen Krimiserie "CSI" und das merkt man dem Thriller auch irgendwie an. Das Buch ist routiniert, aber leidenschaftslos heruntergeschrieben und kann daher leider zu keinem Zeitpunkt wirklich mitreißen oder den Leser gar verängstigen – es wirkt klinisch-kühl und durch den Mangel an originellen Ideen relativ klischeehaft. Mit den ziemlich stereotypen Charakteren wird man auch nicht warm, allen voran mit Steve Dark, der schon durch seinen Namen eine kleine Karikatur seiner selbst ist. Auch das Motiv von Lisa Graysmith, der Frau, die Dark Ressourcen und Wissen zur Verfügung stellt, wird rasch und ziemlich platt abgehandelt und wirkt wie von der Stange. Zuikers Name und die Verbindung zu CSI mag ein verkaufsförderndes Zugpferd sein, ein begnadeter Buchautor ist Zuiker – auch im Gespann mit Co-Autor Duane Swierczynski – aber auf jeden Fall nicht.
"Dunkle Prophezeiung" kann die vollmundigen Versprechen auf dem Buchrücken nicht halten – weder die Story noch die Multimedia-Inhalte, die dazu im Internet abrufbar sind, können den Leser wirklich fesseln. Im Vergleich zu Teil 1 sind auch die Tarot-Morde dermaßen unoriginell, dass man den Roman am Ende enttäuscht zuklappt. Das "ultimativ Böse" sieht definitiv anders aus!
Hinweis: Um die Cyber Bridges anzuschauen, muss man das entsprechende Codewort in kleinen Buchstaben in das entsprechende Feld eingeben. Eine Registrierung o.ä. ist nicht notwendig.Zur Leseprobe bei Lübbe
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