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 Haunted


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Lange, sehr lange hat die Spielergemeinde auf "Haunted" gewartet – zuletzt war das Point-and-Click-Adventure sogar ganz totgesagt worden, denn angekündigt hatte Entwickler Deck13 den Geisterspaß schon für 2009. Nun ist das lang ersehnte Spiel endlich erschienen und präsentiert sich als humorvolles Adventure-Game mit netten Rätseln und ganz leichtem Gruseleinschlag.

Sechs Geister sollt ihr sein ...

Der Spieler schlüpft in die Rolle der jungen Mary, die von Schuldgefühlen gequält wird, seit ihre jüngere Schwester Emily ums Leben kam. Mary gibt sich die Schuld an Emilys Tod, schlägt sich seitdem als Straßenkind durch und wird von seltsamen Visionen geplagt. Als das Mädchen eines Nacht auf einem seltsamen Anwesen das Bewusstsein verliert, kommt es dem Rätsel um seine kleine Schwester damit unverhofft ein ganzes Stück näher – schwebt aber gleichzeitig in allergrößter Gefahr: Mary ist auf einmal in der Gewalt der verrückten Professorin Dr. Ashcroft und deren ebenso verrücktem, dazu aber auch noch mit einer Axt bewaffneten Assistenten Ethan. In letzter Sekunde gelingt es Mary, die Tür zum Labor von innen zu verbarrikadieren und die Professorin und ihren Gehilfen auszuschließen. Während sie nun verzweifelt versucht, einen Weg aus dem Labor zu finden und zu fliehen, macht sie die Bekanntschaft eines leibhaftigen – oder besser gesagt: leib-losen – Geistes.
Der tote Pirat namens Oscar schließt sich Mary zunächst gegen ihren Willen als Begleiter an. Er soll nur der erste von vielen sein, die Mary auf ihrem mysteriösen und gefährlichen Weg begleiten. Und die ganze Zeit über sind ihnen die Professorin und Ethan dicht auf den Fersen...

Die Geister, die ich rief

"Haunted" ist ein ganz klassisches Point-and-Click-Adventure, das als Clou mit einer netten Idee aufwartet: Im Laufe des Spiels schließen sich der Protagonistin insgesamt sechs geisterhafte Begleiter an, die jeweils eine ganz besondere Fähigkeit haben. Nur mit den vereinten Kräften ihrer neuen Freunde kann Mary die vielen Rätsel lösen und Hindernisse umgehen, die sich ihr in den Weg stellen, während sie dem Geheimnis ihrer toten Schwester auf der Spur ist.
Der erste Geist, den Mary trifft, ist ein kleiner und ziemlich erfolgloser toter Pirat. Seine Spezialität: respektlose Sprüche und die Fähigkeit, alle Dinge, die heiß sind oder unter Strom stehen, gefahrlos anzufassen. Eine Gabe, die man nicht unterschätzen sollte, denn Mary muss des Öfteren mit Stromkabeln oder Sprengsätzen hantieren – gut, dass Oscar hier zur Stelle ist und die Aufgabe für sie übernimmt.
Andere Geister, die Mary auf ihrem Weg begegnen, können fremde Sprachen übersetzen, schwere Gegenstände heben, sich in Dampf oder Wasser verwandeln oder aber schweben. Schließlich erhält Mary sogar die Fähigkeit, in den Körper eines Geisterwolfes zu schlüpfen und ihn zu lenken.
Die Geister, die erst nach und nach zur Verfügung stehen, können ganz einfach per Mausklick über eine Leiste im unteren Bildschirmbereich aufgerufen werden; in vielen Fällen muss man sie auch mit Gegenständen kombinieren, um ihre speziellen Fähigkeiten auszulösen. Die Idee, verschiedene Begleiter mit einzubeziehen, wurde bei "Haunted" wirklich witzig umgesetzt, zumal die verschiedenen Geister sehr unterschiedlich sind und einander teilweise auf den Tod nicht ausstehen können – dafür aber haben sie fast alle eine recht große Klappe, was zu interessanten, nervigen oder komischen Wortgefechten und Dialogen führt.

Wenig Grusel, dafür viel Humor und drollige Figuren

"Haunted" lebt weniger von unheimlicher Gruselatmosphäre als vielmehr von seinem Humor, den schrägen und sehr drolligen Charakteren und der farbenfrohen 3D-Grafik. Die Rätsel sind eher mittelschwer, alte Hasen dürften hier wenige bis gar keine Probleme haben. Insgesamt sind die einzelnen Kapitel etwas kurz geraten, die Rätseldichte ist teilweise nicht hoch genug, um den Spieler stundenlang zu fesseln. Man kann das Spiel, wenn man nicht völlig auf dem Schlauch steht, sehr zügig durchspielen. Zwar ist die Umgebung, durch die Mary sich bewegt, relativ interaktiv, aber das Inventar wird nie wirklich ausgereizt und vieles ergibt sich fast wie von selbst. Kniffliger wird es, wenn die Geister mit einbezogen werden sollen, denn diese können nicht immer helfen.
So kann etwa der Geist des Schottenkriegers William Wallace nur dann Gegenstände manipulieren, wenn sie vorher von der Hand des Todes berührt wurden, also in irgendeiner Weise mit dem Tod in Verbindung stehen. Neben den sechs Kapiteln, die man der Reihe nach durchspielt, stehen noch zwei Bonus-Missionen zur Verfügung, in denen man Aufgaben für den Besitzer eines chinesischen Ladens erfüllen muss. Ob man diese Nebenquests erfüllen möchte oder nicht, bleibt dem Spieler selbst überlassen. Verzichtet er im Spielverlauf darauf, so kann er nach erfolgreichem Abschluss der Hauptstory nochmal die Bonus-Missionen spielen.

Für Wenig-Spieler und Genre-Neulinge bietet "Haunted" übrigens eine Hilfefunktion an. Zu Beginn wählt man aus, ob man das Spiel mit Anzeige der Hotspots und mit Tipps von Oscar spielen möchte. Diese Funktion ist nett, macht das Spiel aber wirklich zu einfach und damit zu kurz.

Geisterjagd im Goldfischglas

Ein schöner Pluspunkt sind die ungewöhnlichen Schauplätze, die man, ganz adventure-like, aufsuchen muss: So führt das Abenteuer Mary und ihre Geisterschar unter anderem in eine schottische Kirche – wo man dem Papst höchstpersönlich begegnet -, in ein Zigeunerlager, auf die Tower Bridge und sogar auf den Grund eines Goldfischglases. Die Szenen sind liebevoll und mit Sinn für Details gestaltet worden; mit der verspielten, bunten 3D-Grafik erinnern sie deutlich an andere Spiele aus dem Haus Deck 13 ("Ankh", "Jack Keane"). Gruselig sind die einzelnen Szenerien kaum, dafür sind die Figuren zu knuddelig und comichaft. Nur die Professorin hat mit ihrer ausgemergelten Figur und dem bleichen Gesicht das Zeug dazu, den Geistern echte Konkurrenz zu machen.

Obwohl es inzwischen einen ersten Patch zur Behebung kleinerer grafischer Probleme gibt (auf www.haunted-game.com), läuft "Haunted" leider nicht ganz fehlerfrei ab und hat manchmal Probleme, die Figuren richtig zu platzieren. So steht Mary in einer Szene etwa einen Meter in der Luft herum, in einer anderen ist sie völlig aus dem Bild verschwunden und kommt erst mit zeitlicher Verzögerung wieder zum Vorschein.
Punkten können aber wiederum die Stimmen der einzelnen Figuren, die sehr hochklassig besetzt wurden. Die Sprachausgabe ist komplett auf Deutsch – wahlweise kann man Untertitel einblenden – und wirkt sehr natürlich und professionell, zumal die Stimmen alle sehr bekannt sind. Zu hören sind neben Giuliana Jakobeit (deutsche Stimme von Keira Knightley) als Mary auch Bodo Wolf ("Monk") als Piratenkapitän Oscar, Thomas Danneberg (Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger uvm.) als William Wallace und Otto Schenk (Christopher Walken) als Konfuzius.

Fazit: "Haunted" macht zweifellos viel Spaß und kann für einige Stunden gut unterhalten. Vor allem die Idee mit den geisterhaften Helfern reizt dazu, immer weiterzuspielen und herauszufinden, welche Fähigkeiten man wo einsetzen kann. Insgesamt hätten die Rätsel ruhig noch etwas knackiger und die Spieldauer länger sein können. Für die superlange Wartezeit auf dieses Adventure hätte man außerdem noch den einen oder anderen großen Knall erwartet, aber auch so ist "Haunted" ein stimmiges und witziges Spiel, bei dem keine Langeweile aufkommt und das durch die tolle Grafik typisches "Deck-13-Flair" verströmt!

Eine spielbare Demoversion, Screenshots, Trailer, Musik und den ersten Patch kann man auf der offiziellen Website zum Spiel herunterladen: www.haunted-game.com

Christina Liebeck



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 17. August 2011 | FSK: 12 | Originaltitel: Haunted | PC | Preis: 33,99 Euro | Sprache: Deutsch | Untertitel verfügbar in: Deutsch

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