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 BERLIN, Blicke

Ein Fotopreis schreibt subjektive Stadtgeschichte 1990 bis 2010


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Fotobände zu Berlin gibt es bereits in Hülle und Fülle. Und doch bietet diese Stadt immer wieder Material für neue interessante Zugriffe. Aus der Masse herauszustechen gelingt dabei jedoch nur jenen Fotografen, die Berlin eine persönliche Facette abzuringen vermögen, Bilder, die dem Betrachter noch einmal etwas Neues zu bieten haben. Eine solche "subjektive Stadtgeschichte" in Bildern zu schreiben ist, wie der Untertitel bereits ankündigt, das Ziel eines kleinen, aber feinen Buches, das mit dem vom "Haus am Kleistpark" ausgelobten Fotopreis ausgezeichnete Arbeiten der letzten zwanzig Jahre versammelt.

Die Herausgeberinnen Katharina Kaiser und Barbara Lauterbach präsentieren hier jeweils mehrere Fotografien von 22 Fotografen und Fotografinnen, die von wechselnden Fachjurys aus praktizierenden Fotografen, Fotojournalisten und akademischen Fotospezialisten seit 1990 für ihre eigensinnige Darstellung des Stadtteils Tempelhof-Schöneberg prämiert wurden. Darunter befinden sich Einzelaufnahmen, aber auch Langzeitstudien, die zum Teil bereits seit den 1970er Jahren ein bestimmtes Konzept über die Jahre in Bildern entfalten.

In den kurzen Kapiteln zu den einzelnen Künstlern wird zunächst deren Konzept kurz vorgestellt und anschließend die Begründung der Jury für ihre Prämierung abgedruckt. Es folgen schließlich die Fotografien selbst. Eingeleitet wird das Buch von mehreren kurzen Texten zu dem Fotopreis sowie zu Berlin-Fotografien im Allgemeinen. Im Anhang finden sich noch Kurzbiografien zu den Fotografen: Karin Azoubib, Peter Bajer, Ute und Bernd Eickemeyer, Ludovic Fery, Fred Hüning, André Kirchner, Wolf Klein, Hans-Peter Klie, Nathalie Kriwy, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Winfried Mateyka, Michael Nager, Ildar Nazyrov, Jens-Oliver Neumann, Lothar-Michael Peter, Nelly Rau-Häring, Florian Rexroth, Wolfgang Ritter, Orit Siman-Tov, Arnd Wieder und Janina Wick.

Bei dem Fotoband handelt es sich nicht um ein prunkvolles Coffeetable Book, sondern um ein Buch, das gerade durch sein relativ handliches Format und sein unprätentiöses Auftreten besticht. Hier kann man sich durchblättern durch die Alltagsansichten Berlins, die einem das Gefühl geben, wirklich persönliche Einblicke in die Stadtwahrnehmung der in Berlin lebenden Fotografen zu gewinnen. Und diese ist so variantenreich: Da gibt es zum Beispiel die ungewöhnlich perspektivierten Diaprojektionen von Peter Bajer, die durch das faszinierende Spiel der Komplementärfarben ihrer Alltagsobjekte interessant werden, Ute und Bernd Eickemeyers durch klassisches handwerkliches Vermögen und Sensibilität überzeugendenden Schwarz-Weiß-Porträts von Bewohner des Crelle-Kiezes im Wandel Mitte der 1980er Jahre oder die Serie von C-Prints von Natalie Kriwy, die Bildausschnitte aus dem ungewöhnlich gewöhnlich anmutenden Arbeitsalltag von Prostituierten in der Kaffeepause zwischen ihren Kundenterminen mit handgeschriebenen Selbstaussagen der Frauen kombiniert. Um diese und andere Ausschnitte aus dem Alltagsleben in Tempelhof-Schöneberg oder einfach nur gelungene, frische Fotografie zu erleben, lohnt sich die Anschaffung von "BERLIN, Blicke" auf jeden Fall – man wird lange beim interessierten Durchblättern verweilen können.

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.

Silke Hettich



Hardcover | Erschienen: 1. Mai 2011 | ISBN: 9783863680152 | Preis: 16,80 Euro | 155 Seiten | Sprache: Deutsch

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