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Der größte Traum der Gottesanbeterin Saha ist es, die fünf Ebenen der Regenbogen-Welt, die sich über die verwaiste Erde wölbt, zu erkunden. Doch ihre Freunde, ebenfalls Angehörige des Insektenvolkes und anderer Tiergemeinschaften, stehen dieser Idee eher skeptisch gegenüber, sehr zum Verdruss der abenteuerlustigen Saha. Schließlich gelingt es der jungen Gottesanbeterin mit Hilfe der weisen Eule Uhura, ihre Gefährten zu überzeugen. Von der alten Heuschrecke Iman erhält Saha einige Artefakte, die ihr auf dem langen beschwerlichen Weg helfen sollen und so machen sich Saha, ihr Gefährte, die Libelle Ishtar, die Eule Uhura, die Schlange Kasur, der Käfer Tuc, das Eichhörnchen Hazee, die Fledermaus Jabani, die Riesenameise Shirkan und Sahas beste Freundin, der Schmetterling Barb, auf den Weg in unbekannte Welten.
Auf ihren gefahrvollen Reisen schließen sich der Gemeinschaft eine Menge neuer Freunde an und in mörderischen Gefahren muss sich die Freundschaft und der Zusammenhalt der unterschiedlichen Charaktere mehr als einmal beweisen. Dabei stoßen Saha und ihre Kameraden auf Relikte der ersten Menschen, die sich selbst und die Erde zerstört haben. Und bald wird Saha die gesamte Wahrheit offenbar, denn langsam beginnt sich die Gottesanbeterin zu verwandeln. Sie bekommt Hände mit fünf Fingern und wird zu einem Menschen, der zur zweiten Rasse gehört. Doch bevor sie mit ihren Gefährten die Erde neu bevölkern kann, muss sie die fünfte Ebene der Regenbogen-Welt erreichen. Und bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg, auf dem weitere tödliche Gefahren lauern ...
Mit "Regenbogen-Welt" erwartet den Leser ein Fantasy-Roman der etwas anderen Art und der faszinierendste Beitrag zu der Magic-Edition.
Ein sehr philosophisch ausgelegter Roman, denn so wie man sich selbst im Laufe des Lebens entwickelt und geistig wächst, so entwickelt sich auch die Protagonistin Saha und wird vom naiven Mädchen zu einer erfahrenen Frau. Die äußerliche Wandlung ist dabei sekundär.
Ein besonderer Appell geht dabei an die Freundschaft und genau wie im richtigen Leben treffen Saha und ihre Freunde auf neue Weggefährten, während andere zurückbleiben oder sogar den Tod finden. Die Charaktere, so unterschiedlich sie von Gestalt und Gesinnung auch sein mögen, wurden allesamt liebevoll dargestellt und es ist kaum jemand dabei, den man nicht in sein Herz schließt.
Die Interaktion zwischen den unterschiedlichen Freunden ist oft sehr witzig, manchmal auch traurig oder dramatisch, aber nie langweilig. Besonders auffällig ist die gut recherchierte Hintergrundgeschichte, welche sich auf einen Mythos der Navaho-Indianer bezieht, in deren Sagen und Geschichten die Regenbogen-Welt eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.
Insekten-Liebhaber sollten bei der Beschreibung von Saha und ihren Gefährten das eine oder andere Mal die Augen zudrücken, so zum Beispiel, wenn Saha ihre bewimperten Augenlider niederschlägt oder eine Libelle ins Schwitzen gerät. Die meisten anatomischen Besonderheiten und Verhaltensweisen werden aber vollkommen naturgetreu wiedergegeben und man sollte nicht außer Acht lassen, dass mit diesem Buch ein Fantasy-Roman vorliegt und keine wissenschaftliche Abhandlung.
Der Roman ist keineswegs ein Kinderbuch, sondern betrachtet das Leben an sich aus einer sehr realistischen Sichtweise, wo auch schon mal der eine oder andere Freund stirbt. In einer Vision erleben die Kameraden zudem, wie die Spanier Amerika entdecken und dabei das Volk der Indianer niedermetzeln, um an Gold und Reichtümer zu gelangen. In jeder Welt erwarten den Leser, genau wie die Reisenden, neue gefährliche Abenteuer. Selbst mit feuerspeienden Drachen bekommen es die Gefährten zu tun, so dass auch die Freunde der "altmodischen" Fantasy auf ihre Kosten kommen.
Abgerundet wird der Band durch die stimmungsvollen Illustrationen von Barbara Emek, welche teils kindlich verspielt anmuten oder melancholisch verträumt den Beginn eines Kapitels zieren. Selten haben Schrift und Zeichnung eine so vollkommene Einheit gebildet.
Das Titelbild fügt sich mit seiner schlangenhaften Spirale gut in das Gesamtbild ein und bietet für das Auge einen ersten Blickfang, ohne überfrachtet zu wirken. Die indianischen Symbole und die Farbgebung, welche an den hoffnungsvollen Schimmer des Sonnenaufgangs erinnert, vermitteln einen ersten Eindruck von der Atmosphäre des Buches.
Es hat sehr viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und wer Lust hat, sich auf eine wundervolle und fantastische Reise zu begeben, der sollte sich diese Geschichte nicht entgehen lassen.
Es ist eine wunderschöne Hommage an Freundschaft und Toleranz, sowie ein Wegweiser in eine bessere Welt und ein harmonisches Miteinander.