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1930 – Die Steuerfandung ist Al Capone auf den Fersen. Da erinnert er sich an seinen alten Freund Toto Moreno, einer der mächtigsten Gangster-Bosse in Chicago. Capone deponiert vier Millionen Dollar bei ihm, um in schlechten Zeiten noch etwas in der Hinterhand zu haben. Beobachtet wird Moreno dabei nur von der kleinen Laure, Tochter des Hoteliers, der Morenos Band beherbergt. Und nicht nur das Mädchen, auch ihre vier Freunde Alfonso, Vitto, Kröte und Peanuts geraten immer tiefer in den allgegenwärtigen Sumpf des Verbrechens, der in Brooklyn vor niemandem mehr Halt macht.
Ausgerechnet Alfonso versucht mit einem kleinen Botenjob bei Toto Moreno Geld aufzutreiben. Er träumt davon, seinen Stiefvater und die miese Gegend Richtung Westen zu verlassen. Doch seine Gutgläubigkeit und Naivität bringen ihn schon bald in ernste Schwierigkeiten. Auch sein Freund Peanuts gerät vom Regen in die Traufe, als er einer drallen Hure, von der er Tag und Nacht träumt, einen Besuch abstattet. Denn unversehens wird er Zeuge eines Mordes, der in der Unterwelt Brooklyns für eine Menge Aufregung sorgt.
Erstmals erschien "Blackjack" in Frankreich zwischen 1999 und 2004. Und nach seinem fulminanten Erfolg mit der Serie "
O'Boys" erinnerte man sich beim Splitter-Verlag offensichtlich an diese frühe Arbeit Steve Cuzors und bringt nun vier Alben heraus – natürlich im für den Verlag typischen riesigen Albumformat, mit exquisitem Druck und edler Anmutung.
Leider kann die Geschichte der fünf Kinder inmitten der 30er Jahre zu Zeiten der Wirtschaftskrise kaum überzeugen. Zu viele Handlungsstränge, zu unausgegoren der Zeichenstil, zu viele bekannte Versatzstücke. So oder so ähnlich hat man diese Zeit der Prohibition, des ausufernden Verbrechens, der Arbeiteraufstände und der schlechten sozialen Bedingungen schon oft gelesen und gesehen.
Und doch, ein Desaster ist "Blue Bell" mitnichten. Zu geschickt verbindet Cuzor den Werdegang Al Capones und Toto Morenos mit dem einer Rasselbande von Straßenkids. Zu interessant geraten dem Autor und Illustrator die Charaktere der fünf Kinder und zu mitreißend ist das (mörderische) Finale des ersten Teils.
Und so stellt man als Leser verwundert fest, dass man unbedingt lesen will, wie es mit Alfonso und Laura weitergeht – obwohl: Die dunklen Wolken, die sich über den beiden zusammenbrauen, und der eher pessimistisch-düstere Grundtenor von "Blue Bell" lassen kaum eine andere Möglichkeit zu, als dass es für die Kinder – und Al Capone, wie man aus der Geschichte weiß – weiter nach unten geht. Hinab in die Niederungen von Gewalt und Verbrechen, Tod und Verzweiflung. Doch vielleicht schafft es Steve Cuzor ja in "Laura", dem zweiten, im November 2011 erscheinenden Band, Hoffnung zu säen und die Jungs in eine rosigere Zukunft zu führen. Zu wünschen ist es dieser Geschichte – und den Lesern.
Eine Leseprobe findet man auf der Website des Splitter-Verlags.