Janes Leben war nicht immer so angenehm wie jetzt. Als Fünfzehnjährige von einem Motorboot überfahren, hatte die junge Frau viele Jahre mit inneren und äußeren Verletzungen zu kämpfen. Eine Zeit, die sie nie vergessen wird und so läuft ihr jedes Mal, wenn sie ein Foto mit dem entstellten Gesicht von damals sieht, ein Schauer über den Rücken.
Doch nun sind die schweren Jahre vorbei und die inzwischen erfolgreiche Künstlerin scheint das Glück für sich gepachtet zu haben. Mit einem perfekt rekonstruierten Gesicht, einer hochdotierten Erbschaft ihrer Großmutter und einem Ehemann, der als Schönheitschirurg erfolgreich ist, gibt es kaum noch etwas, das sich Jane wünschen könnte. Einzig und allein das Verhältnis zu ihrer zwei Jahre älteren Schwester Stacy, welches durch den Unfall und unweigerlich aufkommende Schuldgefühle über alle Maßen gelitten hat, ist noch immer schwer gestört. Ein Makel in Janes Leben, den sie irgendwann zu überwinden hofft, und ohne sich übermäßig viel Gedanken darum zu machen, verbringt die Künstlerin einen großen Teil ihrer Zeit damit, ihre neue Vernissage vorzubereiten.

Plötzlich aber wendet sich das Blatt erneut und Janes kluger und charmanter Ehemann wird des Mordes bezichtigt. Ausgerechnet Ellen Vanmeer, die frühere Geliebte und Noch-Patientin des Schönheitschirurgen, liegt brutal ermordet in einem Hotelzimmer und Jane kann nicht bezeugen, dass ihr Mann Ian die ganze Nacht bei ihr war. Doch als wäre das nicht genug der unglücklichen Zufälle, wird kurz darauf auch noch seine Sprechstundenhilfe getötet und an einen Stuhl gefesselt gefunden. Ein weiterer Mord, der mit dem Schönheitschirurgen in Verbindung gebracht wird und zwangsläufig erhärtet sich der Verdacht, dass Dr. Ian Westbrook etwas mit dem frühen Tod der beiden Frauen zu tun hat. Während Janes Schwester Stacy, die als Detective bei der Mordkommission in Dallas arbeitet, die Ermittlungen übernimmt und mit einem Partner auftaucht, der von der Schuld des Chirurgen mehr als nur überzeugt ist, erhält Jane einen Brief, der sie völlig verzweifeln lässt. "Ich habe es mit Absicht getan, um deine Schreie zu hören", lauten die Worte, die ein Fremder, gemeinsam mit einem Zeitungsausschnitt von Janes Unfall, geschickt hat ...

Ein Geflecht aus Lügen und Intrigen, meisterhaft gesponnen von der amerikanischen Autorin Erica Spindler, erwartet den Leser, der "Im Schatten des Mörders" zur Hand nimmt. Denn während ihm zu Beginn des Buches fast schon klar ist, wer hinter den brutal verübten Morden an zwei Frauen steckt, wird er im weiteren Verlauf des Geschehens schon bald merken, dass er mit seinen Vermutungen völlig daneben lag.
Immer wieder geschehen weitere Verbrechen, tauchen neue Verdachtsmomente auf oder weisen Indizien darauf hin, dass alles ganz anders ist. So muss sich der Leser zwangsläufig bis zum Schluss des Buches gedulden, um hinter die Identität des Täters zu kommen. Ein Finale, das zwar etwas konstruiert erscheint, dafür aber umso mehr überrascht. Doch bis es soweit ist und der Täter gerichtet wird, sorgen abwechslungsreiche Handlungsstränge, glaubhaft agierende Figuren und eine Menge an dramatischen Szenen dafür, dass der Thriller nur schwer aus der Hand gelegt werden kann.

Fazit:
Temporeich vom Anfang bis zum Schluss, so präsentiert sich "Im Schatten des Mörders" und lässt jeden Hobbyermittler alt aussehen. Denn während brutale Morde und erstzunehmende Drohungen Leser und Ermittler gleichermaßen in Atem halten, schafft es der Täter, alle in die Irre zu führen und so sein Werk zu verrichten.

Ein gut konstruierter Thriller, der geschickt mit den Ängsten der Leser spielt und tief in menschliche Abgründe blicken lässt.