Fabelheim droht unterzugehen. Die Gesellschaft des Abendsterns versucht mit aller Macht, ein ungeheuer mächtiges Artefakt, das vor vielen Jahren auf der Farm versteckt wurde, an sich zu bringen. Sie schrecken dabei weder davor zurück, sich der Kinder Kendra und Seth zu bedienen, noch davor einen Spion einzuschleusen, der von innen heraus die Vernichtung der Farm betreiben soll.
Vor allem Kendra, die, seit sie von den Feen berührt wurde, über sehr seltsame magische Fähigkeiten verfügt, ist Ziel der Infiltration. Nur mit ihrer Hilfe kann es gelingen, das Artefakt zu bergen und mit Magie aufzuladen. Entscheidend für das Fortbestehen des Hortes unzähliger magischer Kreaturen ist es, wer von den Gästen, die die Farm beherbergt, der Verräter ist. Ist es der knurrige, einzelgängerische Coulter, die hübsche, weltgewandte Vanessa oder der nette und umgängliche Tanu? Oder einer der Angestellten, die eigentlich über jeden Verdacht erhaben sind?
Kendra merkt schnell, dass nur sie und ihr Bruder Seth in der Lage sind, die Gesellschaft des Abendsterns aufzuhalten. Dumm nur, dass Seth sich einen mächtigen Dämon zum Feind gemacht hat, der nur darauf aus ist, ihn aufzufressen.

Teil zwei der Fantasy-Geschichte aus der Feder von Brandon Mull beginnt nach dem fulminanten Schluss des ersten Bandes eher gemächlich. Die Kinder sehen sich eher einem Störenfried ausgesetzt, der sie in der Schule ärgert, denn einem mächtigen Feind. Doch die wenigen Charaktere, die Mull neu einführt, lassen bald eine derart knisternde Spannung entstehen, dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen will.
Garniert mit unglaublich verrückten Einfällen, gelingt es Brandon Mull spielend, den Leser mitzureißen. Spätestens ab der Mitte des Bandes ist man den Autor hörig, mag nicht mehr von Kendra und Seth lassen und fiebert dem Ende entgegen.
Fies nur, dass Mull die Geschichte quasi mit einer Vollbremsung enden lässt, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Die Gesellschaft des Abendsterns unterliegt zwar, scheint aber in Wahrheit ganz kurz davor zu sein, den endgültigen Sieg davonzutragen. Verzweifelt muss man nun darauf warten, wann endlich der dritte Teil erscheint.

"The Rise of the Evening Star" ist Fantasy at it's best! Spannend, überraschend, verrückt, unglaublich ideenreich und vielschichtig, dabei fast nebenbei sehr humorvoll und warmherzig. Nur eins ist dieser zweite Band nicht mehr – ein Buch für Kinder. Deutlich härter geht es zur Sache und die "Unfälle", die sich ereignen, sind eher etwas für vierzehn- bis sechszehnjährige Leser – und natürlich für jeden Erwachsenen, der gute Fantasy schätzt.
Mit Fabelheim ist Brandon Mull (bisher) ein Epos gelungen, der ganz vorne mitspielen kann und zu den besten Geschichten überhaupt gehört, die in diesem Genre je veröffentlicht wurden.