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Immer wieder wird davor gewarnt: Die Menschheit kann nur eingeschränkt Raubbau an der Natur betreiben und durch genetische Experimente Gott spielen, irgendwann wird die Natur zurückschlagen. Im Roman "Ashes, Ashes" ist genau das passiert:
Eine tödliche Epidemie, nicht unähnlich der Pest des Mittelalters, verbreitet sich rasend schnell im Großraum New York. Als Impfungen und Quarantäne nicht helfen, entschließt sich das Militär zu weitflächigen Bombardierungen der befallenen Regionen. So wird die Großstadt New York innerhalb weniger Wochen dem Erdboden gleichgemacht.
Lucy hat die Epidemie und Naturkatastrophen überlebt und mit ihr nur 1% der Menschheit. Alleine lebt sie in der Wildnis, die früher einmal die berühmte Großstadt war, bis ein Tsunami sie aus ihrer Zuflucht vertreibt. Sie schließt sich einer Gruppe Überlebender an, die im Gegensatz zu ihr zusammen leben und sich umeinander kümmern. Gerade Aidan, der ihr auch gegen eine wilden Hundemeute zu Hilfe kam, hat es ihr angetan. Doch ihre Gefühle treten in den Hintergrund, als die sogenannten Sweeper - Mitarbeiter einer Klinik - Mitglieder des Lagers entführen und Experimente mit ihnen anstellen. Aus irgendeinem Grund haben sie es besonders auf Lucy abgesehen.
"Ashes Ashes" ist eine Dystopie, die glaubhaft wirkt. Gar nicht so weit in der Zukunft bricht ein furchtbarer Virus aus und vernichtet 99% der Menschheit. Die wenigen Überlebenden sind entweder schwer von der Krankheit gezeichnet und verstoßen oder aber misstrauisch und auf sich alleine gestellt. Als Lucy sich nach einem Jahr in der Wildnis einer Gruppe Überlebender anschließt, ändert sich ihr Leben von Grund auf. Nicht nur, dass sie auf einmal Gefühle entdeckt, sie beginnt auch, für andere Verantwortung zu übernehmen.
Das Leben nach der Epidemie wird ausführlich geschildert. Sei es der Umgang mit steigendem Wasserspiegel, der Versuch, eine Schildkröte essbar und schmackhaft zuzubereiten oder die Bedrohung durch scharfe Hunde, alles wird detailliert geschildert. Das ist auch der große Vorteil des Romans: Durch die Genauigkeit kann der Leser sich gut in die Handlung einfinden und nachfühlen, wie das Leben ohne den gewohnten Komfort und in ständiger Angst sein muss. Die Genauigkeit wird den ein oder anderen Leser stören, sie könnte als zu langatmig angesehen werden. Lucys altes Leben wird von ihr verdrängt, sie weigert sich, an ihre Eltern und ihre Geschwister zu denken, die die Epidemie nicht überlebten. Über ihr Leben und Sterben erfährt man aber sehr wenig, da der gesamte Roman aus Lucys Sicht geschrieben ist. Noch weniger erfährt man aber über die übrigen Charaktere, die alle auch wichtig für den Verlauf der Handlung sind. Doch Aidan, seine kratzbürstige Freundin Del, Sammy, einer, der die Infektion überlebt hat und all die übrigen Mitglieder des Lagers treten nur als blasse Randfiguren auf, die zwar ihre Funktion haben, darüber hinaus aber nicht beleuchtet werden. Hier wären einzelne Kapitel aus anderen Sichtweisen als Lucys sehr erhellend gewesen. Die Beziehungen der Personen untereinander sind ebenso wenig beleuchtet. Wer ist mit wem befreundet, wer ist ein Paar, wer wird eins? In Lucys Fall ist die Sache klar, das reicht aber nicht aus, um ein vollständiges Bild zu ergeben.
Nachdem alles erklärt ist, kann die tatsächlich Handlung beginnen und so etwas wie Spannung kommt auf. Das vor allem im letzten Drittel des Buches, dann passiert alles ganz rasant. So gehen ein paar Zusammenhänge verloren, vor allem die Beweggründe der Sweeper und der Klinikmitarbeiter sind zweifelhaft. Immerhin sind dies erwachsene Menschen, keine hirnlosen Zombies. Am Ende des Romans bleibt die Hoffnung, auf einen zweiten Band, der ein paar lose Enden zusammenführt und diese und weitere Fragen beantwortet. Allerdings ist es schon schade, dass es mittlerweile unmöglich zu sein scheint, einen komplett abgeschlossenen Roman in die Hände zu bekommen. Auch "Ashes Ashes" lässt Raum für eine Fortsetzung.