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Einen epochalen Bogen spannt das Brettspiel "Troyes": Über vier Jahrhunderte hinweg bauen die Spieler - als Vertreter reicher Familien der Stadt Troyes - an der glorreichen Kathedrale. Ein nicht unbekanntes Szenario: Ähnliche große Bauprojekte kennt man aus "Die Säulen der Erde", "Caylus" oder zuletzt "Firenze". Auch "Troyes" funktionert ganz ähnlich: Die Spieler bauen an der Kathedrale und versuchen auf diese Weise Ruhm für ihre Familie zu erlangen ... Denn die Ruhmpunkte entscheiden am Ende über Sieg und Niederlage.
Das überaus hübsche Spielfeld verwirrt allerdings zunächst durch Unübersichtlichkeit, und in der Tat entpuppt sich "Troyes" nicht gerade als intuitives Spiel. Karten, Klötze und Aktionswürfel werden bei der Startaufstellung in entsprechende Setzfelder gelegt. Dann folgen - wie in solchen Spielen üblich - verschiedene Spielphasen, in denen etwa Aktionskarten aufgedeckt, Einkommen und Löhne berechnet, Arbeitskräfte auf verschiedene Stadtteile verteilt und Ereignisse und Aktionen abgehandelt werden. Die Möglichkeiten werden dabei jeweils über Aktionswürfel gesteuert, die der Spieler durch Gefolgsmänner im Palast, Bischofssitz und Rathaus erwirbt und mit denen er seine Aktionen erwürfelt. Dadurch erreicht "Troyes" eine recht interessante Balance zwischen Strategie- und Glücksanteil, denn je nach Würfelart lassen sich unterschiedliche Aktionen erzielen - und je nach Würfelergebnissen bessere oder schlechtere Bedingungen. So kann man eine der Aktionskarten ausführen, den Kathedralenbau vorantreiben oder die Stadt gegen Angriffe von außen verteidigen, oder aber seine Macht über die drei Stände - Adel, Klerus und Bürgertum - ausbauen. Stets gilt es dabei, seine Gefolgsleute klug bei den Aktionen einzusetzen, mit dem eigenen Geldvorrat - mit dem man Aktionen bezahlt - gut zu haushalten und die richtigen Würfel zu erwerben. Bei steigender Spieleranzahl wird das natürlich immer schwieriger und führt unweigerlich zu Konflikten, die in einen bitteren Wettstreit um Ruhmpunkte münden.
"Troyes" macht einem den Einstieg nicht leicht. So hübsch die Spielmaterialien auch gestaltet sind - die abstrakten Symbole sind nicht sonderlich intuitiv, die Spielregel kompliziert (auch wenn die Anleitung sich alle Mühe gibt, sie gut zu erklären), und man braucht eine gewisse Zeit, um das Spiel zu erlernen. Tatsächlich verbirgt sich aber unter der kratzbürstigen Oberfläche ein gut durchdachtes Strategiespiel, gewürzt mit einem nicht unbedeutenden Glücksanteil, der jede Partie anders verlaufen lässt. Trotzdem: hätte man die Spielmechanik noch etwas entschlackt und das Spiel besser präsentiert, wäre "Troyes" deutlich zugänglicher gewesen. So bleibt es ein Geheimtipp für versierte Brett- und Vielspieler, die die hohe Eingangshürde nicht scheuen.
Fazit: Schwer zu erlernendes, aber lohnendes Bauspiel mit vielen strategischen Optionen, die durch einen motivierenden Glücksanteil aufgepeppt werden.
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