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Das Retro-Science-Fiction-Epos "Steamboy" spielt in England zu Königin Victorias Zeiten. Es erzählt die Geschichte eines außergewöhnlich begabten jungen Erfinders namens Ray Steam, der von seinem Großvater eine geheimnisvolle Metallkugel bekommt, die Dampf in einer derart hohen Verdichtung zu speichern vermag, dass ganze Städte von einer dieser Kugeln mit Energie versorgt werden könnten, ja dass eine ganze Nation mit einigen Dampfkugeln von anderen Energieformen unabhängig wäre.
Der Junge muss diese Kugel einsetzen, um das Böse zu bekämpfen, den Namen seiner Familie reinzuwaschen und London vor der drohenden Zerstörung zu bewahren, denn die Militärs haben erkannt, dass sich diese Kugel perfekt eignet, um gigantische Kriegswaffen zu bauen, mit denen man die Welt erobern könnte.
Ein begnadeter Künstler, der wunderschöne Geschichten erzählen kann und visuell kongenial umsetzt, versetzt uns ins Dampfzeitalter des England um die Jahrhundertwende, um uns parabelhaft klarzumachen, dass Fortschritt dem Menschen zu dienen hat, und nicht der Macht und dem Krieg! Sehr klar gezeichnete Charaktere und eine durchgängig spannende Geschichte sind die Folge!
Aber warum nur im Dampfzeitalter, warum nur ein Jugendlicher als einziger "Gut-Mensch"? Warum der "böse" Vater und der "gute" Großvater? Die Personen sind derart klischeehaft gezeichnet und charakterisiert, dass sie grotesk und lächerlich zugleich wirken.
Warum der "Großkonzern" im Hintergrund, der verantwortlich für alles Schlechte ist? Das sind zu viele Klischees in einem guten Film und kostet mindestens zwei Sterne in der Bewertung. Was hätte dieser Film, zwanzig Minuten gekürzt und in einer "moderneren Geschichte", zuwege bringen können - so war ich ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht vom "Altmeister" des Manga ("Das Selbstmordparadies")!
Aber ansehen muss man sich diesen Film auf jeden Fall - er ist auf seine Art absolut einmalig. Mehrere Jahre und Millionen Dollar verschlang der bisher aufwändigste Zeichentrickfilm der Filmgeschichte. Ein Jahrzehnt dauerte die Vorbereitung und Verwirklichung dieses Traums des Regisseurs.
Zu loben ist die Musik und die Umsetzung des Kinofilms auf DVD. Das Bild ist sehr scharf, keine Pixelfehler treten auf und der Ton kommt bei einem 5.1. oder 6.1.-Boxen-System raumfüllend zum Tragen.
Die Extras der "Directors Cut-Version" sind ordentlich, auf Disc 1 findet man übersichtlich strukturiert den Hauptfilm und verschiedene Trailer. Auf Disc 2, der Bonus Disc, findet man zahlreiche Filmdokumentationen ("Making of", Interview mit Katsuhiro Ôtomo, Multi Screen Landschafts-Studie, Das Abenteuer geht weiter) und Produktionszeichnungen, die Animations-Entwicklung und den Kinotrailer.
Für den Preis von 14,99 ist dies eine gute Ausstattung. Der Film selbst kann allerdings inhaltlich nicht überzeugen, er ist zu lang, zu klischeehaft und in seiner historischen Anmutung verfehlt. Für mich, als erklärter Otomo-Fan, war dieser Film eine große Enttäuschung. Da helfen auch die umfangreichen Extras der DVD nicht mehr.