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England zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Abgeschieden von der Außenwelt wächst die junge Jessamine als Halbwaise bei ihrem Vater Thomas auf. Die beiden leben in einer verlassenen Kapelle auf dem Land, um die herum sie üppige Gärten voller Blumen und Kräuter angelegt haben. Thomas ist Heilkundiger und besessen von der Pflanzenkunde. Verschlossen hinter Mauern und einem schmiedeeisernen Tor hat er einen Giftgarten angelegt, den Jessamine noch niemals betreten hat und in dem er zahlreiche gefährliche Gewächse angepflanzt hat, um ihre Wirkweise zu studieren.
Eines Tages bringt ein Nachbar einen seltsamen Jungen bei ihnen vorbei: den schweigsamen Weed mit faszinierenden, grünen Augen, der ungefähr in Jessamines Alter ist und den niemand haben will. Thomas nimmt den seltsamen Jungen auf, als er bemerkt, dass Weed ein erstaunliches Wissen in der Pflanzenkunde besitzt. Doch Weed bleibt in sich gekehrt und verschlossen – bis Jessamine beginnt, sich um ihn zu kümmern. Durch Geduld und Einfallsreichtum kommt sie ihm schließlich näher und entdeckt das gleichsam faszinierende und unglaubliche Geheimnis, das Weed behütet. Zwischen den beiden Teenagern knüpft sich ein zartes, romantisches Band. Doch die gefährliche Welt der Giftpflanzen bedroht ihr junges Glück …
Es fällt schwer, eine Inhaltsangabe zu formulieren, die diesem ersten Band der "Poison Diaries" gerecht wird, aber nicht zu viel verrät. Der Autorin ist es mit ihrem Roman gelungen, eine wunderbare, faszinierende Geschichte um eine junge Liebe und die Welt der Giftpflanzen und Heilkräuter zu erzählen. Obwohl der Titel anderes vermuten lässt, erzählen die "Poison Diaries" keine paranormale Liebesgeschichte á la "Twilight". Vielmehr ist er eine Anspielung auf die Pflanzen- bzw. Gifttagebücher, die die Protagonistin und ihr Vater zu führen pflegen. Die Geschichte beginnt ruhig; Maryrose Woods erzählt in einem sehr angenehmen Stil von Jessamines Alltag und der opulenten Welt der Pflanzen. Von den Beeren der Belladonna berichtet sie, vom Duft der Wildblumen – und von dem verbotenen, lockenden Garten, in dem Thomas gefährliche Pflanzen zieht, die gleichsam Heilsbringer oder tödlich sein können. Dadurch schafft die Autorin einen faszinierenden Background für das Drama, das sich im späteren Verlauf des Hörbuchs offenbart. Denn der Fokus auf die zögerliche, zunächst fast scheue Liebesgeschichte zwischen Jessamine und Weed wechselt im zweiten Drittel auf das große Geheimnis des fremden Jungen. Wer ist er wirklich? Woher kommt sein unglaubliches Wissen über Pflanzen? Weshalb verhält er sich manchmal so seltsam? Und sind seine Absichten Jessamine gegenüber wirklich rein?
Im letzte Drittel schließlich zieht der Actionanteil an der Handlung stark an: Ein Kampf um ein junges Leben und eine junge Liebe entbrennt, in dessen Verlauf sich auch übernatürliche Elemente organisch einschleichen.
Eingelesen wird dieses ungekürzte Hörbuch von Maria Koschny, die sich als deutsche Einleserin der "Tribute von Panem" einen Namen gemacht hat, sowie von Gerrit Schmidt-Foß, der im letzten Drittel einige Passagen übernimmt, die aus der Sicht von Weed erzählt werden. Auch ihnen ist zu verdanken, dass die Geschichte ihr Publikum gefangen nimmt. Beide lesen mit viel Gespür für die richtige Atmosphäre, ohne zu übertreiben.
"Die Poison Diaries – Liebe ist unheilbar" ist ein bezauberndes, romantisches Hörbuch, das sich bewusst nicht in die lange Latte typischer Romantasy-Geschichten einreiht. Mitunter erinnert es an eine gefühlvolle Interpretation folkloristischer, märchenhafter Motive, ohne zu fantastisch zu werden. Wer Stoffe in der Tradition der Legende von Sleepy Hollow mag, kommt hier voll auf seine Kosten!