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Das "Taschenlehrbuch Humangenetik" widmet sich auf fünfhundertneunundachtzig Seiten einem Bereich der Genetik und Humanmedizin, welcher Studenten, Ärzte, medizinisches Personal, Biologielehrer und auch Laien zunehmend interessiert und in Studium und der öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Jahren sehr stark an Bedeutung gewonnen hat.
Das Buch, nunmehr in achter, stark erweiterter und aktualisierter Auflage erschienen, gliedert sich in fünf Bereiche. In "Grundlagen der Genetik" wird in sehr knapper Form rekapituliert, was der Leser wissen muss, um sich im Bereich der Humangenetik, insbesondere ihren klinischen Implikationen, das notwendige Fachwissen erarbeiten zu können. Ebenso widmet sich der Bereich "Zytogenetik" den im Hinblick auf den Menschen notwendigen Sachstand, den der Leser haben muss, will er verstehen, was in den folgenden Bereichen "Formale Genetik", "Statistische Genetik" und "Klinische Genetik" angesprochen wird. Wobei der Teilbereich "Formale Genetik" sich insbesondere den verschiedenen Krankheitsbildern widmet, die "Statistische Genetik" den verschiedenen mathematischen Verfahren zu Analyse und Auswertung in diesem Fachgebiet und der Teil "Klinische Genetik" ausführlich die praktischen Implikationen im Umgang mit den verschiedenen Erbkrankheiten und dem jeweiligen Patienten auseinandersetzt. Ein kurzes Sachwortregister schließt dieses Buch ab.
In Zeiten immer älter werdender Mütter (und Väter), der immer ausgefeilteren Methoden der Vor- und Früherkennung von Erbkrankheiten und des ständig anwachsenden Wissensstandes in dieser Hinsicht, aber auch der zunehmenden Verunsicherung von Schwangeren durch eben diese Methoden und Verfahren, verbunden mit deutlicher Überforderung, verstehen zu können, was der Arzt einem da offenbart, ist das Fachbuch "Humangenetik" ein Versuch, Ordnung im Chaos der Halbwahrheiten zu schaffen.
Leider vermittelt es einen solchen Berg an Wissen in derart knapper Form, dass niemand, der nicht über sehr dezidierte Vorkenntnisse im Bereich der Genetik verfügt, eine Chance hat, auch nur im Ansatz zu verstehen, was die Wissenschaft zu erkennen in der Lage ist.
Der interessierte Laie sollte von diesem Buch Abstand nehmen. Er wird absolut nicht verstehen, um was es den Autoren geht und hat keine Chance – ohne ein vorheriges Blitz-Grundstudium der Genetik – auch nur ansatzweise mitzukommen in diesem Parforceritt durch die Untiefen der Erbkrankheiten. Selbst unzählige Tabellen, viele, sehr aussagekräftige Bilder, farblich hervorgehobene Kerninformationen und hunderte Querverweise können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier der Student des Hauptstudiums, der ausgebildete Arzt oder Biologielehrer als Zielgruppe anvisiert wird.
Wer aber die genetischen Grundlagen beherrscht, über Erbkrankheiten schon das eine oder andere gelesen hat und viele Fachbegriffe schon lange verinnerlicht hat, hält mit dem "Taschenlehrbuch Humangenetik" ein Kompendium in der Hand, das brillant zusammenfasst, wo die gegenwärtige Forschung angelangt ist – und wo sie noch hin will in den nächsten Jahren.
Wem Fragmente wie "distale Deletion von 22q(13)", "besonders typisch sind ein Atrio-Ventrikular-Kanal und die Fallot-Tetralogie", "die meisten Fälle weisen Holoprosenzephalie auf", "die 20% der Fälle mit Diandrie beruhen fast sämtlich auf Dispermie" oder "der Anteil von Deletionen des mütterlichen Segments 15q11.2-q12 liegt bei 70%" versteht oder als Prüfungsstoff wissen sollte – wobei der Text nahezu keine Hilfestellung gibt, sie zu entschlüsseln, wenn man diese Termini nicht kennt –, sollte sich dieses Buch zulegen. Wer nur "Bahnhof" versteht, sollte Abstand davon nehmen, es zu erwerben.
Das "Taschenlehrbuch Humangenetik" ist ein brillantes Fachbuch. Jeder, der sich für Erbkrankheiten und ihre Entstehung, ihr klinisches Bild sowie die Anamnese im Alltag interessiert, kann kaum ein besseres Lehrwerk finden als diese hervorragend aktualisierte achte Auflage. Ein Sachbuch für Laien hingegen ist dieses Werk nicht.
Eine Leseprobe und Einblicke in Vorwort, Inhalts- und Sachverzeichnis finden sich hier auf der Website des Verlags.