Nele Neuhaus hat sich mit ihren Taunus-Krimis um das Ermittlerteam Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein längst in die Herzen einer großen Fangemeinde geschrieben. Aktuell ist bereits der fünfte Roman der Reihe ("Wer Wind sät") erschienen. Bei "Mordsfreunde", als gekürzte Lesung bei Hörbuch Hamburg veröffentlicht, handelt es sich um den zweiten Fall der beliebten Krimis.

Als Oliver von Bodenstein frühmorgens durch einen Anruf aus dem Schlaf gerissen wird, ist er schnell hellwach: Im beliebten Kronberger Opel-Zoo wurde eine abgetrennte menschliche Hand gefunden. Bodenstein begibt sich umgehend zum Tatort und ordert auch seine Kollegin Pia, die eigentlich einen freien Tag hat, zum Zoo. Dort werden, sehr zum Entsetzen des Zoodirektors Dr. Carl Sander, in den Gehegen noch weitere Leichenteile gefunden - und kurz darauf auch die Leiche, die auf einer Wiese außerhalb des Zoos abgelegt und dort (zum Glück post mortem) ein Opfer des Mähdreschers wurde, der Gras für die Zootiere schneidet. Bei dem Toten handelt es sich um Hans-Ulrich Pauly, einen Lehrer und Umweltaktivisten, der im Ort gleichermaßen gehasst wie beliebt war. Eine geradezu unüberschaubare Anzahl an Menschen könnte einen Grund gehabt haben, Pauly tot sehen zu wollen - von namhaften Wirtschaftsgrößen der Stadt (denn der als Querulant geltende Lehrer wollte eine Umgehungsstraße verhindern) über seine attraktive Exfrau bis hin zum Zoodirektor. Jeder scheint irgendwie verdächtig und Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein brauchen lange, um Licht in die verzwickte Lage zu bringen ...

"Mordsfreunde" ist ein guter, wenn auch etwas verzwickter Krimi, denn Nele Neuhaus präsentiert dem Hörer einen Verdächtigen nach dem anderen und spart nicht an einer Flut von undurchsichtigen Motiven, Alibis und Verstrickungen. Erneut steht nicht nur die Krimihandlung im Mittelpunkt, sondern auch das Privatleben des sympathischen und grundverschiedenen Ermittler-Duos - so verliebt sich diesmal Pia in einen Verdächtigen und verstrickt sich emotional weitaus tiefer in den Fall, als es Bodenstein lieb ist. Neuhaus' Krimis sind vor allem deshalb so fesselnd, weil sie mitten aus der Realität gegriffen sind - zwar gibt es auch hier brutale Morde, aber das Augenmerk liegt auf der sorgfältigen und glaubhaften Charakterisierung der Personen, auf der lokalen Klüngelei und der schwierigen und oftmals sehr langwierigen Ermittlungsarbeit der Kripo. Zwar ist "Mordsfreunde" nicht ganz so gut wie Nele Neuhaus' spätere Krimis - die Autorin steigert sich erfreulicherweise von Buch zu Buch -, dennoch ist der zweite Fall eine spannende und gut ausgedachte Angelegenheit, die wirklich fesselt und mit einem dramatischen Finale überzeugt.

Leider kann die Lesung nicht ganz mithalten und zieht den guten Eindruck etwas nach unten. Sprecherin Julia Nachtmann liest relativ eintönig und wenig lebhaft; alle Stimmen und alle Personen klingen absolut gleich und Nachtmann schafft es leider nicht, Akzente zu setzen und wirkliche Spannung aufkommen zu lassen - egal, ob gerade eine Hand gefunden wurde oder ob jemand sich streitet, gelesen wird alles mit der gleichen unspektakulären Betonung und der exakt gleichen Stimmlage, bei der nichts so wirklich hervorsticht. So wird aus dem an und für sich wirklich guten Regionalkrimi eine eher schleppende Angelegenheit, die 463 Minuten ziehen sich mehr und mehr in die Länge und man wünscht sich praktisch von den allerersten Sätzen an, dass Julia Nachtmann etwas abwechslungsreicher lesen würde.

So ist "Mordsfreunde" als Hörbuch leider nur Mittelmaß, weil die Lesung sich nur im Mittelfeld bewegt und keine echte Spannung aufkommen lässt. Die Romanfassung kann aber wirklich empfohlen werden!

Eine Hörprobe gibt es hier auf der Website von Hörbuch Hamburg.