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Japans Kultur und Lebenswelt übten schon immer eine große Faszination auf Europa aus. Über Jahrhunderte hinweg und noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die japanischen Inseln nur als terra incognita auf Karten verzeichnet, und erst dann setzte die sich zunehmend entwickelnde Reisetätigkeit des europäischen Bürgertums ein. Die fotohistorische Sonderausstellung des Forums Internationale Photographie (FIP) der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (rem) "Ins Land der Kirschblüte - Japanische Reisefotografien des 19. Jahrhunderts" stellt die Anfänge der Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und Japan in den Mittelpunkt und präsentiert passend dazu den gleichnamigen Ausstellungskatalog, der im Kehrer Verlag erschienen ist.
Der Katalog besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil verschiedene Essays beinhaltet und der zweite die nach den Themen "Städte und Landschaften" sowie "Porträts und Genreszenen aus Japan" geordneten Bildtafeln präsentiert. Die Essays behandeln die Themen "Die Fotografie der Meiji-Zeit" sowie die "Frauendarstellung in der Fotografie der Meiji-Zeit", den "Madame-Butterfly-Mythos", "Ein Fotoalbum als Zeitdokument deutschen Lebens in Japan" sowie "Die Reise von Carl und Anna Reiß durch Japan im Jahr 1893". Bei den Bildtafeln finden sich unter anderem Aufnahmen aus den Städten Nagasaki, Kobe, Osaka, Kyoto und Tokyo, aber auch inszenierte Studioaufnahmen, die Vertreter verschiedenster Berufsstände porträtieren oder Akteure im häuslichen Bereich zeigen.
Der Anhang hält einen Überblick über die Anfänge und Entwicklung der Fotografie in Japan bereit.
Das Buch "Ins Land der Kirschblüte" gibt einen hervorragenden Einblick in die japanische Reisefotografie des 19. Jahrhunderts für alle, die sich näher mit diesem Thema beschäftigen möchten. Die Essays stammen von Kurator Claude W. Sui sowie der Mit-Kuratorin Stephanie Oeben und bieten einen informativen und spannenden Einstieg, der mit zahlreichen Abbildungen unterlegt ist. Die sehr gute textliche Aufbereitung sowie der Einsatz von Zwischenüberschriften ermöglichen es, auch innerhalb eines Essays den Überblick zu bewahren oder gezielt einzelne Punkte herauszusuchen.
Die großformatigen Abbildungen im zweiten Teil des Buches stehen in ihrer Wirkung für sich. Die handkolorierten Albuminabzüge lassen die Motive erstaunlich real wirken und beinahe vergessen, dass die Erfindung der Farbfotografie noch ein ganzes weiteres Jahrhundert auf sich warten lassen wird. Zu jedem Motiv ist am unteren Bildrand ein kurzer Auszug aus einem aktuellen Werk der damaligen Zeit vorhanden, in welchem weiterführende Informationen zu dem jeweils gezeigten Motiv gegeben werden. Dadurch lässt sich der Ausstellungskatalog immer wieder gerne zur Hand nehmen. Die Essays erschließen den Zugang zur Reisefotografie der damaligen Zeit und ermöglichen es, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen. Die Fotografien unterstützen dies und laden dazu ein, den spannenden Einblick weiter auszuführen. Neben den Abbildungen laden auch die kurzen dazugehörigen Auszüge dazu ein, ein Buch zu blättern und zu schmökern.
Fazit: Ein vortrefflicher Ausstellungskatalog in hochwertiger Verarbeitungs- und Druckqualität, spannend zusammengestellt!