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 Roma

Autoren: Josef Koudelka
Verlag: Steidl

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Mit dem Titel "Roma" des renommierten Magnum-Fotografen Josef Koudelka präsentiert der Steidl Verlag seinen Leserinnen und Lesern ein Buch mit einer langen Geschichte. Ursprünglich bereits im Jahre 1968 für die Veröffentlichung in der Tschechoslowakei vorbereitet, kam es zu der selbigen nicht mehr, da der Fotograf damals aus politischen Gründen das Land verlassen musste. 1975 entstand in Paris eine veränderte Ausgabe, die eine Auswahl der ursprünglichen Fotografien enthielt und unter dem Titel "Gitans, la fin du voyage" in Frankreich beziehungsweise "Gypsies" in den USA erschien und zu einem der bedeutendsten Fotobücher des 20. Jahrhunderts avancierte.

Für die Ausgabe "Roma" überarbeitete und erweiterte Josef Koudelka seinen ursprünglichen Entwurf, so dass in diesem Buch nun alle Fotografien enthalten sind, die in den Jahren 1962 bis 1971 in Böhmen, Mähren, der Slowakei, Rumänien, Ungarn, Frankreich und Spanien entstanden sind. Der im Anhang des Buches enthaltene Essay des Soziologen Will Guy schildert den Weg der Roma aus dem nördlichen Indien bis nach Westeuropa und nimmt auf deren bis heute prekäre soziale und politische Stellung Bezug.

Schwarzer Druck auf weißem Papier, zwei Worte: Koudelka, und darunter, Roma. So schlicht und dennoch eindrucksvoll präsentiert sich das Fotobuch bereits von seiner äußeren Form und im Inneren wird diese Formgebung wieder aufgegriffen und fortgeführt. In schwarzem Leinen gebunden bestechen die ganzseitigen schwarz-weiß-Fotografien, die lediglich einen begrenzenden weißen Rahmen erhielten, in ihrer Ausdrucksstärke und Imposanz. Die Motive des Buches geben den Betrachtenden einen Einblick in das Leben der Roma, zeigen Alltagsszenen ebenso wie Trauer- oder Festtage. Darunter finden sich die verschiedensten Bilder von Erwachsenen und Kindern, als Familie, in Gesellschaft, beim Musizieren, als Einzelporträts oder mit Tieren.

Der Großteil der Aufnahmen stammt aus der Slowakei der sechziger Jahre und vermittelt sehr eindringlich Einsichten in die prekären Lebenszustände der Roma, die durch das gesamte Buch hinweg ein wiederkehrendes Thema darstellen. So finden sich die Betrachtenden Kindern gegenüber, die mit ihren Messern geradewegs für die Kamera posieren, verwahrlosten, halbnackten Kindern stehen solche gegenüber, die sich für das Familienporträt ihr schönstes Kleid angezogen haben. Aber auch die zahlreichen Aufnahmen der ärmlichen Behausungen tragen dazu bei, bei den Betrachtenden eine nachdenkliche Stimmung beim Zur Seite legen des Buches zu hinterlassen, denn die Armut prekäre Situation der Menschen ist auf allen Bildern ersichtlich.

Vorbereitete Aufnahmen mischen sich mit Momentaufnahmen, und jede einzelne davon hat ihren Reiz, vermitteln sie doch im Gesamten ein Bild der Situation der Roma zu der damaligen Zeit und lassen die Betrachtenden nachdenklich und mit dem unbestimmten Gefühl zurück, mehr über die einzelnen Fotografien und deren Hintergründe erfahren zu wollen.

Laura Wasiluk



Hardcover | Erschienen: 1. September 2011 | ISBN: 978-3869303888 | Preis: 48 Euro | 120 Seiten | Sprache: Deutsch

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