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 Dämonengold


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Baazlabeth ist ein grausamer und äußerst mächtiger Dämon. Die meiste Zeit ist er in seinem selbstgeschaffenen mentalen Reich allein, nur selten verirrt sich ein anderes Lebewesen dort hin. Diese raren Anlässe sind für den Dämon dann umso erfreulicher, kann er doch endlich seinen dunkelsten, grausigen Trieben freien Lauf lassen und den Eindringling mit Haut und Haar verputzen. Daher ist Baazlabeth auch extrem ungehalten, als er mitten aus so einer erfreulichen Ablenkung herausgerissen wird - ein Magier beschwört ihn und der Dämon muss dem Ruf in die Welt der Menschen folgen. Dort angekommen, hofft Baazlabeth, wenigstens mit einem angemessenen Auftrag betreut zu werden - Mord und Totschlag beispielsweise. Aber es kommt schlimmer, als er es sich je hätte ausmalen können. Der Magier Nemrothar beauftragt Baazlabeth damit, dass er 5000 Goldstücke auftreiben soll - und zwar ausschließlich auf ehrliche, rechtschaffene Art und Weise verdient! Zunächst zuversichtlicht, ahnt Baazlabeth rasch, dass die Aufgabe nicht so einfach zu bewerkstelligen ist wie anfangs gedacht. Es sieht sogar so aus, als müsste er für alle Ewigkeit in der trostlosen, langweiligen und für ihn meist unverständlichen Menschenwelt versauern ...

"Dämonengold", der neuste Roman von Stephan Russbült ("Die Oger", "Der Rubin der Oger"), spielt mit einer so reizvollen wie unterhaltsamen Ausgangsidee: Ein durch und durch böser Dämon wird in die Menschenwelt beschworen und soll dort die schier unerfüllbare Aufgabe lösen, auf ehrlichem Weg 5000 Goldstücke aufzutreiben - eine unfassbare Summe in einer Welt, in der harte Arbeit nur schlecht bezahlt wird und jeder auf der Suche nach dem großen Gewinn ist. Zudem merkt Baazlabeth bald, dass der menschliche Körper, den er für dieses Abenteuer zwangsläufig als Tarnung annehmen musste, nicht für dämonische Eskapaden geeignet ist. Schnell wird die Stadtwache auf den seltsamen Neuankömmling in der Stadt aufmerksam und ebenso schnell zeigt Baazlabeths Körper die ersten Abnutzungserscheinungen ...

Die Grundidee, die ein wenig an Jonathan Strouds Bartimäus-Reihe erinnert, ist witzig und vielversprechend. Der Fantasyroman beginnt auch gut, zieht sich dann allerdings immer mehr in die Länge, so dass sich schnell Ernüchterung einstellt. Knapp 560 recht klein bedruckte Seiten und viele sehr umständliche Schilderungen und ständige Wiederholungen sorgen dafür, dass die Geschichte nicht recht von der Stelle kommt und sich für den Leser zieht wie Kaugummi. Zugegebenermaßen ist es schwer, Gold auf ehrlichem Weg zu verdienen, aber wenn der Dämon nach mehreren hundert Seiten kaum einen halben Schritt vorwärts gekommen ist, wird es langsam langweilig. Ungefähr ab der Hälfte des Romans bringt der Autor daher einen zusätzlichen Dreh in die Story, denn in der kleinen, mittelalterlich anmutenden Stadt, in die es den Dämon verschlagen hat, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Doch auch dieser Handlungsstrang überzeugt nur mäßig.

Insgesamt ist Baazlabeth zwar ein recht interessanter Charakter - Russbült lässt uns die meiste Zeit über an seinen Gedanken teilhaben, was oft ironisch und treffend ist -, er entwickelt sich aber im Laufe des Romans praktisch gar nicht weiter. Zwar sammelt er die eine oder andere Erkenntnis über die wundersamen Menschen, ja er fühlt sogar hin und wieder menschliche Regungen, aber ansonsten bleibt er der Alte - blutrünstig und grausam, was immer wieder zu Szenen führt, in denen der Dämon in Menschengestalt andere grausam tötet, zerstückelt und verstümmelt. Diese Szenen sind zu Anfang noch spannend oder sogar amüsant, im weiteren Verlauf aber immer unnötiger eingestreut. Die schöne Idee, die dem Roman zugrunde liegt, wurde insgesamt nicht überzeugend genutzt, vor allem aber gnadenlos ausgewalzt - 100 bis 200 weniger Seiten hätten dem Roman auf jeden Fall gut getan. Leider hat zusätzlich das Lektorat - eigentlich ungewöhnlich für Bastei-Lübbe - ziemlich oft gepennt, so dass sich mehr als nur ein paar Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler durch den Text ziehen, der zudem oft ziemlich unbeholfen formuliert daherkommt.
"Dämonengold" ist eine durchwachsene Sache - der Fantasyroman lebt von seinem durch und durch bösen Protagonisten und der für ihn äußerst lästigen Aufgabe, die ihm gestellt wird. Leider ist das Buch an sich dann aber doch zu zäh und zu langatmig, um bis zum Schluss wirklich gut zu unterhalten. Die Fortsetzung "Dämonenzeit" ist übrigens bereits im November 2011 erschienen.

Eine Leseprobe gibt es auf der Website von Bastei Lübbe: "Dämonengold"

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 13. April 2011 | ISBN: 978-3404200016 | Preis: 14,00 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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