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Benjamin sieht die Welt mit anderen Augen als seine Klassenkameraden. Er blickt hinter die Wirklichkeit, sieht die Träume und Hoffnungen und entwickelt auf eine sanfte Art eine eigene Welt. In ihr hängt der Mond an einem Faden; ihn begleitet eine sprechende Schnecke, die ihm mit Rat und Tat zur Seite steht - oder, was häufiger geschieht, - seinen Träumen die harte Realität gegenüberstellt.
Gelegentlich aber lässt er sie einfach seine Fantasie spüren. So versucht er sich als Koch und erst sehr spät geht Schnecke auf, welche Hauptspeise da mit Petersilie, Butter und Knoblauch in die Pfanne soll: eine Schnecke!
Alberto Varanda, Comicfans weltweit spätestens seit der "Legende der Drachenritter" bekannt und geschätzt, kann auch anders. Und zwar überraschend anders. Nicht Heroen, Drachen, Fantasy-Gestalten und Magie fließt bei "Benjamin angelt sich den Mond" in Text und Bild, sondern feiner Humor, tiefsinnige Ideen und anarchischer innerer Widerstand vor allem Angepassten und Gewöhnlichem. Sein Benjamin ist eine Mischung aus Calvin (aus den genialen Comics von Bill Watterson) und dem kleinen Prinzen (der Schöpfung des unvergessenen Antoine de Saint Exupery).
Benjamin aber ist nicht boshaft oder wild wie Calvin es gelegentlich sein kann oder melancholisch und traurig wie der kleine Prinz in seinen anrührendsten Momenten. Er hat nur eine ganz eigene Art, die Dinge um sich herum wahrzunehmen und zu interpretieren. Er glaubt an die Poesie des Augenblicks, an die Magie des Moments und die unsterbliche Sehnsucht jedes Menschen nach Wahrheit und Glück. So ist er Außenseiter und Einzelgänger, manisch Getriebener wie auch glücklos Hinterherlaufender.
Dieser kleine Junge, der einzig eine Schnecke als Freund zu haben scheint, geht zu Herzen, regt zum Träumen an und fasziniert Erwachsene – denn für die ist dieser Comic gemacht - mit seiner ehrlichen Art und seinem unverbrüchlichen Sinn für den hinter der Wirklichkeit verborgenen Zauber.
Mal lässt er den Betrachter lächeln, mal schmunzeln, oft grübeln und selten gar lachen. Immer aber regen die kleinen, mit sehr feinem Strich gezeichneten Panels zum Nachdenken an. Die in Sepia- und Erdtönen gezeichneten Bilder sind herzallerliebst, mit wundervollen Details ausgeschmückt und bevölkert mit bezaubernden Menschen. Allen voran Benjamin, der neben einem nicht zu bezähmenden Haarschopf, große leuchtende Augen zur Welt hin öffnet und in seiner ganzen Hilflosigkeit doch eine ganz eigene, gar eigensinnige Persönlichkeit ist. Daneben sind seine Klassenkameraden abgebildet. Große Augen, runde Köpfe, schmale Körper, alles an ihnen ist liebenswert und zuckersüß.
"Benjamin angelt sich den Mond" ist ein Glücksgriff für toonfish – einem Label des Splitter-Verlags. Dieser Comic ist einzigartig und wirklich jedem Erwachsenen uneingeschränkt zu empfehlen – auch denen, die keine Comics lesen, sei gesagt, dass Benjamin mehr ist als eine Bildergeschichte – er ist illustrierte Philosophie, gewürzt mit göttlichem Humor.
Wer einen Blick auf Benjamin werfen will, sollte hier nachschauen.