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Die Wanderhure Marie hat sich mittlerweile auf ihrer Burg zur Ruhe gesetzt. Damit die Fans der Buchreihe aber nicht ohne sie auskommen müssen, dreht sich im fünften Band alles um ihren Sohn Falko Adler.
Da seine Eltern nicht zum jahrhundertealten Rittergeschlecht gehören, sondern die Familie erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit in den Ritterstand erhoben wurde, hat Falko einige Gegner unter den Rittern des Königs. Als er einen dieser Männer im Turnier besiegt, droht die Situation außer Kontrolle zu geraten. Falkos Gegner kann kaum verwinden, dass dieser Empörkömmling ihn öffentlich besiegt hat. Um eine Fehde zu verhindern, schickt der Würzburger Fürstbischof Falko nach Rom. Er soll eine seiner Nichten dorthin begleiten, die Äbtissin eines Nonnenklosters werden soll. Unterwegs schließt sich ihnen eine Pilgergruppe an, so dass Falko eine ganz Schar sicher nach Rom bringen muss. Nach der gefahrvollen Reise sind die Strapazen aber noch nicht ausgestanden, denn Falko wird in eine Intrige, die den König das Leben kosten könnte, verwickelt und steht zudem zwischen zwei ebenso schönen wie gefährlichen und unerreichbaren Frauen.
Hinter Iny Lorentz steht ein Autorenehepaar, das mit der "Wanderhure" eine wahre Goldgrube entdeckt hat. So hat die eigentliche Protagonistin Marie mittlerweile ein sehr hohes Alter erreicht, was nur den wenigstens Frauen des Mittelalters vergönnt war. Falls sie sterben sollte, wäre allerdings die Reihe in der bekannten Manier zu Ende, also darf sie ihren Lebensabend fast in Ruhe und unbehelligt verbringen. So verkommt Marie zur Nebenfigur, die nur auf wenigen Seiten auftaucht und dort nur als besorgte Mutter in einer fast unnötigen Nebenhandlung. Der Protagonist ist diesmal Falko, Maries heißblütiger, gutaussehender und begabter Sohn. Wie könnte es anders sein, ist der Junge auch noch ein begnadeter Liebhaber, was im Laufe des Romans mehr als eine Frau erfahren darf.
Anfänglich steht Falkos Liebe zu den Frauen eher am Rande, da geht es noch darum, eine zukünftige (und sehr hübsche) Äbtissin, ein paar Nonnen und Pilger sicher nach Rom zu bringen. Tatsächlich steht die Gruppe einigen Hindernissen gegenüber und Falko muss mehr als einmal zum Schwert greifen. In Rom angekommen ist die Reisegemeinschaft noch lange nicht in Sicherheit. Eine Intrige soll die Krönung König Friedrichs zum Kaiser verhindern und sogar sein Tod ist geplant. Diese Verschwörung reicht in die höchste römische Gesellschaft und Falko wird, durch seine Affäre mit einer Römerin, mitten hineingezogen.
Neben den vielen Charakteren und ihren persönlichen Schicksalen tritt leider die Verschwörung in den Hintergrund. Dazu trägt auch bei, dass die gesamte Lebensgeschichte der "Guten" vor dem Leser ausgebreitet wird, die "Bösen" aber farblos bleiben. Sie sind einfach Mörder, gemeine Vergewaltiger und außerdem schlecht im Bett, das muss doch wirklich zur Charakterisierung reichen. Im Gegensatz dazu sehen die guten Charaktere natürlich sehr gut aus, auch wenn sie eine Narbe im Gesicht haben, wird immer noch betont, dass gerade diese sie anziehend macht. Natürlich sind die Männer auch gute Liebhaber, die Frauen ungewöhnlich hübsch und alle auch noch mehr oder weniger intelligent - glauben sie zumindest. Immer wieder ist der Leser versucht, einige Seiten zu überblättern - sei es, weil gerade ein Loblied auf die Schönheit einer Frau gesungen wird, Falko mal wieder nicht weiß, wen er liebt, oder ein paar Ganoven jemanden umbringen - es ist alles langweilig und wenig fesselnd geschrieben. Diese Langeweile liegt zum Teil auch daran, dass die Autoren immer wieder nur auf einen Handlungsstrang fokussiert sind, während andere angefangen wurden, dann aber lange zur Seite gelegt werden. Viele Handlungsstränge laufen eigentlich parallel, haben Auswirkungen aufeinander und münden am Ende zusammen. Aber gerade die Synchronität der Ereignisse wird schlecht vermittelt, das eine hat wenig mit dem anderen zu tun und auf einmal löst sich alles in Wohlgefallen auf - so der Eindruck beim Leser. Mit komplexen Handlungen kann Iny Lorentz eher schlecht umgehen, was man auch daran merkt, dass der Hauptaugenmerk darauf liegt, wer mit wem und wie ins Bett geht - aber auch von Erotik ist hier keine Spur zu finden, so dass noch nicht einmal die eine oder andere heiße Szene zur Rettung des Buches bereit steht. Da es für die Wanderhuren-Reihe untypisch ist, dass auf einmal ein Mann die Hauptrolle spielt, gibt es auch ein paar pseudo-emanzipierte Frauenrollen: Die eine ist nicht sonderlich hübsch, denkt aber immerhin, die andere denkt wenig, ist aber dafür nicht auf den Mund gefallen und schön. Da ist das mit der Intelligenz ja bekanntlich nicht so wichtig.
Wenn der Leser sich bis zum Ende durchgequält hat, kann man zwischen den Zeilen die Drohung erkennen, dass es durchaus noch weiter gehen könnte, immerhin lebt Marie ja immer noch, wenn auch hochbetagt.
"Töchter der Sünde" zeigt, was passiert, wenn man ein Pferd um jeden Preis reiten will, bis es tot ist - eingefleischte Fans der Serie werden vielleicht dankbar sein, jeder, der Wert auf ausgearbeitete Charaktere, gut geschriebene Handlung und anspruchsvolle, nicht konstruierte Handlungen legt, kann mit diesem Buch keinen Spaß haben.