New York, China, Sizilien, Rom - dies sind nur einige Wegpunkte des viel gereisten Kunstkritikers und Fotografen Milton Gendel. Der Ausstellungskatalog "Milton Gendel - A Surreal Life" aus dem Verlag Hatje Cantz bietet den Betrachterinnen und Betrachtern nun einen ganz eigenen Zugang zu dessen Welt, die eng mit den Surrealisten des New Yorker Exils der 1940er Jahre verknüpft ist, aber auch das italienische Dolce Vita der Nachkriegszeit als Lebensgefühl eingefangen hat. Schrift und Bild gewähren Einblick in die verschiedensten Lebensbereiche des Kunstkritikers und stellen erstmals in größerem Maße Fotografien des Autors vor.

Die präsentierten Zeichnungen und Fotografien Gendels werden durch dazu gehörige Essays unterlegt, die weiterführende Hintergrundinformationen geben und deren Autoren auch gerne einmal aus dem Nähkästchen plaudern. Vom New York der 1940er Jahre mit Gendels Einbindung in die surrealistische Szene geht es weiter nach China (1945-46), in das Nachkriegs-Sizilien (1950), um in Rom zu landen, wo sich Gendel schließlich niederlassen wird.

Der Ausstellungskatalog präsentiert eine bunte Mischung aus den umfangreichen Archiven Gendels und so finden sich neben dokumentarischen Fotografien aus Gendels Zeit in China oder auf Sizilien auch Porträtaufnahmen von Künstlern und den schillernden Akteuren der Kulturszene wie Willem de Kooning, Evelyn Waugh, Salvador Dalí oder Peggy Guggenheim. Des Weiteren finden sich auch Zeichnungen von Gendel selbst sowie Objekte anderer Künstler aus Gendels Sammlung.

Das große zeitliche Spektrum, das innerhalb des Kataloges abgedeckt wird, ermöglicht einen umfassenden Blick auf das Leben dieses vielseitigen Mannes und ein Eintauchen in dessen faszinierende Welt, die so viele verschiedene Elemente beherbergt. Die Kunst der Fotografie begann Gendel mit Mitte zwanzig für sich zu entdecken und über die Jahre hinweg immer weiter zu vervollkommnen, so dass am Ende des Ausstellungskatalogs die feinen Sahnestückchen auf die Betrachtenden warten. Gibt es schon unter den Dokumentaraufnahmen Gendels viele markante Bilder, so sind es doch die Porträtaufnahmen von befreundeten Akteuren der Kunstszene, die sein Können erst so richtig unter Beweis stellen.
Die eingebundenen Essays bieten eine spannende Vertiefung, wobei es den Autorinnen und Autoren gelingt, unterhaltsam und informativ zugleich zu sein. In den Kapiteln wird auch immer wieder einmal aus dem Nähkästchen geplaudert.

Fazit: Ein Ausstellungskatalog, dem es auf hervorragende Weise gelingt, die so vielseitige Persönlichkeit des Milton Gendel ins Profil zu bringen.

Die Verlagswebsite hält eine Leseprobe bereit.