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Ein Jahr lang hat der geizige Händler den nach einem Erdbeben verschütteten Lagerraum nicht frei räumen lassen. Nun aber braucht er die kühlen Kellergewölbe dringend, um neue Waren unterzubringen. Zu seinem Entsetzen finden die Arbeiter eine Leiche in dem zentralen Lagerraum.
Wie in solchen Fällen üblich, wird der Richter Shimon von Samarien gerufen. Er untersucht den mumifizierten Leichnam und stellt fest, dass nicht etwa herabstürzende Steine seinen Tod verursachten, sondern ein tiefer Schnitt durch die Kehle des Mannes. Nun beginnt die schwierige Ermittlungsarbeit für den Samaritaner. Er muss herausfinden, wer der Tote war, wer ihm nach dem Leben trachtete und wie er überhaupt in den verschütteten Raum gelangen konnte, der unmittelbar vor dem Erdbeben, wie sich Shimon versichert, noch keine Leiche beherbergte. Hinzu kommen die schwierigen politischen Verhältnisse. Regiert wird das besetzte Palästina von Herodes dem I. – Juden wie Römer sehen in dem Richter des Sanhedrin einen Verräter und Feind. Kompliziert wird die Lage zusätzlich durch den mächtigen Sadduzäer Meshullam, der in den Mord verwickelt zu sein scheint.
Eine Art Sherlock Holmes, der zur Zeit der Herrschaft Herodes I. – also vor mehr als 2.000 Jahren - in einem Mordfall ermittelt? Der in der schwierigen politischen Situation eines besetzten Palästinas weder von den Römern noch von den unterjochten Juden geachtet wird? Kann das funktionieren?
Die Bilder von Michel Rouge – Kennern aus vielen "Comanche"-Alben hinlänglich bekannt und geliebt – sind jedenfalls Garant für zufriedene Mienen bei den Betrachtern. Die Gebäude, zahllose Details aus der damaligen Zeit und die Ausarbeitung der verschiedenen Charaktere gelingen ihm vortrefflich. Man fühlt sich in die Anfangszeit des Christentums versetzt, in eine Region, die prosperiert und regen Handel mit dem Umland treibt, die aber auch damals schon unter der Last der vielen Volksgruppen und ihrer unterschiedlichen Interessen ächzte.
Auch die Farbgebung von Corentin Rouge ist mehr als gelungen. Das harte Sonnenlicht der Wüste, die düsteren Hallen und Lager, die lichtdurchfluteten Innenhöfe und das Spiel von Licht und Schatten tragen zur realistischen Atmosphäre bei. Vor allem das akkurate Zusammenspiel bei der Betonung der Mimik der Protagonisten ist perfekt.
Auch der eigentliche Kriminalfall ist geschickt konstruiert und seine Auflösung deutet einen spannenden Handlungsverlauf an. Leider verzettelt sich Autor Fred Le Berre in zu vielen und zu langen Befragungen, die ohne rechtes Ergebnis bleiben. Voran treibt er die Handlung eher durch zufällige Ereignisse und überflüssig anmutende Action-Szenen, die aus dem Richter auch noch eine Art Martial-Arts-Kämpfer machen. Das überzeugt kaum und beginnt zum Ende hin fast zu langweilen. Auch das Verhalten Shimons irritiert des Öfteren: Er stellt seine Wahrheitsliebe vor jede politische Vorsicht und verhält sich zunehmend unklug, was der Authentizität der Geschichte wenig bekommt.
"Du sollst nicht töten" ist ein perfekt illustrierter Krimi, der sich mit der komplexen Situation Palästinas zur Zeit von Christi Geburt beschäftigt. Leider versandet die Anfangs spannende Ermittlung zum Ende hin in allzu geschwätzigen Textpassagen. Zudem bekommt man keine Lösung serviert – der Fall bleibt offen und wird nicht aufgelöst. Wer herausfinden will, wer den Goldschmied getötete hat und vor allem warum, muss den zweiten Band der Serie "Der Samaritaner" erwerben.