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Eine gewaltige Explosion, ein eingestürztes Wohnhaus und ein Mann, der sich wie durch ein Wunder aus den Trümmern befreien kann und danach zahlreichen Opfern der Katastrophe zu Hilfe kommt: Dieses Ereignis verändert die Leben der beiden Brüder Hugh und Jake, ihres besten Freundes Sam und Hughs Frau Alma für immer. Das Unglück hat Jake auf bizarre Art und Weise verändert und ihm unbegreiflicherweise Superkräfte verliehen. Zu Beginn nutzt Jake die neuen Fähigkeiten, um Menschen in Not zu helfen und Leute zu beeindrucken - doch schon bald beginnt er sich zu ändern, bis er am Ende zu einem Wesen geworden ist, das mit Menschlichkeit nichts mehr zu tun hat ...
"A God Somewhere" ist eine faszinierende Geschichte aus der Feder von John Arcudi (Zeichnungen: Peter Snejbjerg, Farben: Bjarne Hansen) über einen Menschen, der zum Helden wird - und dann zu etwas ganz anderem. Faszinierend ist die in sich abgeschlossene Erzählung vor allem deshalb, weil sie Jakes Evolution vom normalen Menschen, vom besten Freund und Bruder, zum gnadenlosen, gottgleichen Überwesen aus der Sicht jener drei Personen zeigt, die ihm am nächsten stehen. Dabei zeigt
Arcudi ("B.U.A.P." und andere) alle Facetten menschlichen Zusammenlebens: Freundschaft, Neid, Eifersucht, Bewunderung, Liebe, Hass.
Hugh, Jakes Bruder und engster Vertrauter, wird durch Jake ganz konkret ins Unglück gestürzt und mit ihm seine Frau Alma. Sam, Jakes bester Freund, kann es nicht ertragen, immer nur im Schatten zu stehen und sonnt sich zunächst im Ruhm von Jakes neuer Berühmtheit. Doch sehr bald entgleist die Situation völlig und Sam muss sich eingestehen, dass sein Freund ein gnaden- und mitleidloses Monster geworden ist, das er zu bekämpfen beginnt.
John Arcudi hält sich bei seiner Geschichte kaum mit der Ursache für Jakes Superkräfte auf (die auch nicht wichtig ist), sondern setzt den Fokus stattdessen auf dessen Wandlung: von Menschen zum Mörder, vom Mörder zum beiläufigen Massenmörder mit Gottkomplex. Die Gewaltszenen sind drastisch, das Superheldentum hat hier rein gar nichts Heldenhaftes - Jake ist nach wenigen Seiten bereits zutiefst unsympathisch, später nur noch fremdartig und entsetzlich. Insgesamt steht nicht der verwandelte Mann selbst im Mittelpunkt, sondern das, was er mit den Leben seiner drei einstigen Freunde Hugh, Sam und Alma anrichtet. Ein interessanter, düsterer Ansatz, der die Geschichte fesselnd und lesenswert macht, wenn auch der Einstieg zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Handlung entwickelt aber schnell einen Sog und eine Dramatik, die sich bis zum Ende immer weiter steigern und den Leser nicht mehr loslassen.
Die Zeichnungen zu "A God Somewhere" stammen von Peter Snejbjerg, der viel mit flächigen Gesichtern und starken Licht-/Schattenkontrasten arbeitet. Sein Stil wirkt häufig etwas grob, dafür bringt er aber starke und sehr dynamische Actionszenen ins Spiel und beeindruckt bei der kompromisslosen Darstellung von Blut, Tod und Zerstörung. Insgesamt eine sehr atmosphärische, zunehmend düstere Art der Darstellung, die gut zur hier erzählten Story passt.
Fazit: "A God Somewhere" zeigt die Schattenseiten des Super"helden"-Daseins: Ein Held, der keiner ist und der seine neu gewonnenen Kräfte nicht verwendet, um Gutes zu tun - stattdessen entfremdet er sich zunächst von denen, die ihn lieben, und dann von der gesamten Menschheit. Gottgleich kennt der einst ganz normale Mann/Bruder/Freund kein Mitleid, keine menschlichen Emotionen, keine Gnade - eine ungewöhnliche, packende Story mit vielen emotional bitteren Momenten, die Arcudi und Snejbjerg hier vorgelegt haben!
Auf der Website von Panini gibt es eine Online-Leseprobe: "A God Somewhere"