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 Unter Feinden

Autoren: Georg M. Oswald
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Kriminalpolizisten Diller und Kessel haben den undankbaren Auftrag bekommen, im Vorfeld der Münchener Sicherheitskonferenz eine Wohnung in einem Problemstadtteil zu observieren, da man hier einen potenziellen Terroristen vermutet. Während Diller auch nach vielen Jahren im Dienst noch die Grenzen zwischen richtig und falsch kennt, kann man dies von seinem Kollegen nicht behaupten. Der alkoholkranke Kessel benötigt während der Observation so dringend Alkohol, dass sich sein Kollege genötigt fühlt, für seinen Partner Schnaps zu kaufen. Währenddessen drangsaliert Kessel, der überdies auch noch ein Drogenproblem hat, eine Gruppe Drogen dealender Migranten. Im Zuge dessen kommt es zu einem Verkehrsunfall, bei dem einer der jungen Männer schwer verletzt wird und anschließend im Koma liegt. Die beiden Polizisten versuchen die Vorgänge zu vertuschen und sind hierbei erstaunlich erfolgreich. Während die strebsame Staatsanwältin mit türkischem Migrationshintergrund den beiden Polizisten auf der Spur ist, versuchen diese jedoch nicht nur sich selbst beziehungsweise ihre Karriere zu retten, sondern müssen sich auch noch mit einem geplanten Anschlag auf die Münchener Sicherheitskonferenz auseinandersetzen.

Die Geschichte rund um die beiden unterschiedlichen Polizisten beginnt zügig und zieht sich mit hohem Tempo durch die wenigen Seiten des Krimis. Der Autor lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen, wenngleich so manche Situation etwas bemüht wirkt. Die Charaktere sind glaubwürdig skizziert und gerade die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten macht den besonderen Reiz der Geschichte aus. Die Handlung wirkt erschreckend realistisch, wobei sich der Autor jedoch kaum außerhalb der Drogen- und Migrantenproblematik bewegt. Nur hin und wieder erfährt man ein paar Details zur Vergangenheit der beiden Polizisten. Schade, hier wäre mehr Potenzial gewesen!

Mehr Potenzial hätte es auch bei anderen Teilen des Buches gegeben. So stößt man im Verlauf der Handlung auf diverse Stereotype, wodurch die Geschichte insgesamt an Reiz verliert. Die solide Grundidee der Handlung wird zum Beispiel durch das eine oder andere Detail entschärft. Die toughe Staatsanwältin, die den Fall zur Chefsache erklärt und der rivalisierende Kollege sind da nur einige Beispiele.

Trotz dieser Schwächen kann der schmale Roman überzeugen. Die stringente Erzählung, die schnellen Szenenwechsel und die bisweilen rüde Ausdrucksweise von "Unter Feinden" macht den Roman zum Lesevergnügen.

Der Schreibstil von Georg M. Oswald war bereits in den anderen Büchern direkt und schnörkellos und auch in seinem neuesten Werk besinnt sich der Autor auf diese Stärke. Fans von Hardboiled-Romanen kommen somit voll auf ihre Kosten. Insgesamt hätte dem Buch etwas mehr Umfang nicht geschadet, da die Handlung auf den letzten zwanzig Seiten sehr abrupt zum Ende geführt wird.

Das 256 Seiten umfassende Buch gehört trotz kleinerer Schwächen zu den interessanteren Neuerscheinungen dieser Tage und hebt sich wohltuend von der Masse der Regionalkrimis ab. Oswald zeichnet in seinem Buch den Lebensweg zwei interessanter Charaktere nach und bindet die Handlungsstränge rund um Migranten, soziale Ungerechtigkeit und Drogenprobleme glaubwürdig in scheinbar reale Ereignisse ein. Wer auf der Suche nach einem Krimi abseits der ausgetretenen Pfade ist, der sollte bei diesem Titel zuschlagen. Lesenswert.

Der Piper-Verlag stellt im Rahmen seines Online-Auftritts eine Leseprobe zur Verfügung.

Ralf Strohbach



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2012 | ISBN: 9783492053839 | Preis: 18,99 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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