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Richter Shimon wird zu einem der vielen Freudenhäuser der Stadt Jerusalem gerufen. Eine offensichtlich wohlhabende Jüdin liegt mit durchgeschnittener Kehle in einer der Zimmer, in ihrer Hand ein seltsames Amulett. Eine der Huren kennt die Frau und weist Shimon den Weg zu den Eltern der Ermordeten. Diese beschuldigen den Ehemann der Getöteten, einen reichen Römer, der Tat. Als sie das Amulett sehen, weisen sie Shimon daraufhin, dass es dem Sklaven des Römers gehört hat.
Als Shimon daraufhin auf das Anwesen des Römers vordringt, finden sie Decimus Quintus Paterculus inmitten einer wilden Orgie. Er frönt der fleischlichen Lust, während seine Frau in Leichentücher gehüllt noch auf ihre Bestattung wartet. Shimon und sein Gehilfe Reuben sind entsetzt, werden jedoch von dem Römer darüber aufgeklärt, wie zerrüttet die Ehe war. Als sie dessen Sklaven Scipio nach dem Amulett befragen wollen, versucht dieser zu fliehen. Doch Shimon ist sich nicht sicher, ob der Fall bereits gelöst ist.
Nach "
Du sollst nicht töten!" und "
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!" ist "Bethsabee von Jerusalem" der dritte Band aus der Feder von Szenarist Fred Le Berre und Illustrator Michel Rouge. Auf sechsundfünfzig Seiten wird ein Kriminalfall aufgerollt und schließlich gelöst, der sowohl die damalige politische Lage zur Zeit von Jesu Geburt zum Thema hat als auch Sitten und Gebräuche der Menschen Palästinas vor Zweitausend Jahren.
Bewundernswert genau stellt Rouge die Gebäude und Handlungen dar und schafft eine stimmige Atmosphäre. Seine Zeichnungen sind detailreich und dank einer lebensechten Farbgebung in warmen, erdigen Tönen überzeugend. Gesichter, Mimik und Gestik gelingen ihm vortrefflich und lassen die Betrachtung der einzelnen Panels zu einem Genuss werden.
Im Gegensatz dazu kann die Story zu keinem Zeitpunkt mitreißen. Der Mordfall, die Ermittlung, die Verstrickung des Richters und die Lösung geraten zu einer Farce. Manchmal hat man den Eindruck, es gehe allein darum, eine gehörige Portion Sex in die Handlung einzubauen – nebst Bildern von vollbusigen Frauen, die wie Hollywoodschönheiten daher stolzieren.
War der Richter bereits in den ersten Fällen eine Art Sherlock Holmes, wird er hier vollends zum James Bond-Verschnitt, der neben der Auflösung eines Falles noch genug Zeit findet, mit einer der verdächtigen Schönheiten zu schlafen. Das wirkt aufgesetzt und lächerlich. Am schlimmsten aber mutet das Ende dieses dritten Bandes an. Hier wird der Logik Hohn ausgesprochen und ein drastischer Schlusspunkt gesetzt, der kaum Lust auf weitere Abenteuer macht .
Schade. Diesen Richter hat man nach "Du sollst nicht töten!" gemocht und nach "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!" immerhin noch geschätzt. Nach "Bethsabee von Jerusalem" kann man ihn nur noch bemitleiden. Zwar punktet Illustrator Michel Rouge mit tollen Zeichnungen und stimmiger Atmosphäre, doch Fred Le Berre kann diesem Richter keine Facetten abgewinnen, die dem Leser gefallen.