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Unter der Woche, spät in der Nacht, klingelt Raffaels Telefon und reißt ihn aus dem Schlaf. Leo ist am anderen Ende, er hat eine Panne, steht einsam auf einer Landstraße und möchte abgeholt werden. Nur widerstrebend erklärt sich Rafael bereit, dem liegen gebliebenen Freund zu helfen. Doch als er ankommt, ist Leo nicht alleine - viele seiner Freunde sind bei ihm und feiern bei Champagner ihre Freundschaft. Leo wollte testen, wer ein wahrer Freund ist und ihn auch in der unwirtlichsten Gegend nicht im Stich lässt. Rafael ist beleidigt. Nicht nur, dass er wegen so etwas geweckt wird, dann hat Leo auch noch einen ganzen Haufen Freunde, er ist nicht einzigartig. Kurze Zeit später ist Rafael ohne seine Freundin zuhause, langweilig sich und versucht den gleichen Trick … mit überraschendem Ergebnis.
"Die Einladung" ist eine ruhige Geschichte über Freundschaften und Kontakte. Nicht immer ist klar, wer wirklich ein Freund ist und wer nur ein Bekannter. Leo und danach Rafael machen beide den Härtetest, mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Viel mehr passiert nicht, aber die Beziehung zwischen den beiden Männern wird eingehend beleuchtet. Beide führen lange Gespräche über ihre Freundschaft und ihre Haltung zueinander miteinander, aber auch mit anderen Personen. Vor allem Raffaels Freundin Helen hat großen Anteil an der Entwicklung der Geschichte, auch wenn sie nur kurze Auftritte hat. Am Ende zeigt sich, dass sich Freundschaften nicht immer an großen Gesten messen lassen, sondern daran, in welchen Umständen man für den Freund da ist.
Die Geschichte fließt in langen Dialogen dahin, die fast schon pilosophisch tiefgründig das Wesen der Freundschaft behandeln. Hier hat Thierry Therasson (Jim oder auch
Téhy) genannt) ganze Arbeit geleistet. In diesen Dialogen sind Sätze drin, die den Leser immer wieder innehalten und nachdenken lassen, bei denen ob der Wahrheit in ihnen fast die Luft wegbleibt. Die Bilder von Mermoux stützen die Worte, ohne von ihnen abzulenken. Beim ersten Blick in das Buch stört der Zeichenstil fast, er ist sehr grob und fast zeichentrickartig zu nennen. Aber nach und nach versöhnt sich der Leser auch mit diesem Stil und nimmt wahr, wie behutsam der Zeichner Bilder und Details einsetzt - wie zum Beispiel das Licht sich ganz schleichend verändert und so den zeitlichen Verlauf anzeigt, ist unauffällig und doch genial.
"Die Einladung" hat keine großartigen Actionszenen, keine packenden Wendungen, und ist trotzdem spannend und wird fast in einem Rutsch verschlungen, trotz der ein oder anderen Länge in den Dialogen. Es konfrontiert den Leser mit der unangenehmen Frage, was die eigenen Freunde für einen selbst tun würden, und wie gut man selbst als Freund ist.
Eine Leseprobe der ersten Seiten findet sich hier beim Splitter-Verlag.