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Fito ist ein begeisterter Gamer und sofort interessiert, als ihm seine Freundin Clara eine Kopie von einem brandneuem Spiel überlasst. Doch dieses Spiel ist anders als alles, was er je gespielt hat. Hier wird der Spieler selbst zur Spielfigur und muss sich durch eine virtuelle Welt voller Gefahren kämpfen. Schon bald muss Fito erkennen, dass die Gefahren jedoch ganz real sind. Denn Clara fällt, aus scheinbar unerklärlichen Gründen, in ein Koma. Dafür kann nur dieses absonderliche Spiel "New World Game" verantwortlich sein. Natürlich muss und will Fito alles daran setzen, seine Freundin zu retten.
Viele großartige Geschichten beginnen nicht am Anfang, sondern mit einem entscheidenden Ereignis. So auch die zweiteilige Comicbuch-Reihe "Dein letztes Leben" von Juan Gimenez. Der Leser wird unvermittelt ins Geschehen hineingeworfen und beobachtet den Protagonisten Fito Pavesa, wie dieser ungläubig vor seinem Computer sitzt und das Intro von "New World Game" fixiert. Das Intro scheint den Monitor zu verlassen und sich auf Fito zuzubewegen – es berührt, zerteilt und materialisiert ihn sogleich wieder in einer virtuellen Spielwelt. Viele unglaubliche und beängstigende Dinge stürzen auf den Hauptakteur ein, der mit der Situation völlig überfordert ist. Nach dessen erstem Schock wird die Vorgeschichte zu diesem Ereignis kurz beleuchtet. Der Einstieg ist gut gewählt, weil er neugierig macht und dem Leser gleich schon zu Beginn Action bietet.
Die Story - aus der Ich-Perspektive von Fito geschildert – wirkt etwas nostalgisch und versetzt den Leser in die 80er und 90er Jahre zurück, in denen noch Disketten, Modems und riesige Telefone ihren Platz daheim hatten. Schließlich beginnt mit einer scheinbar harmlosen Diskette das ganze Chaos …
Sobald der "Held" von Claras Koma erfährt, will dieser seine Freundin daraus befreien – geht dabei aber ziemlich planlos vor. So spielt Fito in der Demoversion von "New World Game" erst einmal Strip-Poker, auch wenn er (und der Leser) noch keine Ahnung hat, wie das Clara letztendlich helfen soll. Da der Protagonist nur weiß, dass das Spiel für den Zustand seiner Freundin verantwortlich sein muss, sucht sich dieser Hilfe bei einem "Fachmann", der für die Computerzeitschrift "Micro" arbeitet: Raf Pick. Dieser entwickelt im späteren Verlauf der Geschehnisse tatsächlich einen Plan, um Clara zu helfen, doch bevor das geschieht, gibt es zwei plan- und orientierungslose Personen, die sich auf ein tödliches Spiel einlassen. Und das ohne zu wissen, "was" und "wie" sie etwas erreichen wollen. So steigen beide einfach ohne Vorbereitung in das Spiel ein und "verballern" erst einmal nutzlos einige ihrer virtuellen Leben.
Auch scheint die Rettung eher eine unangenehme Aufgabe zu sein, die es aufzuschieben gilt. Denn plötzlich sind die Schule und die Hausaufgaben fast wichtiger und die Arbeit muss – natürlich - vor der Rettung erledigt werden. Obendrein jammert Fito ständig über die Gesamtsituation und macht sich damit nicht gerade zum Helden.
Generell wird die Geschichte mit rasanten und turbulenten Bildern präsentiert. Folglich sind auch die Figuren stets in Bewegung; sie kommunizieren lautstark, laufen mit weit aufgerissenen Augen und zum Teil mit irren Gesichtszügen durch dieses Abenteuer. Das ist zu viel des Guten und wirkt an vielen Stellen - vor allem in Gesprächen, in denen es nicht um das Spiel geht - unpassend und lässt die Figuren so aussehen, als hätten sie Drogen konsumiert. Der oftmals entsetzte Blick und die merkwürdige Gesichtsfarbe lassen die Charaktere unattraktiv oder sogar unansehnlich erscheinen. Zudem sind viele Illustrationen dunkel, in verschiedenen blau-grünen Nuancen, gehalten, was zwar zur Videospielatmosphäre passt, aber leider noch mehr Details als ohnehin schon verschluckt. Überhaupt gibt es nicht viele Details zu entdecken, die Zeichnungen sind teilweise nur angedeutet und unscharf.
Anders dagegen wirken die Groß- und Detail-Zeichnungen, die sich entweder auf den Kopf und die Mimik oder sich nur auf eine Partie vom Gesicht der Figuren beschränken. Diese Bildnisse können dem Betrachter durchaus gefallen.
Alles in allem liegt dem ersten Teil von "Dein letztes Leben", eine gute und interessante Idee zugrunde, die aber mehr Potenzial gehabt hätte. Denn leider handeln die Hauptakteure oft nicht nachvollziehbar und auch die Bilder weisen - trotz einiger guter Zeichnungen - Schwächen auf. Somit kann das erste Buch inhaltlich und zeichnerisch nur bedingt überzeugen. Es bleibt abzuwarten, ob der zweite Teil die Geschichte zufriedenstellend abschließt.
Auf der Verlagsseite gibt es eine Leseprobe.