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Die totale Mitternacht naht und droht sich über das gesamte Abarat zu legen. Verantwortlich dafür ist allein Mater Motley, Christopher Carrions Großmutter. Ihre Näherinnen haben tausende mit Lehm gefüllte Sticklinge hergestellt und mit diesen will sie das Abarat für immer übernehmen. Ihre Stunde ist die Mitternacht und so will sie auch die anderen Stunden übernehmen und damit alles Leben im Abarat-Archipel vernichten. Denn fast nichts kann überleben, wenn auf jeder Insel ewige Dunkelheit herrscht, kein einziger Stern mehr leuchtet und all die alptraumhaften Wesen aus ihren Verstecken hervorkommen. Dort haben sie sich über lange Zeit versteckt, wurden heimlich von einigen Abaratern angebetet und gehofft, dass nun bald IHRE Zeit anbricht.
Einzig Candy Quackenbush, Malingo und ihre Freunde scheinen sich gegen diese allmächtige Bedrohung stellen zu wollen. Aber wie sollten sie eine Chance haben gegen Mater Motley, deren Kleid aus mit Seelen gefüllten Puppen besteht, ihren abertausend Sticklingen und all den hervorgekrochenen schreckenerregenden Kreaturen der Dunkelheit? Eigentlich wartet auf sie alle nur eines: der Tod.
Sechs lange Jahre ist es her, dass der zweite Abarat-Band in deutscher Sprache erschien. Sechs lange Jahre mussten die Leser zittern, welch grausame Zeit sich über das Abarat-Archipel legen wird. Wer Clive Barkers Webauftritt verfolgt (
www.clivebarker.info) oder auch die entsprechende Facebook-Seite (
www.facebook.com/booksofabarat), wird schon lange vor Erscheinen des Buches von den Schrecken erfahren haben, die Candy, Malingo, Gazza und die Johns in diesem dritten Abarat-Band erwarten. Reihten sich in Band eins noch Candys Abenteuer auf den einzelnen Abarat-Inseln aneinander, erhielt die Geschichte in Band zwei ("Tage der Wunder, Nächte des Zorns") schon wesentlich mehr Tiefgang, um nun in Band drei ("In der Tiefe der Nacht") dunkler und erschreckender zu werden als je zuvor. Auch wenn "Abarat" eigentlich als Jugendbuch konzipiert ist, können selbst Erwachsene von Clive Barkers Visionen verstört werden. Diesem dritten Abarat-Band merkt man bisher am deutlichsten an, dass Clive Barker eigentlich als einer der großen Meister des Horrors und der Phantastik gilt. "Hellraiser", "Die Bücher des Blutes", "Imagica" - alles Titel, die nicht gerade durch einen Schmusefaktor hervorstechen. In Abarat scheint sich Clive Barker geradezu zu verwirklichen. Seine Ölbilder alleine würden schon ihre eigene Geschichte erzählen, sie gehen auch häufig um einiges weiter als der Text. Sie sind brutaler, erschreckender, geheimnisvoller, verstörender und dunkler. Zwar nimmt sich die im Text beschriebene Handlung nicht wirklich zurück und beinhaltet durchaus drastische Beschreibungen, jedoch haben die Bilder eine noch stärkere Wirkung. Zusammen sind Bilder und geschriebenes Wort ein Kunstwerk der besonderen Art. Und im Grunde ist Clive Barkers zentrales Thema doch ganz klassisch: Liebe.
Leider kommt aber die Story nicht an die des zweiten Bandes heran. Die Handlung bleibt stellenweise sehr abstrakt; die Charaktere - obwohl schon aus den ersten Bänden bekannt - schaffen es nur selten bis zum Leser vorzudringen und mit diesem eine Verbindung einzugehen. Selbst unter den Bildern gibt es dieses Mal nicht ganz so viele, die den Leser bei der bloßen Betrachtung umhauen. Vermutlich ist die sich über den ganzen Band ziehende große Bedrohung des Abarat einfach auch etwas viel für den Leser.
Trotzdem ist und bleibt "Abarat" ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Und wer nur die Bilder anschaut und mit Clive Barkers ganz individuellem Stil so erst einmal nichts anfangen kann, sollte sich unbedingt auf die Kombination aus Text und Bildern einlassen - diese ist einmalig und ungemein beeindruckend. Wundervoll ist, dass auch dieser Abarat-Band wieder in einer limitierten Luxusausgabe bei Heyne erscheint. Der glänzende grüne Leineneinband, der schön gestaltete Schuber, die Hochglanzseiten und der strahlende Farbdruck rechtfertigen den auf den ersten Blick hohen Preis unbedingt. Und nur in dieser Ausgabe sind Barkers Bildkunstwerke direkt dort wo er sie haben wollte - mitten in der Geschichte und allesamt in kräftigen Farben.
Der Heyne-Verlag bietet ein Special zum Buch: zum Special.