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Die Zeit, in der Tierdokumentationen auf unliebsame Sendeplätze in den dritten Programmen verbannt wurden, ist seit einigen Jahren erfreulicherweise wieder vorbei. Seit "Die Reise der Pinguine" erfreuen sich Dokumentarfilme über das Tierreich auch in der Allgemeinheit wieder größerer Beliebtheit. Die Leute gehen ins Kino und schalten wieder ein. Selbst der kommerzielle Disney-Konzern hat das Potential erkannt und vor ein paar Jahren eine neue Kino-Dokureihe ins Leben gerufen, die sich mit der faszinierenden Tierwelt unseres Planeten beschäftigt. Für ihre gelungenen Naturdokumentationen gelobt wird seit jeher die englische BBC. Mit "Nature's Gladiators" ist eine 140minütige Serie auf DVD erschienen.
Wie der Name bereits sagt, fokussiert sich "Nature's Gladiators" auf die kämpferischen Aspekte des Tierreichs: Von der Geburt bis zum Tod ist das Dasein der Tiere ein andauernder Kampf ums Überleben. Es heißt fressen oder gefressen werden, und das macht diese Dokumentation deutlich. Sie stellt das Angriffs- und Verteidigungsverhalten von Raubtieren, Insekten, Amphibien und auch auf den ersten Blick harmlos scheinenden Säugetieren in den Mittelpunkt; zeigt, wie Machtkämpfe zwischen Nashörnern und Vögeln eskalieren können, wie einfallsreich und unerbittlich Insekten vor – und nach – der Fortpflanzung miteinander umgehen können und welche fiesen Tricks Schlangen und Spinnen auf Lager haben, wenn es um die Nahrungssuche geht. Es geht um Ritualkämpfe, Tarnungskünste, chemische Waffen und Gruppen-An- und Übergriffe.
Schön ist, dass die BBC sich hierbei nicht nur auf Landbewohner konzentriert, sondern auch Einblicke in die faszinierende Unterwasserwelt gewährt und Vögel beim Kämpfen beobachtet. Dadurch wird die in sechs Kapiteln eingeteilte DVD sehr abwechslungsreich. Auch werden nicht nur die bekannten gefährlichen Tiere gezeigt wie Geparden oder Haie, sondern auch auf den ersten Blick harmlos scheinende Rassen wie Giraffen oder Zebras. Das Bildmaterial fängt gut ein, wie sie sich mit ihren Hörnern, Hufen und Zähnen traktieren und welche verrückten Verteidigungsstrategien sich Mutter Natur für sie ausgedacht hat. Klar, dass es dabei auch manchmal recht brutal zugehen kann, und bei einer Dokumentation über das Killerverhalten von Tieren wird es natürlich auch mitunter blutig. Zartbesaiteten Gemütern muss klar sein, dass die Kamera hier bewusst auf so manches unappetitliche Detail bewusst draufhält. Zu brutal wird es aber nie, so dass auch Kinder sich die DVD mit älteren Aufsichtspersonen anschauen können.
Die DVD ist in sechs Episoden geteilt, die unterschiedliche Themen in ihren jeweiligen Mittelpunkt rücken. Mal geht es um das Balzverhalten der Tiere, mal um Nahrungskämpfe, mal stehen die Herren der Schöpfung im Mittelpunkt, dann ihr raffinierter Gegenpart: das im Tierreicht oft gar nicht so hilflose weibliche Geschlecht.
So schön allerdings der Abwechslungsreichtum ist, mit dem die BBC-Dokumentation aufwartet, so sehr wäre es zu wünschen gewesen, dass sie mitunter etwas in die Tiefe ginge: Man konzentriert sich nur sehr schlaglichtartig auf die einzelnen Tiere; eine kurze Szene und der Fall scheint für die Macher abgehandelt. So sieht der Zuschauer beispielsweise eine Spinne, die den chemischen Duft einer paarungsreifen Motte imitiert, um ihr Opfer ins Netz zu locken: Cut auf die Motte, die ins Netz fliegt, die Spinne, die heraneilt – und Wechsel zum nächsten Tier. Das sorgt für Kurzweil, man hat jedoch das Gefühl, gern ein bisschen mehr über den jeweiligen Vertreter des Tierreichs erfahren zu wollen. So erinnert der Schnitt der Dokumentation eher an einen Musikvideoclip: schnelle, actionreiche Bilder, um den Zuschauer nur ja nicht zu langweilen. Zudem drängt sich der Verdacht auf, dass für diese Serie schlicht die Bestände des Senders geplündert und aus den unterschiedlichsten Produktionen einfach eine neue zusammen geschnitten wurde. Das ist nicht zwangsläufig schlecht, aber nach Ansehen der Dokumentation hat der Betrachter das Gefühl, Wissensvermittlung im Fastfood-Stil erlebt zu haben.
Dieser Nachteil wird etwas abgemildert durch den Kommentator, der unaufdringlich in jeder Szene auf das Wesentliche hinweist. Auf der DVD sind eine deutsche und eine englische Tonspur anwählbar, und in beiden Fällen besitzt der Kommentator eine sehr angenehme Stimme. Die Übersetzung ins Deutsche scheint zudem kompetent gelungen.
Wer sich vor allem für die rauen Seiten des Tierreichs – die Waffen der Natur und die Kämpfe ums nackte Überleben – interessiert und sich plakative Bilder wünscht, kommt hier auf seine Kosten. Wer es gern etwas tiefgründiger mag, ist mit einer anderen BBC-Dokumentation vermutlich besser beraten.