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1998 erschien mit "Marlysa - Le Masque" der erste Band einer Fantasycomic-Serie, die Geschichte geschrieben hat. In Frankreich und Deutschland sind die Alben von Szenarist Jean-Chalres Gaudin und Illustrator Jean-Pierre Danard zum absoluten Kult für Tausende von Fans geworden. Mittlerweile gibt es elf Bände (in Frankreich seit Dezember 2011 mit dem Erscheinen von "La Métamorphose"; in Deutschland ist erst der neunte Band erschienen) und ein Ende ist - hoffentlich - nicht abzusehen.
Drei Jahre nach der französischen Ausgabe kann man seit April 2012 endlich auch in Deutschland den ersten Zyklus von "Marlysa", der die ersten fünf Alben "Die Maske", "Der Schatten von Dompur", "Die andere Seite", "Bragal" und "Der Thaumaturg” umfasst, erwerben.
Das panische Wiehern der Walmaks weckt Randin. Der Vollmond taucht den Hof am Rande Toldens in ein unheilverkündendes Spiel aus bleichem Licht und dunklen Schatten. Im Stroh findet Randin ein kleines Bündel, das sich als Säugling entpuppt. Doch als er und seine Frau Telsi das Mädchen in Augenschein nehmen, entdecken sie, dass sein Gesicht entstellt ist und die Dorfbewohner das Baby niemals akzeptieren werden. Dennoch beschließen Randins und Telsi, die selbst kinderlos geblieben sind, das Mädchen aufzuziehen. Sie bedecken sein Gesicht mit einer Maske, die einzig Augen und Mund freilässt.
Die Jahre gehen vorüber und aus der kleinen Marlysa wird ein kämpferische, selbstbewusste junge Frau, die unbedingt die Ausbildung zur Kriegerin absolvieren will. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit Marlysa. Ein mächtiger Gegner scheint ihren Tod zu wünschen und lässt Heerscharen furchterregender Monster aufmarschieren. Mehr als einmal entkommen Marlysa und ihre Freunde nur mit knapper Not den Schergen des Unbekannten. Als ihre Eltern nach einer Reise nach Dompur nicht zurückkommen, beschließt Marlysa, sie zu suchen.
Sie ahnt nicht, dass sie nicht nur nach Dompur reisen, sondern sogar das angrenzende Nebelmeer überqueren muss, um ihre Eltern zu retten und sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Die fünf Alben des ersten Zyklus, die einzeln weit mehr als sechzig Euro gekostet haben, kann man nun - da sie teilweise vergriffen sind und kaum mehr neu aufgelegt werden - für knapp vierzig Euro erwerben. Und wer diese einmaligen Fantasy-Comics noch nicht sein Eigen nennt, sollte auch keinen Augenblick zögern.
In brillanter Qualität, erstklassigem Druck, dem bekanntem und allseits geschätztem Splitter-Überformat und vierzehn Extra-Seiten mit verschiedenen Illustrationen von Jean-Pierre Danard ist dieser Sammelband einfach einmalig. Und auch wer die späteren Bände kennt, die Ursprünge aber noch nicht gelesen hat, sollte unbedingt zugreifen.
Das Abenteuer, das Gaudin (in den ersten zwei Bänden gemeinsam mit Didier Crisse) hier entworfen hat, ist in seiner Vielschichtigkeit, Dramatik, seiner Spannung, gepaart mit lockerem Humor, einer Prise Erotik und viel Herzschmerz ein fast einmaliges Produkt. Und dieser komplexe Weltenentwurf wird von Jean-Pierre Danard so genial in Szene gesetzt, dass man aus dem Staunen von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr herauskommt. Jedes einzelne Panel offenbart unzählige Details, jede Seite wartet mit überraschenden Perspektiven, neuen Wesen und Ansichten dieser Welt auf. Dabei kanalisiert Danard seine überbordende Fantasie selten in konventionellen Bahnen. Nichts ist vorhersehbar, keine neue Episode wartet nicht mit fantasievollen Wesen und Geschöpfen auf, die traum- wie alptraumhaft den Betrachter fast berauschen.
Unterstützt wird diese Wirkung durch die sehr farbenfrohe Kolorierung von Sabine Fuentes (Bände 1 - 3), Nolwenn Lebreton (Band 4) und Angélique Césano und Olivier Boutet (Band 5). Sie betonen sowohl die lustige als auch die tragisch-dramatische Komponente sehr deutlich und betonen durch die fast schwelgerische Verwendung kräftiger Farben vor allem die Vielfältigkeit des Weltenentwurfs von Danard und Gaudin perfekt.
Wer eine ausführliche Leseprobe genießen oder diesen Sammelband erwerben will, wird auf der Verlagswebseite fündig.