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Seit einigen Wochen ist Alkohol Saras bester Freund. Ihre Freundinnen Miki und Angelina schieben es auf den Tod der 'Hexe' von Großmutter, die Sara aufgezogen hat, doch es sind die Schmerzen in ihrem Bein, die Sara in den Suff treiben. Ihr Bein, welches seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern von einer Narbe gezeichnet ist und sie hinken lässt. Es ist nicht die einzige Narbe, die Sara davongetragen hat, auch in ihrem Gesicht hat diese furchtbare Nacht ihre Spuren hinterlassen.
Selbst ihrem Boss Marrec, dem Besitzer des örtlichen Motorradladens und der Werkstatt, der fast wie ein Vater für sie ist, hat sie sich nicht anvertraut. Sara ahnt nicht, dass er mehr über ihren Zustand weiß, als er zugibt, doch solange Saras Großmutter am Leben war, war er zum Nichtstun verdammt.
Denn Sara weiß nicht, dass sie ein Wolfswandler ist und ihre Verletzung von Streitigkeiten mit einem Rudel Löwenwandler herrühren, die ihre Eltern das Leben kostete. Und obwohl Marrec ebenfalls ein Gestaltwandler ist, ist es doch die Aufgabe von Saras eigentlicher Meute, sie in ihre wahre Natur einzuführen. So ist er auch nicht überrascht, als eine 'Motorradgang' in dem kleinen texanischen Nest auftaucht, um sich Saras anzunehmen. Der sonst so überfürsorgliche Marrec treibt Sara geradezu in die Arme des Anführers Zach Sheridan, ein Mann, der Saras Hormone verrückt spielen lässt. Zach hat bald alle Hände voll zu tun, die neu erwachte Wölfin im Zaum zu halten, denn Sara bringt ihn schier um den Verstand - und um einiges mehr ....
Mit "Gezähmt" startet die neue Reihe "Wolf Diaries" aus der Feder von G. A. Aiken.
Nach Drachen und Löwen greift die Autorin nun auch Wolfswandler auf. Dabei wird der Begriff Werwolf ganz bewusst vermieden, denn diese Gestaltwandler sind anders. So zahlreich wie die Bücher, die sich mit ihnen beschäftigen, so unterschiedlich sind auch ihre Ausprägungen und doch gibt es nur wenige bis gar keine Romane, die es ihren Wandlern erlauben, absolut nichts über ihren Zustand zu wissen. Spätestens im Teenageralter bricht das Klischee normalerweise durch, doch G. A. Aiken ist eigen und gibt dies auch an ihre Figuren weiter. Und so kommt man in den Genuss einer Hauptperson, die nichts, aber auch gar nichts von ihrer übernatürlichen Abstammung ahnt, was im ersten Moment durchaus etwas befremdlich wirkt, da man es einfach anders gewöhnt ist.
Hat der Leser die erste Irritation überwunden, entdeckt er schnell den für G. A. Aiken typischen Stil hinter allem: animalische Triebe, schnell aufflammende Leidenschaft und das alles verpackt in eine mehr oder minder komplexe Rahmenhandlung. Von der Komplexität her liegt dieser Rahmen zwischen den Reihen "Dragon Kin" und "Lions", wobei bei "Dragon Kin" die Handlung wirklich ansprechend ist und die Leidenschaft nur eine erotische Dreingabe war, während bei "Lions" die Handlung scheinbar als Störfaktor für die Auslebung animalischer Triebe daher kam.
Damit ist "Wolfs Diaries" auf jeden Fall noch ausbaufähig, aber besitzt auch so viel Potenzial, dass der Leser immerhin neugierig ist, ob es G. A. Aiken gelingt, dieser Story eine ähnliche Tiefe wie "Dragon Kin" zu verleihen. Immerhin hat sie ein interessantes Konzept, und obwohl sie eine der "In"-Thematiken verwendet, schafft die Autorin es, sich von der Masse abzuheben.
So ist "Gezähmt" ein solider Grundstein für eine Reihe der amüsanten, aber weniger anspruchsvollen Art. Wer Gefallen an G. A. Aiken gefunden hat, wird hier ohne es zu bereuen einen Blick hineinwerfen können - und wer weiß, was die Zukunft noch bringen mag!
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.